Was das bayrische Kochbuch bei uns, das ist „Joy of Cooking“ von Irma S. Rombauer in Amerika. Ein umfassendes Nachschlagewerk mit weit über 4000 Rezepten, mit umfassendem Index und Stichwortverzeichnis, mit hunderten von Grundrezepten, unzähligen praktischen Tipps und Themen von A wie Abendessen bis Z wie Zuppa Romana. Der dicke Wälzer ist auch ganz süß illustriert, mit Schwarzweiß-Zeichnungen aus den 40er/50er Jahren, die sind sehr appetitlich anzusehen. Diese hier zeigt zum Beispiel, wie man in einen Eisblock eine Schüssel für die Bowle hineinbekommt:
Die Rombauers (man merkt es schon am Namen) sind eine deutschstämmige Familie, und lustigerweise stehen im „Joy“ auch jede Menge deutscher Nationalgerichte und amerikanisierte Abwandlungen davon. Da gibt es zum Beispiel den sagenhaften „Sauerbrated Meat Loaf“, das ist der uramerikanische Meat Loaf (Hackbraten) mit einer süßsauren Sauce wie beim deutschen Sauerbraten. Schmeckt übrigens sehr lecker 🙂
The Joy ist auch ein ganz wunderbares Lesebuch, die Vorwörter zu den einzelnen Kapiteln sind gespickt mit Anekdoten aus dem Leben der Autorin in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, und auch bei vielen Rezepten finden sich Histörchen und witzige Begebenheiten, so daß das Rezepte-Lesen zu einem unterhaltsamen kulinarisch-literarischen Ausflug in frühere Zeiten wird. Die besondere Stärke des Joy, so finde ich jedenfalls, sind die vielen Rezepte und unzähligen Tipps für grössere Feste. Schließlich kocht man ja nicht jeden Tag für 40 oder 100 Personen, da braucht man schon zuverlässig gelingsichere Gerichte und handfeste Tipps für die Vorbereitungsarbeiten, damit das Fest nicht in Streß ausartet.
Mein erstes Exemplar, eine Taschenbuchausgabe von Joy, bekam ich in den frühen 90er Jahren von einer amerikanischen Freundin zu Weihnachten geschenkt, und ich hab es seitdem so viel benutzt, daß es jetzt buchstäblich auseinanderfällt:
Ich habe mir gerade ein neues Exemplar bestellt, diesmal ein Hardcover, das sollte eine Weile länger halten. Es kostet so um die 25 € und ist jeden Cent davon wert! Englisch muß man halt können, und die Umrechnungstabelle von „Cups“ und „Spoons“ auf Liter und Gramm braucht man auch andauernd. Aber das gute alte Joy ist halt ein wirklich wertvolles Nachschlagewerk, und wer die ungeheure Vielfalt und den Ideenreichtum der authentischen amerikanischen Küche näher kennenlernen möchte, wird an dem dicken Wälzer seine helle Freude haben!