Dieses absolut zauberhafte Kochbuch von Anneliese Kompatscher habe ich von meiner Mama geerbt, und ich liebe es ganz besonders, weil es mich an die wunderbaren Urlaube mit der Familie in Südtirol erinnert. Wir waren ganz oft in Brixen und im Grödner Tal beim Skifahren, Wandern und Bergsteigen, und es war immer ein einzigartiges Natur- und Kulturerlebnis für die ganze Familie. Die herrlichen Berge, die wundervollen mittelalterlichen Städte und Burgen, und nicht zu vergessen die sagenhaften Gasthöfe und Restaurants, in denen wir immer einkehrten. Die inflationäre Lira stand damals (in den 60er/70er Jahren) noch so günstig gegen die harte D-Mark, dass es sich selbst kinderreiche Familien wie wir leisten konnten, fast jeden Urlaubsabend zum Essen zu gehen. Was haben wir geschlemmt, und die Atmosphäre und die famosen Gerichte der Südtiroler Gastlichkeit genossen!
Im Restaurant Fink die Spinatspatzen und den Menhirspieß, beim Wirt an der Mahr die gerösteten Keschtn (Kastanien) und die Brettljausn zu Rotwein und Harfenmusik, im Hotel Elefant die gehobene Feinschmeckerküche mit allerlei Wild- und Fischspezialitäten, beim Oste Scuro (Finsterwirt) das Steinpilzrisotto und die herzhaften Bratengerichte aus dem Ofen… ach, ich könnte ewig so weitererzählen, meine kulinarischen Erinnerungen an Südtirol sind schier unerschöpflich.
In diesem liebevoll gemachten und mit schönen Fotos ausgestatteten Juwel von einem Kochbuch finde ich all jene Gerichte wieder, die uns damals so wahnsinnig gut geschmeckt haben. Die Südtiroler Küche ist im Grunde ebenso bodenständig wie die Bayrische, aber sie hat ein sonniges Flair vom italienischen Einfluß, eine leichte Hand mit Gewürzen und Kräutern, eine Raffinesse von der Handvoll Parmesan hier und dem Rosmarin und Knoblauch dort, kurz sie ist eine entscheidende Spur eleganter und weltläufiger als wir von den bayrischen Vettern hier kochen. Alle Rezepte sind sehr ausführlich und genau beschrieben, so daß man sie ohne Probleme nachkochen kann, auch wenn man die Zutaten (Den Graukaas, die Steinpilze, das schwarzplentene Mehl…) manchmal ein bißchen suchen muß. Zusätzlich zu den Traditionsrezepten gibt es noch einige schöne Gerichte der Südtiroler „Nouvelle Cuisine“, die zeigen wie modern und raffiniert man heute im Alto Adige auch tafeln kann. Insgesamt ein wirklich wunderbares Koch- und Lesebuch, das man immer wieder gern in die Hand nimmt, schon auch der appetitlichen Fotos wegen. Es ist bei z.B. bei Amazon durchaus noch erhältlich und kostet ca. 25 €.