Wenn man einen Raglan von oben (RVO) stricken kann, ist das schon die halbe Miete. Jacquard- und Norwegermuster Stricken ist beim RVO ja so schön einfach, weil man nur rechte Maschen strickt – ich finde Einstrickmuster von links einfach nur schrecklich umständlich und vermeide sie wo es nur geht. Aber wie gesagt, beim RVO gehts ja immer nur rechtsrum, und da sind die farbigen Muster sehr leicht zu stricken.
Allerdings werden die mit doppeltem Faden gestrickten Muster auch sehr dicht und warm, mir meistens zu warm! So einen dicken Norwegerpulli kann ich nur draussen bei klirrenden Minusgraden anziehen, für drinnen ist mir der viel zu „heizkräftig“. Was mache ich also mit den allzu molligen Pullis? Ich mache eine Jacke draus, und zwar nach Norwegerart aufgeschnitten.
Man strickt ganz normal einen Raglan von oben, der hat erstmal noch kein Halsbündchen, das kommt erst zum Schluß. Heißer Tipp: den Rundenanfang (da, wo der Farbwechsel ist) verlegt man in die vordere Mitte, da wo das Teil später aufgeschnitten wird. Dann spart man sich das Fäden-vernähen!
Man kann auch in der vorderen Mitte einen „Steek“ arbeiten, das ist ein 3-5 cm breiter Streifen in einem kleinen zweifarbigen Muster, so daß man gleich erkennt, wo die Mitte ist. Ist aber nicht unbedingt notwendig.
So, und wenn der Pulli jetzt mal fertig gestrickt ist, gehts los: Nähmaschine her, passendes Garn einfädeln, schmalen Zickzackstich (Stichlänge etwa 3/4) einstellen und links und rechts der vorderen Mitte jeweils vom Halsausschnitt bis unten zum Bündchen durchnähen. Der Abstand zwischen den Nähten soll etwa 3-4 cm betragen, ich zeichne das mal ungefähr auf:
So, und jetzt gilts: grosse, scharfe Schere nehmen und in der Mitte zwischen den Nahtlinien aufschneiden, dabei fallen schonmal alle Fadenendchen weg!
Wenn man ganz sicher gehen will, versäubert man jetzt noch die aufgeschnittenen Kanten mit einem breiten Zickzackstich. Dann klappt man die aufgeschittene Kante glatt nach innen und näht sie von Hand mit Spannstichen fest, das sieht dann ungefähr so aus:
Ihr müßt keine Bange haben daß Maschen fallen oder sich aufribbeln, die werden von den Zickzack-Nähten bombenfest gehalten!
Jetzt kann man das Halsbündchen anstricken, und evtl. auch den Bund am unteren Rand.
Wenn die vorderen Blenden angenäht sind, kann man aus dem Rand Maschen auffassen und noch eine Blende im Rippenmuster dranstricken, oder man umhäkelt die Kante einfach mit einer Reihe fester Maschen, so wie ich es hier gemacht habe, das sieht auch sehr sauber aus:
Fertig ist die aufgeschnittene Jacke!
Ich nähe allerdings immer (bei jeder gestrickten Jacke oder Weste) an der Innenkante des Halsausschnitts noch ein festes Satin- oder Nahtband ein, damit der Ausschnitt halt bekommt und nicht ausleiert. Das ist zwar ein bißchen Arbeit, lohnt sich aber wegen der besonders guten Paßform.
Hier seht ihr noch ein anderes aufgeschnittenes Modell nach dem selben Prinzip, es heißt „Nordlicht“ und ist aus Sockenwolle doppelt mit 5er Nadeln gestrickt, also so richtig schön dick und mollig warm:
So sieht das edle Stück im Ganzen aus:
Das war jetzt nicht schwer, oder? Wer gerne bunte Einstrickmuster strickt, sollte die Methode des Aufschneidens auf jeden Fall mal ausprobieren. Ich finde, eine Jacke macht nicht ganz so warm wie ein dicker Pulli und ist auch schneller aus- und wieder angezogen. Traut euch nur, es ist wirklich nicht schlimm!