Praxis Dr. Inselfisch

Psychologie, Philosophie und Programmierung

Kreativität und Fantasie: vom Erkennen des Potentials der Dinge

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Ich bin ein Kreativbolzen. Immer schon gewe­sen, schon als kleines Kind. Und weil das erkan­nt und gefördert wurde, beson­ders von meinen Großel­tern, durfte ich meine Tal­ente auch leben und ent­fal­ten.  Ich durfte malen und basteln und nähen und han­dar­beit­en, ich durfte Möbel restau­ri­eren, das war schon als Schul­mäd­chen meine Lei­den­schaft. Unsere Großel­tern waren wun­der­bare Men­schen und haben uns schon in früh­ester Jugend gelehrt, Freude mit ein­fachen Mit­tel zu find­en. Opa war ein geschick­ter Handw­erk­er und hat Steck­enpferde, Pup­pen­häuser und Stelzen für uns gebaut, Oma war eine hochtal­en­tierte Schnei­derin und hat die schön­sten Klei­der für uns genäht. Ausser­dem durften wir in ihrem Nähate­lier mit den Resten spie­len und Pup­pen­klei­der machen, das hat uns Mäd­chen die Liebe zur Mode und die Freude an schö­nen Anziehsachen gelehrt, das ist eine Ein­stel­lung die ein­er Frau im Leben viel Freude bringt.

Dabei waren Oma und Opa nach heuti­gen Massstäben arme Leute, Opa bastelte mit Holzresten aus der Schreinerei, Oma erstand unsere Klei­der­stoffe immer nur nach Son­derange­bot oder zwack­te Reste von den Stof­fen für ihre zahlen­den Kundin­nen ab. Das machte nichts, dieses Erschaf­fen von fan­tasievollen und schö­nen Din­gen aus Resten lehrte uns, dass nicht alles teuer sein muss, was gut und schön ist. Meine Schulka­m­eradin­nen und Kam­er­aden hat­ten alle ganz andere Spiel­sachen als wir, die Mädels sam­melten Bar­bie-Pup­pen (die fand ich furcht­bar, so zaun­dürr!) und die Jungs hat­ten Märklin-Eisen­bah­nen mit ganz viel teurem Zube­hör und Car­rera Rennbah­nen mit sünd­teuren Ren­nwa­gen.

Wir hat­ten eine Brio-Holzeisen­bahn, für die ich noch als Teenag­er aus Papp­maché und Säge­spä­nen Berge und Täler bastelte und mit selb­st­ge­sam­meltem Moos Wälder und Gebüsche drauf­stellte. Wir Mädels hat­ten jede eine Baby­puppe und später eine mit Liebe aus­ge­suchte Mäd­chen­puppe, für die uner­müdlich immer neue Klei­der genäht wur­den. Die Jungs hat­ten Ted­dy­bären, für die von uns Mädels zün­ftige Tra­cht­en­jack­en und kernige See­mannspullover gestrickt wur­den.

Wir hat­ten auch Eimer­weise Legosteine, nicht die fer­ti­gen Sets, die waren viel zu teuer, son­dern die bunt gemis­cht­en Steine in allen Grössen und Far­ben, aus denen wir ganze Städte baut­en, und Autos und einen Tier­park und einen Markt und alles was uns in den Sinn kam. Man musste nur schnell sein und alle Legos wegräu­men, wenn Mami mit dem Staub­sauger kam, die saugte uns immer die Einser und Zweier Lego weg, und die brauchte man doch immer!

Wir haben auch ganz viel im Garten im Sand­kas­ten gespielt, in den durften wir im Som­mer  Wass­er  ein­leit­en, und da sassen wir an heis­sen Som­merta­gen wie die glück­lichen Fer­kelchen in der Suh­le und baut­en Dämme und Tüm­pel und liessen Schif­ferl schwim­men und matscht­en uns ein nach Herzenslust! Bevor wir wieder ins Haus durften, mussten wir uns ausziehen und der Rei­he nach auf­stellen, und Mami hat uns mit dem eiskalten Wass­er aus dem Garten­schlauch abge­spritzt, danach gings direkt in die Bade­wanne.

Was mich unsere Großeletern gelehrt haben: zu sehen, was aus den Din­gen wer­den kann, wenn man mit etwas Fan­tasie und Liebe drange­ht. Ein knor­riges Wurzel­stück wurde bei Opa ein wilder Hengst als Steck­enpferd, ein Broka­trest von einem Abend­kleid inspiri­erte die Oma zu ein­er App­lika­tion auf dem Bal­lk­leid mein­er kleinen Schwest­er. Ich kann heute einen Haufen gemis­chte Glasperlen anschauen, und sehe Ohrringe, Arm­bän­der und Col­liers, wo andere nur bunt gemis­cht­es Glas sehen. Ich kann einen Korb voller Woll­reste nehmen, mit dem andere Strick­erin­nen nichts recht­es mehr anfan­gen kön­nen, und die schön­sten bun­ten Patch­work­strick­sachen daraus entste­hen lassen, das hab ich von mein­er Oma gel­ernt. Das geht sog­ar noch auf ein­er anderen Ebene: ich kann an einem blauen Som­mertag am Starn­berg­er See, an dem man kaum das Berg­panora­ma sehen kann vor lauter Dun­st, ein far­ben­fro­hes Aquarell entste­hen lassen, weil ich die fein­sten Farb­nu­an­cen wahrnehme und für das Malen auf Papi­er ver­stärken und ver­fein­ern kann. Ich sehe in der Tat mehr Far­ben als andere Men­schen, deswe­gen bin ich Malerin.

Die Liste ist lang, kreative Men­schen sind sel­ten auf ein Handw­erk, eine Kun­st­form beschränkt, sie sind oft­mals der sprich­wörtliche Hans­dampf in allen Gassen und pfle­gen viele Tal­ente. Der Trick ist aber immer: sehen was da ist, und erken­nen was mit etwas Fan­tasie und Liebe daraus wer­den kön­nte. Das ist kün­st­lerische Kreativ­ität, und macht das Leben reich­er.

 

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