Es ist wieder diese Zeit im Jahr: mich juckt der Statistik-Nerv, ich schau mir zum Jahresende die Besucherstatistiken meiner Blogs mal wieder genauer an. Alle alten Programmierer lieben Statistiken, ich bin da keine Ausnahme, und liebe meine Zahlenschubsereien.
Der absolute Renner ist nach wie vor mein barrierefreies Inselfisch-Kochbuch, mit weit über 100.000 Besuchern und einem Schnitt von knapp 200 Besuchern/Tag. Dicht gefolgt von meinen Oddballs Handarbeitsseiten, hier habe ich über 60.000 Besucher, ca. 120 am Tag.Der nächste Renner ist mein Blog für alte Programmierer, das Bistro zum schwarzen Pinguin verzeichnete dieses Jahr gut 30.000 Besucher, ca. 90/Tag. Ein Hit sind auch meine Seiten mit den Landschaftsbildern, Aquarell — Malen mit Licht und Luft verzeichnete knapp 19.000 Besucher, ca. 30 am Tag. Sogar mein kleiner Glasperlenschmuck-Blog Evis Finest ist noch gut mit im Rennen, hier hatte ich knapp 14.000 Besucher/ca. 15 am Tag.
Wenn man noch ein bisschen Kleinkram mitrechnet (die Computergrafiken, die Hörbilder, die Kinderbücher…) sind das mal flockig an die 250.000 Besucher auf meiner Webseite evileu.de , das ist eine Viertel Million! Das ist der Hammer, finde ich, für eine nicht-kommerzielle private kleine Seite sind das schon stolze Zahlen.
Ich werde angesichts dieser Besucherzahlen immer wieder gefragt, ob ich nicht darüber Nachdenke, Geld mit meinen Webseiten zu verdienen. Ich denke darüber nach, recht oft sogar. Und komme immer wieder zum selben Ergebnis: Njet, nein Danke.
Ich könnte zum Beispiel im Inselfisch-Kochbuch Anzeigen von Lebensmittelfirmen schalten, die wären da sicher interessiert. Ja, und dann? Für die paar Kröten, die da hereinkommen würden, ginge meine schöne Barrierefreiheit über den Jordan, aufpoppende Werbeeinblendungen sind eine Zumutung für Screenreader-Benutzer. Erschwerend kommt hinzu, dass ich nicht für jedes x‑beliebige Food-Produkt Werbung machen wollte, Fixprodukte und Fertiggerichte kommen z.B. bei mir nicht ins Haus. Da würde ich schon eher Werbung für Geschäfte machen wollen, wo ich selber gern einkaufe und hinter der Qualität stehe, aber das sind durch die Bank kleine Einzelhandelsbetriebe, die kein oder nur ein sehr kleines Werbebudget haben, da wirds wieder nix mit dem Riesen-Reibach. Also: keine Werbung im Inselfisch-Kochbuch.
Man könnte auch für den Download von Rezepten eine kleine Gebühr verlangen, Kleinvieh macht auch Mist, da käme wahrscheinlich mit der Zeit ganz schön was zusammen. Da sträuben sich mir aber sämtliche Antennen, schliesslich veröffentliche ich meine Rezepte, damit sie jeder Nachkochen kann. Dazu gehört auch, dass man in meinen Rezepten schmökern kann und sich die heraussuchen, die einen am meisten ansprechen — wenn man erst was zahlen müsste, bevor man ein Rezept begutachten kann, das fände ich kontraproduktiv. Woher soll man vorher wissen, ob man es sich zutraut, ein Rezept nach meiner Anleitung selbst zuzubereiten? Ich denke da vor allem auch an meine Besucher mit Handicap, die ganz sicher erstmal das ganze Rezept gründlich durchlesen wollen, ehe sie sich an die Zubereitung wagen. Also, Downloadgebühr für Rezepte fällt auch aus.
Genauso sieht es auf meinen Oddballs-Handarbeitsseiten aus: ich biete unter anderem eine ganze Latte barrierefreier Strickanleitungen zum kostenlosen Download an. Da ich meine Zielgruppe gut kenne und auch viel Feedback vor allem von meinen sehgeschädigten Handarbeitsfreundinnen bekomme, weiss ich dass die ganz viel damit zu kämpfen haben, dass Anleitungen dann doch nicht barrierefrei sind und für Strickerinnen mit Handicap nicht zum Nacharbeiten taugen. Bei mir kann man sich die Anleitungen kostenlos herunterladen und in Ruhe ausprobieren, ich mag da kein Geld dafür verlangen. Auch die nicht-barrierefreien Anleitungen sind und bleiben bei mir kostenlos.
Bei meinen Aquarellen sieht es auch nicht viel anders aus. Ich weiss, dass die Bilder ganz viel kopiert und ausgedruckt werden, aber ich mag da auch keine Download-Gebühren verlangen, weil es den ganzen Sinn und Zweck meiner Bilder-Webseite in Frage stellen würde. Ich habe die Seite als Medium geschaffen, damit meine Bilder unter die Leute kommen und gesehen werden, und so alle heiligen Zeiten einmal verkaufe ich auch eins. Aber nicht die kommerzielle Vermarktung ist mein Ziel, sondern die Präsentation meiner Arbeiten in einem schönen Rahmen, wo man auch zum Beispiel nach Lieblingsplätzen oder Jahreszeiten Bilder suchen kann und eine schöne Auswahl findet. Meine Besucherzahlen geben mir recht — die Bilderseiten sind sehr beliebt, und ich habe schon oft das Feedback gekriegt, dass manche Benutzer immer wieder kommen und sich die Bilder ansehen, weil sie ihnen so gut gefallen. Das ist mein Profit — die Bestätigung, dass meine Aquarelle bei meinem Publikum gut ankommen.
Und was hat das alles jetzt mit Public Domain und Open Source zu tun?
Alles! Ich bin ein “Digital Native”, ich bin mit dem Internet zusammen in meinem Beruf grossgeworden, und ich vertrete von Anfang an die Überzeugung, dass das Web eine freie Informationsquelle für alle sein und bleiben sollte. Die explodierende Kommerzialisierung der letzten 10, 20 Jahre finde ich fürchterlich, aber gottseidank bin ich gegen Werbung immun und klicke schneller weg als man “Cash” sagen kann, wenn ich mal auf einer Seite lande die mir nur irgendwelchen Schotter verkaufen will.
Dagegen bin ich Dauerkunde bei vielen freien Foren, die sich ohne Abkassieren und Abzocke mit Themen beschäftigen, die mich interessieren. Ich bin viel in den Webdesign- und Programmiererforen unterwegs, ich nutze sehr gerne die hervorragenden Online-Schulungsangebote des W3C, ich surfe mit Begeisterung durch die kostenlosen Handarbeitsanleitungen auf Ravelry, ich engagiere mich in den WordPress-Accessibility Aktivitäten, um nur einige wenige zu nennen. Ich weigere mich strikt, für solche Dienste und Informationsquellen etwas zu bezahlen, es gibt genügend freie Angebote, man muss halt manchmal ein bisschen länger recherchieren, aber es ist alles da und frei zugänglich. Das ist gut so, und mein Beitrag dazu, dass es auch in Zukunft so bleibt ist es eben, auf meiner privaten Webseite evileu.de niemanden abzukassieren. Meine Seiten sind und bleiben frei zugänglich, einige sogar als besonderer Service barrierefrei bzw. barrierearm, und ich bin stolz darauf dass ich mit meinen unterschiedlichen Interessengebieten und Angeboten so viele Besucher anziehe.
Das ist meine Internet-Philosophie: ich hole mir viel aus dem Netz und lerne und staune täglich wieder, was es alles an tollen kostenlosen Angeboten gibt. Ich revanchiere mich dafür mit meinen eigenen kommerzfreien Webseiten, in meinem mittlerweile gar nicht mehr so kleinen Rahmen. Das ist die Idee hinter Public Domain und Open Source, dahinter stehe ich, und ich glaube nicht dass sich daran jemals etwas ändern wird.