Die trockene Aquarell-„Zeichnung“
Ich bevorzuge eine relativ trockene Maltechnik, bei der die Farben möglichst nebeneinander aufs Papier gesetzt werden und nur wenig ineinander verlaufen, um ihre Leuchtkraft zu erhalten. Dies nennt man auch eine Aquarellzeichnung, weil der Pinsel dabei ähnlich wie ein Zeichenstift eingesetzt wird.
Naß-in-Naß-Technik
Aber man kann ein Aquarell auch anders gestalten. Besonders weiche und fließende Übergänge erzielt man mit der Naß-in-Naß-Technik, bei der das gesamte Papier zunächst angefeuchtet wird, ehe man die Farben aufbringt. Hierbei lassen sich besonders sanfte Schattierungen erzielen, wie sie zum Beispiel für Wolken oder eine Meereslandschaft erwünscht sind. Auch abstrakte Bilder lassen sich mit der Naß-in-Naß-Technik interessant und eindrucksvoll gestalten.
Lasuren von hell nach dunkel
Selten ist man mit dem ersten Farbauftrag schon fertig, in den meisten Fällen wird man mit Lasuren arbeiten, um Farben intensiver zu machen und Schatten und Landschaftselemente zu gestalten. Dabei übermalt man die bereits trockene Farbe mit einem weiteren Farbauftrag, wie in nebenstehendem Bild an den Wolken besonders gut zu erkennen ist. Hier wurden die zuerst hellst Graublau gemalten Wolkenformen mit violetten und anthrazitfarbenen Lasuren intensiviert, um die Sturmstimmung zu betonen.
Hell auf Dunkel: der Trick mit der Maskierflüssigkeit
Eine der schwierigsten Techniken der Aquarellmalerei ist das Malen von hellen Objekten auf einem dunklen Untergrund. Man kann natürlich die hellen Bildelemente zuerst mal anzeichnen und dann den Untergrund mit kräftigem Farbauftrag dunkel ausmalen, aber das ist gerade bei feingliedrigeren Motiven eine Heidenarbeit. Damit das Hell-auf-Dunkel trotzdem gelingt, gibt es einen Trick: man verwendet Maskierflüssigkeit.
Maskierflüssigkeit ist eine schnelltrocknenden Gummilösung, die nach dem Trocknen mit einem Radiergummi wieder entfernt werden kann. Sie ist relativ zähflüssig, so daß man nicht wirklich haarfeine Details damit abdecken kann, aber mit einem spitzen Pinsel und etwas Geduld klappt auch das Abdecken feinerer Bildelemente.
Man füllt einfach die Stellen im Bild, die hell bleiben sollen, mit Maskierflüssigkeit aus. Die läßt man dann ein paar Minuten trocknen. Dann kann man den Hintergrund mit großzügigem Pinselstrich in dunkleren Farben ausfüllen, da wo die Markierflüssigkeit auf dem Papier liegt, perlt die Farbe ab und dringt nicht in das Papier ein.
Bild trocknen lassen, und mit einem weichen Radiergummi die Maskierflüssigkeit mit etwas Gefühl wieder abradieren. Dann kann man in die weiß gebliebenen Stellen die feinen Details der hellen Bildelemente mit leichter Hand und zartem Farbauftrag ausfüllen. Das sieht man hier auf dem Bild aus dem Münchner Rosengarten besonders schön:
Wichtig! Die Maskierflüssigkeit muß am selben Tag noch entfernt werden, wenn sie länger als ein paar Stunden eintrocknet, kriegt man sie nicht mehr ab und das Bild ist ruiniert.
Zu guter Letzt: Seien sie spontan!
Eine herausragende Eigenschaft der Aquarellfarben ist, dass man nur mit Wasser und Pinsel arbeitet und keine besonderen Lösungsmittel oder Mischtechniken benötigt. Ein Aquarell kann ganz spontan entstehen, auch ohne Skizze, indem man einfach die Farben mutig aufs Papier setzt. Farben und Flächen sind viel wichtiger als Details!
Landschaften mit wenigen Pinselstrichen
Man kommt besonders bei Landschaften mit ganz wenigen Linien aus, wie man auf diesem Winterbild gut sehen kann.
Blumen ganz schlicht
Blumenbilder sind ein besonders dankbares Objekt der Aquarellmalerei. Hier kann man bereits mit wenigen Pinselstrichen schöne lebendige Motive erzielen.
Abstraktes
Aber auch abstrakte Motive kann man im Aquarell überzeugend
gestalten. Lassen sie sich von der Leuchtkraft der Farben
inspirieren!
Und nun genug Theorie, jetzt geht’s an die Farben und
Malblöcke. Trauen sie sich, Aquarellmalen ist nicht schwer!