Praxis Dr. Inselfisch

Psychologie, Philosophie und Programmierung

12. August 2019
von admin
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E‑Learning: Erkennen oder Erinnern

Ler­nen ohne Com­put­er ist heutzu­tage fast undenkbar. Schon in der Grund­schule wird gegooglet was das Zeug hält, und da geht es schon los mit der Tücke der Meth­ode: Lösun­gen wer­den abge­spe­ichert und bei Bedarf wieder aufgerufen, man merkt es sich nicht im Kopf, man benutzt den Com­put­er als externe Mem­o­ry fürs eigene Gehirn. Die Smart­phone- und Tablet­nutzer wer­den immer jünger, und sie sind nur mit roher Gewalt von ihrem mobilen Inter­net­zu­gang zu tren­nen. Ich rede hier mal noch gar nicht von Social Media, es geht schon damit los dass für jede noch so triv­iale Frage die Lösung zuerst im Inter­net gesucht wird, statt das eigene Erin­nerungsver­mö­gen einzuschal­ten.

Im Englis­chen gibt es dafür zwei sehr fein unter­schei­dende Begriffe, Recog­ni­tion und Recall, das sind Wieder­erken­nung und Entsin­nen. Recog­ni­tion ist das, was beim Googlen am schnell­sten greift. Man erken­nt anhand von Satzfrag­menten und Wort­fet­zen sehr schnell, ob der Google-Ein­trag eine Lösung für mein aktuelles Prob­lem bieten kön­nte, und wenn dem so ist, set­ze ich ein Book­mark, damit ich die Lösung auch wiederfinde, wenn ich sie brauche.

Recall funk­tion­iert anders. Dabei nimmt man sich konzen­tri­ert einen Augen­blick Zeit, geht in das eigene Erin­nerungsver­mö­gen und fördert Wis­sen zutage, das man sich durch Übung, Erfahrung und Wieder­hol­ung erwor­ben hat. Dieses Wis­sen ist ein Schatz, und auch ganz ohne Inter­net nutzbar. Jed­er hat da seine eige­nen Schätze, ich zum Beispiel habe eine ganze Daten­bank voller Kochrezepte in meinem Ober­stübchen abge­spe­ichert, eine mein­er besten Fre­undin­nen hat hun­derte von Gedicht­en auswendig parat, und das sind nur winzige Bruchteile dessen, was das men­schliche Gehirn so abspe­ich­ern kann. Sprachen und Vok­a­beln spe­ichert man dort oben ab, auch Pro­gram­mier­sprachen, wobei hier die Gren­zen fliessend sind.

Ich habe in den 1980er Jahren meine erste Pro­gram­mier­sprache Stan­dard-Pas­cal gel­ernt, damals noch mit Lochkarten und schriftlich­er Aus­gabe an Decwriter-Ter­mi­nals. Der Unter­richt fand zum grössten Teil the­o­retisch statt, wir lern­ten Daten­typen und Sprachele­mente von der Pike auf, den Unter­schied zwis­chen for.. next und do…while, repeat…until und do…case haben wir uns reinge­zo­gen bis wir es im Schlaf beherrscht­en. Denn die Rech­n­erzeit war knapp bemessen und teuer, wir kon­nten es uns nicht erlauben bei der Eingabe viele Fehler zu machen oder gar durch aus­pro­bieren Fehler auszumerzen, das musste möglichst schon im ersten Anlauf klap­pen.

Von dieser soli­den Basis habe ich mein ganzes Beruf­sleben lang prof­i­tiert, ich habe neue Pro­gram­mier­sprachen immer auf das alte Fun­da­ment auf­bauen kön­nen, ohne jemals die Grund­la­gen nochmal nach­schla­gen zu müssen. Die habe ich parat in meinem Gehirn, das sitzt und ist bei Bedarf sofort abruf­bar. Ein Array ist ein Array, ein Inte­ger und ein Float sind in jed­er Pro­gram­mier­sprache ähn­lich definiert, man macht immer gerne Off­set-by-One-Fehler, und die Son­der­be­hand­lung der deutschen Umlauts ist fast über­all ein Kapi­tel für sich. Ob Pas­cal oder C#, Visu­al Basic, PHP oder Javascript, der Wieder­erken­nungswert ist hoch, am ehesten macht einem noch die Gram­matik und Inter­punk­tion zu schaf­fen. Kommt am Zeile­nende ein ; oder ein <br>, wie benen­nt man Vari­able ($test, test01) und Kon­stan­ten, nimmt man bei Strings dop­pelte ” oder ein­fache ’ Hochkom­ma­ta, das sind so die kleinen Stolper­steine, wenn man zwis­chen unter­schiedlichen Pro­gram­mier­sprachen wech­selt. Anson­sten: ich bekenne mich schuldig, neue Pro­gram­mier­sprachen lerne ich per Google und Copy&Paste, und mir reicht es wenn ich weiß wo ich eine Lösung gespe­ichert habe, ich muss nicht alles auswendig kön­nen.

Ich habe allerd­ings in fast 30 Jahren Beruf­sleben nur ein­mal (in der IHK-Prü­fung zum Fach­in­for­matik­er) eine Klausur schreiben müssen, in der man keinen Com­put­er benutzen durfte, und die hab ich auch nur mit Ach und Krach geschafft. Den prak­tis­chen Teil der Prü­fung, ein Pro­gram­mier­pro­jekt, hab ich dafür mit 100 von 100 Punk­ten abgeschlossen, das hats dann wieder aus­geglichen. Aber die theoretisch/schriftliche Prü­fung war ein Desaster, ich hat­te ja den Stoff nicht im Kopf, son­dern nur auf meinem Note­book abge­spe­ichert. Das blüht jedem, der auss­chliesslich am Com­put­er lernt: kein Com­put­erzu­griff, keine Erin­nerung, Prü­fung versem­melt.

Das ist jet­zt im richti­gen Leben, speziell im Beruf­sleben, nicht wirk­lich ein Bein­bruch. Im Nor­mal­fall hat man ja am Arbeit­splatz immer Com­put­er- und Inter­net-Zugriff, und es wird auch nicht erwartet dass man auf den Schlag Prob­lem­lö­sun­gen wie Kar­nick­el aus dem Zauber­hut zieht. Im Regelfall wird man erst­mal recher­chieren, dabei aus mehreren Lösun­gen die prak­tik­a­bel­ste aus­suchen und auf die aktuellen Prob­leme anpassen. Anders gehts auch gar nicht mehr, nie­mand hat mehr die Zeit neue Pro­gram­mier­sprachen, Konzepte und Stan­dards von der Pike auf zu ler­nen. Man springt eigentlich immer ins kalte Wass­er, mit Tante Google als Ret­tungsleine. Ohne die unzäh­li­gen Sup­port­foren und Online-Tuto­rien, ohne Code­samm­lun­gen und Pro­gramm­bib­lio­theken kann in der IT heutzu­tage nie­mand mehr arbeit­en. Nie­mand kann das alles im Kopf haben, dazu gibt es zu schnell zu viel Neues auf allen Gebi­eten.

Das erfordert aber noch eine ganz andere Fähigkeit: man muss in der Lage sein, Lösun­gen auch wiederzufind­en. Und das geht nur mit Diszi­plin und Selb­stor­gan­i­sa­tion — es hil­ft sehr, wenn man sich mal eine sin­nvolle Struk­tur von Desk­top und Fest­plat­te (auch externe bzw. Serververze­ich­nisse) über­legt hat, und sich dann auch daran hält. Und alle paar Jahre mal sollte man Großreinemachen… ich habe sehr sel­ten Pro­gramm­bib­lio­theken noch ein­mal gebraucht, wenn sie ein­mal älter als 10 Jahre waren. Ein guter Zeit­punkt dafür ist es, wenn man sich einen neuen PC zulegt, dann kann man bei der Datenüber­nahme gle­ich mal Großputz machen. Ich lagere sel­ten benutzte Soft­ware dann gern auf eine externe Fest­plat­te aus, damit ich im Not­fall doch wieder dran kann, habe das allerd­ings noch kaum gebraucht. In der extrem schnel­llebi­gen Branche, die ich mir aus­ge­sucht habe, darf man auch get­rost vieles ein­fach wieder vergessen, weil man es garantiert nie wieder braucht.

Bei der stetig steigen­den Infor­ma­tions­flut, die tagtäglich auf jeden von uns nieder­pras­selt, muss man sog­ar gezielt das schnelle Vergessen üben, damit man sich das Gehirn nicht mit nut­zlosem Schrott ver­stopft.

Eine beliebte Meth­ode ist es, sich alles irgend­wie (als Link, Book­mark, Screen­shot…) abzus­pe­ich­ern, wenn man glaubt es irgend­wann wieder gebrauchen zu kön­nen. Das ver­stopft Fest­plat­ten und USB-Sticks, das geht Mega- und Giga­byteweise in die Cloud und treibt da im Zweifels­fall die Kosten hoch, und kein Men­sch find­et jemals etwas wieder. Vergesst es ein­fach — min­destens 99% von dem ganzen Schot­ter inter­essiert in ein paar Tagen (oder Wochen, Monat­en, Jahren) kein Schwein mehr. Da ist es oft schlauer, neu zu googlen, als in der end­losen Spe­icher­platzwüste etwas wiederfind­en zu wollen. Mut zum Vergessen — und es ist sog­ar wahrschein­lich, dass es inzwis­chen eine schlauere Lösung für ein bes­timmtes Prob­lem gibt. Zum Beispiel eine neue Pro­gram­mier­sprache, einen neuen Stan­dard, eine neue Methodik. Und dann frisch auf, wir ler­nen etwas ganz Neues — das macht Spaß und ist Gehirn­jog­ging vom Fein­sten. Ich nehme mir die Frei­heit, weit­er mit ein­er Kom­bi­na­tion aus Recall (Grund­la­gen­wis­sen) und Recog­ni­tion (ergooglete Lösun­gen und Codesnip­pets) zu arbeit­en. Zumin­d­est am Arbeit­splatz. Wenn ich wieder mal in die Ver­legen­heit kom­men sollte, eine Klausur ohne Com­put­er schreiben zu müssen, werde ich anders ler­nen müssen, dann muss der Stoff ins Gehirn, nicht auf die Fest­plat­te. Wenn man sich das klar macht, kann man andere Lern­strate­gien ein­set­zen, und dann klappts auch mit der Prü­fung. Mal sehen — zum Aben­teuer Ler­nen wird es hier sich­er noch ein paar Artikel geben, da hab ich noch viel vor. Bis dann viel Spaß beim Abspe­ich­ern und Wiederfind­en! 🙂

1. Januar 2019
von admin
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Good things come to those who wait: meine kleine Neujahrsansprache

Ich machs auch nicht anders als die meis­ten: zum Start eines neuen Jahres fasse ich gute Vorsätze, ein­fach weil es eine gute Zeit ist, Resümee zu ziehen und dies zu tun. Mein Hauptvor­satz für 2019: ich will mehr Geduld üben. Muss ich auch ganz prag­ma­tisch, weil meine Pläne fürs neue Jahr jet­zt erst mal eine Wartezeit erfordern, ich muss noch cir­ca drei Monate lang die Füsse still hal­ten, ehe es mit einem neuen, grossen Pro­jekt weit­erge­ht.

Geduld ist meine starke Seite nicht, noch nie gewe­sen. Ich bin ja sel­ber von der schnellen Truppe und erledi­ge viele Dinge wenn es geht sofort, ratz­fatz und schnack­bumm­bäng 🙂 Das muss man in meinem Beruf auch kön­nen, das Arbeit­stem­po in der IT ist hals­brecherisch, da hat man nie Zeit sich erst­mal in aller Ruhe zu über­legen, wie man etwas ange­ht, da muss man ohne Gezeter ran an die Bulet­ten und Lösun­gen liefern, möglichst schon Vorgestern. Damit wird es einem zwar nie lang­weilig, aber so richtig gesund ist dieses Höl­len­tem­po auf die Dauer auch nicht, das artet nor­maler­weise in Stress aus und in viele Über­stun­den und Woch­enend­schicht­en. Das hält auch der hart­ge­sot­ten­ste alte ITler nicht jahre­lang aus, das geht oft ger­aden­wegs in den Burnout. Da ich allerd­ings jet­zt in der glück­lichen Lage bin, mir meine Pro­jek­te sel­ber steuern zu kön­nen, ist der Einzige der mir Druck macht ich sel­ber, und genau da will ich die Bremse anziehen.

Ich hab da heute einen net­ten Artikel von Hen­ry Lath­am über die Geduld, und wie wir sie in unser­er Zeit ver­lernt haben gele­sen, hier ist der Link:

https://medium.com/the-polymath-project/societys-problem-with-patience-a6b54a51b365

Er bringt unter anderem ein schönes Zitat von Leo Tol­stoj:

“Die bei­den mächtig­sten Krieger sind Geduld und Zeit.”

Das haben wir in unserem schnellebi­gen Zeital­ter fast alle vergessen. In Zeit­en von Instant Infor­ma­tion & Instant Grat­i­fi­ca­tion muss alles sofort passieren: wir wollen sofort Infor­ma­tio­nen ergooglen, wollen sofort am Smart­phone errre­ich­bar sein, und sofort ein Star oder ein erfol­gre­ich­er Start­up wer­den ist auch so eine Seifen­blase, der Mil­lio­nen hin­ter­her­hecht­en, weil es von den Medi­en so gepusht wird. Sendun­gen wie “The Voice of Ger­many” gaukeln einem vor, dass man über Nacht zum Star wer­den kann, und lassen die Jahre der Vor­bere­itung und der harten Arbeit bewusst aussen vor. Ein Fin­ger­schnip­pen muss genü­gen und dann muss sofort passieren was wir uns wün­schen, so sieht das heutzu­tage in den Medi­en aus.

Es gibt ein nettes altes amerikanis­ches Sprich­wort, das lautet: “Good things come to those who wait”, wörtlich: “Gute Dinge kom­men zu denen, die warten kön­nen.” Das möchte ich mir mehr zu Herzen nehmen. Nathan Sykes hat ein hüb­sches Lied mit einem sehr ein­fühlsamen Text daraus gemacht, hier ist ein schnuck­e­liges Video davon:

Es fängt an mit dem Text (sin­ngemäss): “Es ist kein Not­fall, keine Sire­nen vor mir, nichts hält mich davon ab, meinen Weg zu gehen…”

Die Lyrics han­deln davon, dass man an seinem Platz bleiben und in aller Ruhe abwarten kann, dass man sich nicht abhet­zen muss, weil es sowieso nichts bringt, dass man kurz gesagt mit Geduld eher weit­erkommt als mit hek­tis­chem Aktion­is­mus. Das Lied ist ein schön­er Ohrwurm, und die Mes­sage ver­suche ich mir zu Herzen zu nehmen.

Da ich aber im Nicht­stun und nur Abwarten ganz,  ganz schlecht bin, werde ich noch viel üben müssen. Ich hab ja Tausend Klein­pro­jek­te im Bere­ich Kun­st, Hob­by und Handw­erk, ich werde denen mehr Raum geben, solange ich noch abwarten muss mit der grossen neuen IT-Her­aus­forderung. Ich hab ja sog­ar ein recht ehrgeiziges neues pri­vates Pro­gram­mier­pro­jekt, mit dem ich mich sich­er viele Stun­den und Tage beschäfti­gen kön­nte, aber die ganze Zeit nur am Com­put­er zu sitzen ist auch nicht gesund. Das lim­i­tiere ich mir auf wenige Stun­den pro Tag, und anson­sten werde ich mich in der näch­sten Zeit jet­zt eher den schö­nen Kün­sten wid­men — und mein­er Woh­nung, die ist näm­lich noch nicht fer­tig ren­oviert. Und anson­sten werde ich Geduld haben, die paar Monate gehen auch vor­bei. Es tut meinen Fre­und­schaften und Bekan­ntschaften sich­er auch gut, wenn ich mal nicht wie eine Wilde vorneweg galop­piere, son­dern mal einen Zack­en langsamer fahre und auch mal drauf schaue, ob die anderen auch mitkom­men. Das über­sieht man näm­lich sehr gerne, wenn man das Leben auf der Über­hol­spur fährt: es wird ganz schnell ein­sam da vorne.

Dann lieber abwarten und Tee trinken.… und auch mal gute Fre­unde dazu ein­laden. Denn, so ste­ht es sehr wahr auf mein­er schön­sten Wei­h­nacht­spostkarte: es sind die Begeg­nun­gen mit Men­schen, die unser Leben lebenswert machen. Und das passt per­fekt zu meinem guten Vor­satz fürs neue Jahr. Mehr Geduld üben, mehr Zeit für die wirk­lich wichti­gen Dinge des Lebens nehmen. Ich pro­biers mal — und ich werde bericht­en, wie es mir gelingt.

Ich wün­sche allen ein wun­der­bares neues Jahr, und mögen eure guten Vorsätze so wahr wer­den, wie ihr es euch wün­scht!

prostneujahr

prost­neu­jahr

23. Dezember 2018
von admin
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20.000 mal am Tag — wie schnell schalten sie?

Wenn man den gängi­gen Unter­suchun­gen und Stu­di­en glauben soll, trifft ein Men­sch in unser­er heuti­gen Zeit unge­fähr 20.000 Entschei­dun­gen am Tag, manche sagen auch 30.000 und mehr. Das ist ein Haufen Holz — zig­tausend Mal ja oder nein, oder dies oder das, oder gar auch noch mehrere Möglichkeit­en zur Auswahl. Logisch, dass da die meis­ten Entschei­dun­gen blitzar­tig und ohne gross­es Nach­denken gefällt wer­den, dafür haben wir unseren Instinkt, unsere erwor­be­nen Erfahrun­gen und unser Bauchge­fühl. Wenn man sich näm­lich lange mit gedanklichen Abwä­gun­gen aufhält, kommt man gar nicht durch den Tag, das muss alles in ein­er affe­nar­ti­gen Geschwindigkeit passieren. Vieles davon ist auch triv­ial und anscheinend ohne grosse Kon­se­quen­zen. Anscheinend.

Hau ich mor­gens meinem Weck­er nochmal auf die Snooze-Taste? OK, aber dann fehlen mir nach­her die fünf Minuten beim Früh­stück, und es reicht nicht mehr für die zweite Tasse Kaf­fee, weil ich aus dem Haus muss. Das hat zur Folge, dass mein Gehirn noch nicht ganz wach ist beim Aut­o­fahren, und ich die Entschei­dung, ob ich bei der Ampel bei Gelb noch anhalte oder ob ich weit­er­fahre nicht rechtzeit­ig fälle — und prompt Rot und den fre­undlichen Blitzer erwis­che. Was wiederum zur Folge hat, dass ich schon verärg­ert und ange­fressen im Büro erscheine und den Kol­le­gen, der jet­zt in der Früh schon etwas von mir will erst­mal anblaffe, statt ihm zuzuhören — dabei hätte der eine wichtige Lösung für ein Prob­lem, an dem wir schon tage­lang herumkauen. Deswe­gen musss ich dem Chef, der wenig später nach dem Stand der Dinge fragt, lei­der mit­teilen dass wir noch keinen Schritt weit­er sind, und der entschei­det prompt, das dem Kun­den auch so mitzuteilen und schlechte Pub­lic­i­ty für unser Team zu pro­duzieren. Ganz davon abge­se­hen dass der Abga­beter­min für das Pro­jekt nochmal ver­schoben wer­den muss, und die Buch­hal­tung entschei­den muss dass vor­läu­fig noch keine Rech­nung gestellt wer­den kann.… und das alles bloss, weil ich auf die Snooze-Taste gehauen habe!

Ich hab das jet­zt nicht wirk­lich über­trieben, so laufen Entschei­dungs­ket­ten nun­mal ab — sobald men­schliche Gehirne involviert sind, kann man keine strikt logis­che Kausalkette mehr berech­nen wie es zum Beispiel beim Ablauf eines Com­put­er­pro­gramms der Fall ist. Men­schen entschei­den oft aus nicht ratio­nalen Grün­den, das müssen sie tun, weil sie so unter Zeit­druck ste­hen. Ganz beson­ders schlimm aus­geprägt ist das in mein­er Branche, der Infor­matik. IT-Pro­jek­te ste­hen notorisch unter Voll­dampf und hät­ten immer gestern schon fer­tig sein müssen,weil irgend jemand bei der Ein­schätzung des voraus­sichtlichen Zeitbe­darfs und Arbeit­saufwan­des kom­plett falsch entsch­ieden hat. Das kommt daher, weil man sich in den meis­ten Fällen mit neuen und uner­probten Tech­nolo­gien herum­schla­gen muss und nicht auf Bewährtes und jahre­lang Geübtes zurück­greifen kann, deswe­gen gehen so viele Pro­jek­tentschei­dun­gen in der IT auch kom­plett in die Hosen.

Hätte ich meinen Jugend-Beruf­swusch ver­wirk­licht und Möbelschrein­er gel­ernt, würde ich ganz anders arbeit­en kön­nen. Das Schrein­er­handw­erk ist ein tra­di­tion­sre­ich­er, altehrwürdi­ger Beruf, und ein Tisch oder Stuhl aus Holz wird heute nicht viel anders gefer­tigt als vor vie­len hun­dert Jahren schon. Es gibt erprobte Bemas­sun­gen und Arbeitsweisen — wie hoch soll die Sitzfläche oder die Tis­chhöhe sein, welche Verzap­fung ver­wen­det man für eine gefugte Rück­en­lehne, wie mon­tiert man die Tis­chbeine an der Zarge so dass sie nicht wack­eln und sta­bil bleiben. Man kann auf einen Jahrhun­derte alten Erfahrungss­chatz zurück­greifen, das wird jedem Lehrling beige­bracht und jed­er junge Meis­ter ver­fein­ert und ver­vol­lkomm­net das altüber­lieferte Wis­sen, ehe er es mit seinen eige­nen Ideen anre­ichert und sein Meis­ter­stück anfer­tigt. Die Werkzeuge — Säge, Bohrer, Hobel, Schleifgerät — sind auch seit Jahrhun­derten die sel­ben, nur wird heute vieles elek­trisch angetrieben, was man früher mit Dampf, mit Wasserkraft oder mit reinem Irx­en­schmalz (bayr. für Muskelkraft) machte. In tra­di­tionell geführten Werk­stät­ten arbei­t­ende Möbelschrein­er lei­den höchst sel­ten unter Stress, und Burnout ist ein nahezu unbekan­ntes Phänomen in der Branche. Bei den ITlern erwis­chts nahezu jeden früher oder später, deswe­gen gibt es so wenige ältere Arbeit­nehmer in der Branche, die habens alle schlicht aufgegeben und haben die Branche gewech­selt, oder sind aus gesund­heitlichen Grün­den in Frührente geschickt wor­den

Nach ein­er Studie der Prono­va BKK lei­den 87% der deutschen Arbeit­nehmer unter Stress, jed­er zweite (!) fühlt sich vom Burnout bedro­ht. Als Haup­tur­sache für den Dauer­stress wird der ständi­ge Ter­min­druck genan­nt — und da sind wir wieder bei unseren Entschei­dun­gen gelandet. Zeit­druck ver­langt noch schnellere Reak­tions­fähigkeit, noch schnelleres Umschal­ten, noch schnellere Tre­f­fer­quote bei allem was wir tun… und das geht bei Dauer­stress nie gut, wer gestresst ist neigt zu Panikreak­tio­nen und Fehlentschei­dun­gen. Wer ständig nur noch defen­siv Prob­leme niederknüp­peln muss, kann nicht pro­duk­tiv arbeit­en, und das haut auch dem Stärk­sten schnell auf die Gesund­heit, dann macht der Beruf uns krank.

Was hil­ft dage­gen?

Ganz offen­sichtlich nur eins: Stress reduzieren. Mehr Zeit zum Nach­denken haben. Pro­jek­te in Ruhe pla­nen und wohlüber­legt durchziehen.  Reak­tio­nen und Antworten bess­er abwä­gen, wichtige Entschei­dun­gen gut über­denken. Wenn das immer so ein­fach wäre… oft geht es nur mit einem Job­wech­sel, und ob es dann in der neuen Fir­ma wirk­lich bess­er ist, darauf kann man sich auch nicht ver­lassen. Arbeit­szeit reduzieren ist auch ein gutes Mit­tel gegen Dauer­stress, wer sich nur noch halb­tags mit dem täglichen Wahnsinn auseinan­der­set­zen muss, hat mehr Zeit zum erholen dazwis­chen und ist dem Dauer­stress meis­tens bess­er gewach­sen. Lei­der ist das noch nicht wirk­lich zu unseren Arbeit­ge­bern durchge­drun­gen, meis­tens sind 40+ Wochen­stun­den die Regel. Teilzeit­stellen wer­den höch­stens noch im öffentlichen Dienst ange­boten, die sind da etwas fortschrit­tlich­er, das kommt daher dass sie bei gle­ich­er Eig­nung auch Arbeit­nehmer mit Hand­i­cap ein­stellen müssen, die sind halt nicht Full­time belast­bar.

Am Ende muss jed­er sel­ber entschei­den, was er gegen die tägliche Entschei­dungs­flut untern­immt, und ob er das sein­er Gesund­heit noch zumuten kann und will. Die Angst vor der Arbeit­slosigkeit dürfte dabei der stärk­ste Entschei­dungs­fak­tor sein, deswe­gen arbeit­en ja auch so viele Men­schen bis zum Umfall­en, bis sie krank wer­den und ein­fach nicht mehr kön­nen. Da ist was faul in unserem Staat, aber das ist eigentlich schon ein ganz anderes The­ma, das lasse ich jet­zt mal so ste­hen.

Und wün­sche ihnen eine stress­freie Zeit, wenig­stens über die Feiertage — machen sie mal langsam. Die wichtig­ste Entschei­dung ist jet­zt, ob ich erst ein Vanillekipferl oder erst einen Lebkuchen esse, und ob ich mir einen Milchkaf­fee oder einen schö­nen Earl Grey dazu koche. Und dann entschei­de ich noch, ob heuer Lamet­ta an den Christ­baum kommt oder nicht, und ob ich rote oder gelbe Kerzen auf­stecke. Das sind jet­zt wirk­lich wichtige Dinge, die wohl abge­wogen wer­den möcht­en — meinen sie nicht auch?

frohe_weihnachten

Fro­he Wei­h­nacht­en

 

23. Dezember 2018
von admin
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Der Mond ist mein Freund — mein Rezept bei Schlafstörungen

Ken­nen sie das auch: mit­ten in der Nacht ist man plöt­zlich hellwach, an Weit­er­schlafen ist nicht zu denken — und es ist erst halb vier Uhr Mor­gens, noch Stun­den, bis der Weck­er klin­gelt. Der Kopf brummt als ob man am Abend vorher gezochen hätte, die Zunge ist pelzig und man hat einen scheus­slichen Geschmack im Mund. Ins­ge­samt eine gräus­liche Ver­fas­sung, man fühlt sich elend.

Was tun?

Zuallererst mal: keine Panik. Ein gesun­der Erwach­sen­er kommt mit ca. 6–7 Stun­den Schlaf aus, aber 4–5 kön­nen auch mal reichen. Bei Voll­mond zum Beispiel, oder auch wenn das Wet­ter umschlägt, oder wenn man aus irgen­deinem Grund Streß und viele Gedanken im Kopf hat, dann kann die Nacht schon mal extrem kurz sein. Aber, wie gesagt, kein Grund zur Panik.

Erste Mass­nahme: auf­ste­hen, aus dem Fen­ster schauen, ob man den Mond sieht, (sehr wahrschein­lich ja) und mal nach den Ster­nen guck­en — man sieht sie jet­zt beson­ders schön. Licht anmachen, kräftig dur­chat­men und mal gut streck­en.

Zweite (nahezu leben­sret­tende) Mass­nahme: man kocht sich einen schö­nen Milchkaf­fee, ich bevorzuge Espres­so mit heiss­er Milch, aber ein guter Bohnenkaf­fee tuts auch. Mit Milch, weil das magen­fre­undlich­er ist, und mit ein biss­chen Zuck­er, weil das den Blutzuck­er­spiegel in die Gänge bringt. Bis der Kaf­fee durchge­laufen ist, putzt man sich die Zähne mit ein­er erfrischen­den Pfef­fer­minz-Zah­n­pas­ta, davon geht der schlechte Geschmack im Mund weg. Dann geniesst man seine erste Tasse Kaf­fee. Das Kof­fein geht sofort ins Blut, es erweit­ert die Blut­ge­fäße im Kopf, der Druck und das Brum­men gehen nach weni­gen Minuten weg, auch ohne Aspirin. Milch und Zuck­er machen ein angenehmes Gefühl im Magen, und auch die Wärme des Kaf­fees tut wohl. Schlür­fen sie ihren ersten Mor­genkaf­fee mit bewusstem Genuss, das tut jet­zt gut und bringt ihr Ver­dau­ungssys­tem und ihren Kreis­lauf auf Vor­der­mann.

Dritte Mass­nahme: essen sie eine Kleinigkeit, bevorzugt etwas mit Fruchtzuck­er drin. Das kann ein Müs­li mit Obst sein, ein Fruchtjoghurt, oder auch ein Marme­lade­brot — ich nehme gern ein Scheibchen frischen Toast mit leck­er­er Orangen­marme­lade oder selb­st­gekochtem Zwetschgen­mus, das ist eine Delikatesse am frühen Mor­gen. Es kann dur­chaus sein, dass sie auf die süsse Kleinigkeit noch mehr Appetit kriegen, weil ihr Sys­tem auf den Zuck­er pos­i­tiv reagiert. Ja pri­ma! Dann machen sie doch gle­ich mal richtig Früh­stück, ruhig mit einem Früh­stück­sei, Brot und Wurst und Käse, oder noch mehr Marme­lade oder auch Honig, was ihnen schmeckt und so wie sie es gern mögen. Trinken sie dazu ein Glas Saft, oder auch eine Mul­ti­vi­t­a­min- oder Mag­ne­sium­brause, die Flüs­sigkeit tut dem Sys­tem gut und macht einen klaren Kopf.

Bis sie fer­tig gefrüh­stückt haben, dürfte es jet­zt schon eine Stunde oder mehr nach dem Auf­ste­hen sein, und das ist eine wun­der­bare Zeit! Wer mor­gens um 5 schon hellwach ist (und nach dem guten Früh­stück sind sie das) hat im Nor­mal­fall noch unge­fähr zwei Stun­den Zeit bis der Weck­er klin­gelt, und die nutzen wir jet­zt für uns sel­ber, das ist geschenk­te Zeit! Machen sie etwas Schönes, etwas für sich sel­ber, etwas das ihnen Freude macht. Malen sie ein Bild, schreiben sie ein Gedicht (oder einen Blog-Beitrag 🙂 …), strick­en sie oder basteln sie etwas, je nach­dem was sie gerne tun und für was sie son­st wenig Zeit find­en. Wenn ihnen gar nichts anderes ein­fällt, kön­nen sie auch ihre E‑Mails von gestern beant­worten, oder etwas für die Arbeit tun — ich kann so früh am Mor­gen beson­ders gut pro­gram­mieren und habe schon so manch­es knif­fe­lige Prob­lem am Com­put­er früh um halb fünf gelöst.

Was sie auch tun: tun sie es in aller Ruhe, die frühen Mor­gen­stun­den sind geschenk­te Zeit, die gehören ihnen sel­ber, nie­mand ste­ht hin­ter ihnen und treibt sie an, und nie­mand mault rum, dass sie um diese got­t­lose Tageszeit doch ins Bett gehören — also tun sie es selb­st auch nicht. Es ist aus­drück­lich erlaubt, sich die Nacht zum Fre­und zu machen, wenn man nicht mehr schlafen kann.  Und wenn der Voll­mond durch meinen Win­ter­garten here­in­scheint, grüße ich ihn fröh­lich und sage: wir bei­de, alter Fre­und, wir sind jet­zt wach wenn alle anderen schlafen. Lass uns die Zeit nutzen!

vollmond

voll­mond

Wenn dann die erste Mor­gendäm­merung her­auf­scheint, habe ich schon ein paar Stun­den Vor­lauf, bin glock­enwach und kann den Mor­gen mit frisch­er Kraft begrüssen. Manch­mal lege ich mich auch nochmal für ein Stünd­chen hin, bis der Weck­er klin­gelt, aber das kommt eher sel­ten vor, meis­tens starte ich in der Früh schon durch und beginne den Tag mit Schwung und gutem Mut. Das geht nur, weil ich keine Angst habe, dass mir der wenige Schlaf den Tag kaputtmacht. Das lasse ich näm­lich nicht zu, siehe allererste Mass­nahme: nur keine Panik! Schlaf­störun­gen regeln sich im Nor­mal­fall von sel­ber, wenn man sich nicht ver­rückt macht. Und wenn sie let­zte Nacht wirk­lich nur 4–5 Stun­den geschlafen haben, ja und? Dann wer­den sie eben ein Mit­tagss­chläfchen machen, wenn es geht, oder sich nach Feier­abend zur Sies­ta aufs Sofa zurückziehen. Und sie wer­den in der fol­gen­den Nacht sehr wahrschein­lich mehr und länger schlafen, unser Sys­tem regelt sowas nor­maler­weise automa­tisch.

Ein ern­stes Wort zum Schluss: lassen sie sich nicht dazu ver­leit­en, mit­ten in der Nacht Schlaftablet­ten zu nehmen, die wirken dann zur falschen Zeit und machen sie genau dann am kaputtesten, wenn der Weck­er klin­gelt, dann wird der Tag die Hölle. Schlaftablet­ten soll­ten ohne ärztlichen Rat über­haupt nicht genom­men wer­den, und auch dann nur im Aus­nah­me­fall, denn sie machen sehr schnell abhängig und zer­stören den natür­lichen Schlaf/Wachrythmus. Ich weiss lei­der aus Erfahrung, dass manche Ärzte (beson­ders in Kranken­häusern und Kliniken) sehr schnell mit dem Ver­schreiben von Schlaftablet­ten zur Hand sind, aber das ist eine gefährliche Angele­gen­heit. Man will eben nicht, dass die Patien­ten nachts um vier durch die Klinik geis­tern, und stellt sie lieber ruhig.

Ich habe da meine eige­nen Erfahrun­gen gemacht: hab die Tablet­ten in der Klinik nicht geschluckt, bin um vier in der Früh in den Aufen­thalt­sraum gegan­gen und hab mir einen Instant-Kaf­fee gekocht und ein paar Kekse gekn­ab­bert, und mich mit dem net­ten Nachtpfleger unter­hal­ten, der sich freute dass er um diese Uhrzeit schon Gesellschaft hat­te. Das hab ich unge­fähr eine Woche lang durchge­zo­gen, und dann habe ich wieder ganz nor­mal geschlafen, auch ohne Schlaftablet­ten. Sowas funk­tion­iert, auch für sie. Sie müssen keine Angst haben, denn die Nacht kann auch ein Fre­und sein.

22. Dezember 2018
von admin
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Sind sie horizontal oder vertikal reich?

Ich habe kür­zlich einen sehr amüsan­ten und infor­ma­tiv­en Artikel von Charles Chu über ver­tikalen und hor­i­zon­tal­en Reich­tum gele­sen:

https://medium.com/the-polymath-project/the-price-of-happiness-horizontal-vs-vertical-wealth-6057e9b35d66

Er lei­ht sich die Def­i­n­i­tion von den Unternehmens­ber­atern und Wirtschaftswis­senschaftlern, die diese Nomen­klatur für die Klas­si­fika­tion kom­merzieller Fir­men ver­wen­den. Ver­tikaler Reich­tum bedeutet, dass man sich an anderen reichen Leuten misst und das tut, was die auch tun: eine teure Vil­la ein­richt­en, eine Yacht kaufen, in Gstaadt zum Ski­fahren gehen, dicke Autos fahren und in teuren Resortho­tels Urlaub machen zum Beispiel.

Hor­i­zon­taler Reich­tum ist es, wenn man sich seine per­sön­lichen Vor­lieben nicht vom vie­len Geld dik­tieren läßt. Sie lieben Büch­er und haben einen Haufen Geld? Kaufen sie mehr Büch­er und lesen sie sie mit Genuss! In dem Zuge kön­nte man auch die alten Ikea-Bücher­re­gale gegen eine schöne Mas­sivholzbib­lio­thek aus­tauschen.

Ich tendiere defin­i­tiv zum hor­i­zon­tal­en Reich­tum. Seit ich aus mein­er zugegeben schö­nen, aber viel zu grossen und über­teuerten Alt­bau­woh­nung in Haid­hausen in mein son­niges kleines Dom­izil im hohen Nor­den von München umge­zo­gen bin, bleibt wesentlich mehr Geld in der Haushalt­skasse, weil ich nur noch ein Vier­tel Miete monatlich bezahle. Was mache ich mit dem ersparten Geld? Ich lasse es mir gut gehen, und bleibe dabei auf dem Tep­pich. Ich würde es mir dreimal über­legen, wieder in eine grössere Woh­nung umzuziehen, weil die a) in München eh nicht erschwinglich sind und ich in der Stadt bleiben möchte und b) weil ich in der kleineren Bude wesentlich weniger Putzarbeit habe, und ich putze nun mal nicht so gern. Mit mein­er preiswerten Miete kann ich es mir sog­ar leis­ten, fürs Fen­ster­putzen eine Putzfrau zu bezahlen, da fällt schon mal das ungeliebteste Stück Haus­putz weg, den Luxus gönne ich mir. Ausser­dem ist das Schön­ste an meinem kleinen Dom­izil die grosse Fen­ster­front mit dem Win­ter­garten, und wenn da die Fen­ster immer sauber sind, habe ich die höch­ste Freude an mein­er son­ni­gen Bude und den her­rlichen Son­nenun­tergän­gen, die ich vom Wohnz­im­mer aus fast das ganze Jahr lang beobacht­en kann. Also, ich bin mehr als zufrieden mit mein­er Wohn­si­t­u­a­tion, ich mag sog­ar die Gegend, obwohl es eigentlich ein “Glass­cher­ben­vier­tel” ist, aber ich bin hier um die Ecke aufgewach­sen und kenne die schö­nen Platzerl im Münch­n­er Nor­den.

Was gönne ich mir noch? Ein Auto, weil ich nicht immer alle schw­eren Einkäufe zu Fuß heim­schlep­pen will, und weil ich gele­gentlich auch mal zum Ikea oder zum Bau­markt oder zum Star­berg­er See fahren möchte. Es ist ein recht betagter gebrauchter Kom­bi, aber für mich tuts der vol­lkom­men, ich bin nicht scharf auf PS oder chromblitzende Karosse­rien, für mich ist ein Auto ein Gebrauchs­ge­gen­stand. Vielle­icht tausche  ich ihn mal gegen ein kleines Stadt­flitzerchen um, der Kom­bi ist zwar prak­tisch, aber mir eigentlich zu gross, so ein klein­er Fiat 500 oder ein Nis­san Micra würde mir auch gefall­en, und ich fände viel leichter Park­lück­en, in die ich auch hineinkomme — ein­parken ist nicht meine Stärke. Ich gönne mir auch ein Motor­rad, obwohl ich sel­ber nicht mehr viel fahre, aber mein bester Fre­und ist ein beg­nade­ter Motor­rad­pi­lot, und ich fahre sehr gern bei ihm als Sozia mit. Mein Motor­rad ist ein Old­timer, ich hab sie schon seit fast 20 Jahren, eine alte BMW Box­er in feuer­wehrrot — so eine wollte ich immer schon haben, und ich geb sie nie wieder her. Ich brauche auch kein neues Motor­rad, ich habe meine Traum-Mas­chine schon 🙂

Schicke Design­erk­lam­ot­ten? Aber ja doch! Ich designe seit vie­len Jahren meine eige­nen Strick­mod­en, und da sind tolle Stücke dabei, das kön­nen sie mir glauben, da krieg ich immer viele Kom­pli­mente dafür. Aber Streifzüge durch die Bou­tiquen mache ich nicht, da hole ich mir doch bloss einen Frust. Ich habe näm­lich eine Fig­ur, die defin­i­tiv nicht von der Stange ist. Wenn mir Hosen in der Hüfte passen, sind sie mir wegen mein­er lan­gen Hax­en immer am Knöchel zu kurz, und wenn ein Blaz­er oder eine Bluse genug Raum für mein bre­ites Kreuz mit­brin­gen soll, muss ich zu Klei­der­grösse Ele­fant greifen, und da gibts eigentlich nur Designs Marke Kartof­fel­sack. Also nähe ich mir meine Basics sel­ber, da sind wenig­stens die Hosen lang genug, und in den Oberteilen krieg ich meine hero­is­chen Schul­tern samt der Ober­weite gut unter. Also, teure Klam­ot­ten: auch Fehlanzeige.

Wo lasse ich es dann richtig krachen? Beim Essen und Trinken! Nur vom Fein­sten, das Bio-Fleisch vom Dorfmet­zger (bringt mir mein Fre­und vom Land mit), das Lamm vom Türken, das Geflügel von Stephani am Vik­tu­alien­markt, da bin ich alle 14 Tage und nehme mir was Feines mit. Nur den besten Lavaz­za Espres­so für meinen Früh­stücks-Cafe-Lat­te, und abends darf es dann ein Unertl Leicht­es Weizen vom Aller­fe­in­sten sein. Besten Wein trinke ich bei meinem Fre­und, der kauft ihn zuhause in Würt­tem­berg direkt beim Winz­er, und aller­fe­in­ste Obstschnäpse brin­gen wir uns aus dem Urlaub vom Walchensee mit — da reicht ein Flascherl allerd­ings dann allerd­ings schon mal ein halbes Jahr, weil wir sehr sparsam damit umge­hen. Seit ich mir abgewöh­nt habe, immer gle­ich Essen für eine halbe Kom­panie einzukaufen (wir waren eine grosse Fam­i­lie zuhause) komme ich mit erstaunlich wenig Lebens­mit­teln aus, ich esse ja meis­tens allein, und so darf es dann auch mal ein wenig mehr kosten.

Was ich mir son­st noch an Luxus gönne: bestes und schön­stes Mate­r­i­al für meine Hob­bies. Aquarell­far­ben nur in aller­fe­in­ster Kün­stlerqual­ität (hab ich einen Kas­ten voll, hal­ten Jahrzehnte bei gekon­ntem Umgang), Wolle aus über­wiegend Natur­fasern (bestelle ich mir Online bei ein­er Fir­ma, die sehr feine Qual­itäten sel­ber pro­duziert), feuer­polierte böh­mis­che Glass­chliff­perlen zum Schmuck­basteln (bestelle ich direkt in Tschechien), erlesene Vere­delungs­ma­te­ri­alien für meine selb­st­ge­baut­en Mas­sivholzmö­bel (Schel­lack, Wach­spoli­tur, Leinöl­fir­nis… gibts in jedem Bau­markt, muss man nur ver­ar­beit­en kön­nen)… die Liste liesse sich noch fort­set­zen, ich hab ja so viele Hob­bies. Aber ich hab schon vor vie­len Jahren gel­ernt, bei Selb­st­gemachtem nicht am falschen Ende zu sparen, und nur gutes Mate­r­i­al einzukaufen, den Luxus leiste ich mir.

Das wars jet­zt eigentlich schon so ziem­lich. Gele­gentlich mal ein Buch oder eine Zeitschrift (ich lese heutzu­tage mehr online), ab und zu ein paar Blu­men, im Som­mer eine Radler­halbe im Bier­garten und ein Eis beim Gelataio, im Win­ter ein Glüh­wein auf dem Wei­h­nachts­markt und ein paar Bratwürste in der Sem­mel oder ein Dön­er. Das sind die Luxu­s­genüsse, auf die ich nicht verzicht­en möchte, und die ich mir leis­ten kann ohne im Lot­to gewon­nen zu haben.

Wenn ich jet­zt noch viel mehr Geld hätte — würde sich dann viel ändern? Ich würde mehr reisen, glaube ich, aber da ich nicht gern fliege fall­en Luxus-Fernziele von Haus aus aus. Dann eher noch mal zum Gar­dasee oder ans Meer, egal ob Adria oder Nord­see, das würde ich mir sich­er leis­ten. Aus meinem alten Kom­bi würde ein neues Smar­tle wer­den, und statt dem alten Dreigang­fahrrad würde ich mir einen schick­en Aluren­ner kaufen, dann würde ich sich­er öfter Rad­fahren, zum Feld­mochinger See rüber zum Beispiel. Aber ich würde mit Sicher­heit nicht mein Leben auf den Kopf stellen, bloss weil ich mehr Geld hätte, da bin ich ganz zuver­sichtlich. Ich bin lieber hor­i­zon­tal reich — und eigentlich bin ich das jet­zt schon 🙂

22. Dezember 2018
von admin
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Geschenkt für alle — Public Domain und Open Source

Es ist wieder diese Zeit im Jahr: mich juckt der Sta­tis­tik-Nerv, ich schau mir zum Jahre­sende die Besuch­er­sta­tis­tiken mein­er Blogs mal wieder genauer an. Alle alten Pro­gram­mier­er lieben Sta­tis­tiken, ich bin da keine Aus­nahme, und liebe meine Zahlen­schub­sereien.

Der absolute Ren­ner ist nach wie vor mein bar­ri­ere­freies Inselfisch-Kochbuch, mit weit über 100.000 Besuch­ern und einem Schnitt von knapp 200 Besuchern/Tag. Dicht gefol­gt von meinen Odd­balls Han­dar­beits­seit­en, hier habe ich über 60.000 Besuch­er, ca. 120 am Tag.Der näch­ste Ren­ner ist mein Blog für alte Pro­gram­mier­er, das Bistro zum schwarzen Pin­guin verze­ich­nete dieses Jahr gut 30.000 Besuch­er, ca. 90/Tag. Ein Hit sind auch meine Seit­en mit den Land­schafts­bildern, Aquarell — Malen mit Licht und Luft verze­ich­nete knapp 19.000 Besuch­er, ca. 30 am Tag. Sog­ar mein klein­er Glasper­len­schmuck-Blog Evis Finest ist noch gut mit im Ren­nen, hier hat­te ich knapp 14.000 Besucher/ca. 15 am Tag.

Wenn man noch ein biss­chen Kleinkram mitrech­net (die Com­put­er­grafiken, die Hör­bilder, die Kinder­büch­er…) sind das mal flock­ig an die 250.000 Besuch­er auf mein­er Web­seite evileu.de , das ist eine Vier­tel Mil­lion! Das ist der Ham­mer, finde ich, für eine nicht-kom­merzielle pri­vate kleine Seite sind das schon stolze Zahlen.

Ich werde angesichts dieser Besucherzahlen immer wieder gefragt, ob ich nicht darüber Nach­denke, Geld mit meinen Web­seit­en zu ver­di­enen. Ich denke darüber nach, recht oft sog­ar. Und komme immer wieder zum sel­ben Ergeb­nis: Njet, nein Danke.

Ich kön­nte zum Beispiel im Inselfisch-Kochbuch Anzeigen von Lebens­mit­telfir­men schal­ten, die wären da sich­er inter­essiert. Ja, und dann? Für die paar Kröten, die da hereinkom­men wür­den, gin­ge meine schöne Bar­ri­ere­frei­heit über den Jor­dan, auf­pop­pende Wer­beein­blendun­gen sind eine Zumu­tung für Screen­read­er-Benutzer. Erschw­erend kommt hinzu, dass ich nicht für jedes x‑beliebige Food-Pro­dukt Wer­bung machen wollte, Fix­pro­duk­te und Fer­tig­gerichte kom­men z.B. bei mir nicht ins Haus. Da würde ich schon eher Wer­bung für Geschäfte machen wollen, wo ich sel­ber gern einkaufe und hin­ter der Qual­ität ste­he, aber das sind durch die Bank kleine Einzel­han­dels­be­triebe, die kein oder nur ein sehr kleines Wer­be­bud­get haben, da wirds wieder nix mit dem Riesen-Reibach. Also: keine Wer­bung im Inselfisch-Kochbuch.

Man kön­nte auch für den Down­load von Rezepten eine kleine Gebühr ver­lan­gen, Klein­vieh macht auch Mist, da käme wahrschein­lich mit der Zeit ganz schön was zusam­men. Da sträuben sich mir aber sämtliche Anten­nen, schliesslich veröf­fentliche ich meine Rezepte, damit sie jed­er Nachkochen kann. Dazu gehört auch, dass man in meinen Rezepten schmök­ern kann und sich die her­aus­suchen, die einen am meis­ten ansprechen — wenn man erst was zahlen müsste, bevor man ein Rezept begutacht­en kann, das fände ich kon­trapro­duk­tiv. Woher soll man vorher wis­sen, ob man es sich zutraut, ein Rezept nach mein­er Anleitung selb­st zuzu­bere­it­en? Ich denke da vor allem auch an meine Besuch­er mit Hand­i­cap, die ganz sich­er erst­mal das ganze Rezept gründlich durch­le­sen wollen, ehe sie sich an die Zubere­itung wagen. Also, Down­load­ge­bühr für Rezepte fällt auch aus.

Genau­so sieht es auf meinen Odd­balls-Han­dar­beits­seit­en aus: ich biete unter anderem eine ganze Lat­te bar­ri­ere­freier Strick­an­leitun­gen zum kosten­losen Down­load an. Da ich meine Ziel­gruppe gut kenne und auch viel Feed­back vor allem von meinen sehgeschädigten Han­dar­beits­fre­undin­nen bekomme, weiss ich dass die ganz viel damit zu kämpfen haben, dass Anleitun­gen dann doch nicht bar­ri­ere­frei sind und für Strick­erin­nen mit Hand­i­cap nicht zum Nachar­beit­en tau­gen. Bei mir kann man sich die Anleitun­gen kosten­los herun­ter­laden und in Ruhe aus­pro­bieren, ich mag da kein Geld dafür ver­lan­gen. Auch die nicht-bar­ri­ere­freien Anleitun­gen sind und bleiben bei mir kosten­los.

Bei meinen Aquarellen sieht es auch nicht viel anders aus. Ich weiss, dass die Bilder ganz viel kopiert und aus­ge­druckt wer­den, aber ich mag da auch keine Down­load-Gebühren ver­lan­gen, weil es den ganzen Sinn und Zweck mein­er Bilder-Web­seite in Frage stellen würde. Ich habe die Seite als Medi­um geschaf­fen, damit meine Bilder unter die Leute kom­men und gese­hen wer­den, und so alle heili­gen Zeit­en ein­mal verkaufe ich auch eins. Aber nicht die kom­merzielle Ver­mark­tung ist mein Ziel, son­dern die Präsen­ta­tion mein­er Arbeit­en in einem schö­nen Rah­men, wo man auch zum Beispiel nach Lieblingsplätzen oder Jahreszeit­en Bilder suchen kann und eine schöne Auswahl find­et. Meine Besucherzahlen geben mir recht — die Bilder­seit­en sind sehr beliebt, und ich habe schon oft das Feed­back gekriegt, dass manche Benutzer immer wieder kom­men und sich die Bilder anse­hen, weil sie ihnen so gut gefall­en. Das ist mein Prof­it — die Bestä­ti­gung, dass meine Aquarelle bei meinem Pub­likum gut ankom­men.

Und was hat das alles jet­zt mit Pub­lic Domain und Open Source zu tun?

Alles! Ich bin ein “Dig­i­tal Native”, ich bin mit dem Inter­net zusam­men in meinem Beruf gross­ge­wor­den, und ich vertrete von Anfang an die Überzeu­gung, dass das Web eine freie Infor­ma­tion­squelle für alle sein und bleiben sollte. Die explodierende Kom­merzial­isierung der let­zten 10, 20 Jahre finde ich fürchter­lich, aber gott­sei­dank bin ich gegen Wer­bung immun und klicke schneller weg als man “Cash” sagen kann, wenn ich mal auf ein­er Seite lande die mir nur irgendwelchen Schot­ter verkaufen will.

Dage­gen bin ich Dauerkunde bei vie­len freien Foren, die sich ohne Abkassieren und Abzocke mit The­men beschäfti­gen, die mich inter­essieren. Ich bin viel in den Web­de­sign- und Pro­gram­mier­erforen unter­wegs, ich nutze sehr gerne die her­vor­ra­gen­den Online-Schu­lungsange­bote des W3C, ich surfe mit Begeis­terung durch die kosten­losen Han­dar­beit­san­leitun­gen auf Rav­el­ry, ich engagiere mich in den Word­Press-Acces­si­bil­i­ty Aktiv­itäten, um nur einige wenige zu nen­nen. Ich weigere mich strikt, für solche Dien­ste und Infor­ma­tion­squellen etwas zu bezahlen, es gibt genü­gend freie Ange­bote, man muss halt manch­mal ein biss­chen länger recher­chieren, aber es ist alles da und frei zugänglich. Das ist gut so, und mein Beitrag dazu, dass es auch in Zukun­ft so bleibt ist es eben, auf mein­er pri­vat­en Web­seite evileu.de nie­man­den abzukassieren. Meine Seit­en sind und bleiben frei zugänglich, einige sog­ar als beson­der­er Ser­vice bar­ri­ere­frei bzw. bar­ri­erearm, und ich bin stolz darauf dass ich mit meinen unter­schiedlichen Inter­es­sen­ge­bi­eten und Ange­boten so viele Besuch­er anziehe.

Das ist meine Inter­net-Philoso­phie: ich hole mir viel aus dem Netz und lerne und staune täglich wieder, was es alles an tollen kosten­losen Ange­boten gibt. Ich revanchiere mich dafür mit meinen eige­nen kom­merzfreien Web­seit­en, in meinem mit­tler­weile gar nicht mehr so kleinen Rah­men. Das ist die Idee hin­ter Pub­lic Domain und Open Source, dahin­ter ste­he ich, und ich glaube nicht dass sich daran jemals etwas ändern wird.

21. Dezember 2018
von admin
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Kratz da, wo es dich selber juckt — eine originelle Erfolgsstrategie

Ich habe diese Woche einen inter­es­san­ten und witzi­gen Beitrag von Aytekin Tank gele­sen:

https://medium.com/swlh/the-power-of-scratching-your-own-itch-75f8cc59e7

Er ver­tritt mit Witz und eingängi­gen Beispie­len die These, dass man, um mit einem Pro­dukt erfol­gre­ich zu sein, es auch selb­st benutzen muss. Und zwar egal was, ob das jet­zt ein Online-For­mu­lar für deine Web­seite oder ein Pro­tein­riegel für deine Ernährung ist, völ­lig Wurst, nur wenn du es selb­st auch nutzt wirst du damit Erfolg haben.

Denn, so argu­men­tiert Tank, nur wenn es deine Bedürfnisse befriedigt bzw. dein Leben angenehmer oder ein­fach­er gestal­tet, nur dann wird es auch jemand anders benutzen wollen. Da ist was Wahres dran!

Mein mit Abstand (über 100.000 Besuch­er) erfol­gre­ich­ster Blog, das Inselfisch-Kochbuch, enthält nur Rezepte, die ich sel­ber tat­säch­lich auch koche, ob in der All­t­agsküche oder zu Feierta­gen, alles ist von mir praxis­er­probt und zig-fach getestet wor­den. Deswe­gen sind meine Rezepte auch so beliebt: die kann jed­er Nachkochen, da ist nichts Abge­hobenes dabei und kein spin­nert­er Gourmetkrams, son­dern es gibt ein­fach gutes Essen, das man in jedem nor­malen Haushalt sel­ber her­stellen kann. Ich bin auch sel­ber ein guter Kunde im Inselfisch-Kochbuch, ich schau oft mal schnell ein Rezept nach, wenn ich es nicht auswendig weiss. Dabei bewährt sich die Stich­wort­suche, der Kat­e­gorien­baum und das Inhaltsverze­ich­nis, die benutze ich sel­ber auch ganz oft.  Und man hat nicht den Zettelkram wie bei in Ord­nern abgelegten aus­ge­druck­ten oder handgeschriebe­nen Rezepten, und find­et Online viel schneller was man sucht. Das Inselfisch-Kochbuch ist eben ein Nach­schlagew­erk für Nor­malver­brauch­er, deswe­gen ist es auch so erfol­gre­ich.

Meine näch­sten zwei erfol­gre­ich­sten Blogs, die Seit­en über die Aquarell­malerei und der Blog für alte Pro­gram­mier­er, bei­de mit an die 20.000 Besuch­ern, ver­wende ich sel­ber auch häu­fig, näm­lich auch als Nach­schlagew­erke.

Ich brauche ein Bild vom Starn­berg­er See im Früh­ling? Zack, mit dem Kat­e­gorien­baum nach Gegend und nach Jahreszeit habe ich es Nul­lkom­manix gefun­den. Und da ich in meinem Malerei-Blog immer das Entste­hungs­da­tum mit­notiere, kann ich dann ans Mag­a­zin gehen, da sind meine Aquarelle näm­lich nach Jahren geord­net abgelegt. So finde ich schnell das Gesuchte, und hab immer Ord­nung in mein­er Bilder­ablage.

Ich brauche schnell den Algo­rith­mus für den Beitragsim­port nach Word­Press, kom­plett mit Kat­e­gorien? Stich­wort­suche im Pro­gram­mier­er-Blog, das hab ich gle­ich gefun­den. Und da ich mir immer sauber den Source­code mit in den Beiträ­gen ablege, kann ich mir den flugs rauskopieren und habe den gewün­scht­en Code-Schnipsel gle­ich parat. Das ist wesentlich prak­tis­ch­er, als wenn ich den Source im Archiv auf mein­er Fest­plat­te suchen muss. Die ist näm­lich trotz aller Bemühun­gen brechend voll und ziem­lich unüber­sichtlich, schliesslich pro­gram­miere ich auf meinem Lap­top schon etliche Jährchen, da sind ein paar Hun­dert Pro­jek­te zusam­mengekom­men, wenn nicht mehr.

Tscha, und diese drei Blogs, die ich oft auch selb­st benutze, ziehen ein­fach die meis­ten Besuch­er an. Bei den Rezepten im Inselfisch-Kochbuch kriege ich öfter mal eine Rück­mel­dung, das beson­ders die Grun­drezepte sehr geschätzt und immer wieder gern aufgerufen wer­den. Und ich schätze, die Fre­unde mein­er Aquarelle suchen auch Bilder nach Lieblingsplätzen und nach Jahreszeit­en, und die an meinen Algo­rith­men inter­essierten alten Pro­gram­mier­füxe schla­gen auch mal gern was bei mir nach und nutzen genau wie ich die Such­funk­tion und die Kat­e­gorien als Gedächt­nis­stütze. Daher die guten Besucherzahlen, meine Pro­duk­te (=Blogs) bieten halt einen Mehrw­ert, der von meinen Lesern geschätzt wird. Deswe­gen kom­men sie auch wieder, und meine Besucherzahlen gehen langsam aber stetig immer weit­er nach oben.

Wenn ich wollte, kön­nte ich daraus ver­mut­lich auch Kap­i­tal schla­gen, Wer­bung schal­ten zum Beispiel. Aber das ist eigentlich schon ein anderes The­ma, da gehts um den Open Source und Free Web Gedanken, darüber ein ander­mal mehr. Aber Fakt ist, dass von meinen vie­len Blogs diejeni­gen am erfol­gre­ich­sten sind, die ich auch sel­ber regelmäs­sig benutze. Da kann man doch was draus ler­nen, denke ich 😉

 

10. Dezember 2018
von admin
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Der Else-Zweig: es gibt immer eine Alternative

Das erste Kon­strukt, das man gemein­hin in ein­er Pro­gram­mier­sprache lernt, ist meis­tens ein If, auf Deutsch ein Wenn. Wenn a gröss­er als b ist, mach etwas, das ist die Aus­gangs­ba­sis für viele Anfänger­pro­gramme. Dabei lernt man meis­tens auch ziem­lich schnell, dass die If-Bedin­gung sel­ten ein-ein­deutig ist, man muss immer noch ein paar Alter­na­tiv­en berück­sichti­gen. Was ist zum Beispiel, wenn a nicht gröss­er als b ist, son­dern klein­er? Was macht man dann? Und was ist, wenn die bei­den Werte gle­ich sind? Dafür gibt es die Else-Bedin­gung, also die Alter­na­tive, was passieren soll wenn die If-Bedin­gung nicht zutrifft.

Das kriegt man in ver­schärfter Form immer wieder um die Ohren, beson­ders wenn es um Benutzereingaben geht. Nehmen wir mal an, wir bit­ten den Benutzer um die Eingabe ein­er Zahl:

eingabe_screenshot

eingabe_screenshot

Das sieht sehr straight­for­ward aus, hat es aber ganz schön in sich. Als Pro­gram­mier­er ist man näm­lich häu­fig damit beschäftigt, Benutzereingaben “wasserdicht” zu machen, das heißt, man muss alle möglichen Kon­stel­la­tio­nen berück­sichti­gen und vorauss­chauend bedenken, was der Benutzer denn in unserem kleinen Eingabefor­mu­lar alles machen kön­nte. Im besten Fall gibt er eine Zahl ein und klickt auf “Abschick­en”, das ist Fall eins und leicht zu behan­deln. Was aber passiert, wenn er keine Zahl, son­dern einen Buch­staben oder son­stige Zeichen ein­gibt? Und was passiert, wenn er gar nichts ein­gibt und trotz­dem auf Abschick­en klickt? Und was passiert, wenn er nicht auf Abschick­en klickt? Dann passiert näm­lich gar nichts…

Sie sehen schon, das kann beliebig kom­plex wer­den. Deswe­gen muss ein guter Pro­gram­mier­er immer für den größten AU mit­denken (AU= Insid­er­witz, Ahnungslos­es­ter User) und alle Even­tu­al­itäten berück­sichti­gen. Das übt — auch fürs richtige Leben.

Wenn ein guter Pro­gram­mier­er über ein Prob­lem nach­denkt, berück­sichtigt er immer auch den Else-Zweig, auch wenn der auf den ersten Blick nicht so offen­sichtlich erscheint. Wir sind es gewohnt, die Aus­gangs­ba­sis sehr genau anzuschauen, und alle möglichen Vari­anten der Vorge­hensweise durchzus­pie­len. Ein richtig guter Pro­gram­mier­er wird dafür sor­gen, dass der Benutzer gar keine Fehleingaben machen kann, dass beispiel­sweise eine aus­sagekräftige Fehler­mel­dung kommt wenn der User Buch­staben eingegeben hat, und das Pro­gramm zum Aus­gangspunkt zurück­kehrt ohne dass etwas passiert:

fehlermeldung

fehler­mel­dung

Deswe­gen sind gute Pro­gram­mier­er auch immer gute Prob­lem-Ana­lytik­er, sie sind es gewohnt mit allen Even­tu­al­itäten zu rech­nen und ihre Pro­gramm so zu gestal­ten, dass jed­er nur denkbare Fehler abge­fan­gen wird.

In Com­put­er­pro­gram­men geht das meis­tens — meis­tens, aber nicht immer. Je kom­plex­er die Aus­gangssi­t­u­a­tion, desto schwieriger wird es, alle möglichen Ereignisse vorauszuse­hen und entsprechend zu behan­deln. Schließlich sind wir keine Hellse­her, und deswe­gen ste­ht am Ende ein­er pro­fes­sionellen Pro­gram­men­twick­lung auch immer ein aus­giebiger Test, auf neudeutsch Usabil­i­ty Test. In dem dür­fen und sollen die Anwen­der, also die Per­so­n­en, die das Pro­gramm let­z­tendlich benutzen sollen, das Pro­gramm so bedi­enen wie es ihnen ger­ade ein­fällt, und auch mal richti­gen Käse und Unsinn eingeben und bewußt Fehlbe­di­enun­gen provozieren. Ein richtig gutes Pro­gramm kann sowas ab ohne abzustürzen, und wenns während des Tests irgend­wo kracht, muss der Pro­gram­mier­er nochmal ran und eine Fehler­be­hand­lung für diesen speziellen Fall ein­bauen. Im Nor­mal­fall braucht man sog­ar mehrere Testrun­den, um die Pro­gramme auch bei krass­er Fehlbe­di­enung absturzfrei zu machen, erst dann entste­ht Usabil­i­ty oder Benutzer­fre­undlichkeit.

Das heisst auch, dass ein guter Pro­gram­mier­er Nachko­r­rek­turen nicht als lästiges Übel, son­dern als notwendi­gen Bestandteil sein­er Arbeit sieht, schließlich ist auch der beste Pro­gram­mier­er nicht unfehlbar, und kein auch nur etwas kom­plex­eres Pro­gramm wird im ersten Anlauf schon fehler­frei laufen.

Das übt fürs richtige Leben: am Anfang ste­ht die Auf­gaben­stel­lung (das Pro­gramm, oder auch das Prob­lem). Dann über­legt man sich alle möglichen Lösun­gen und sucht die aus, die einem am erfol­gver­sprechend­sten erscheint. Falls die dann doch die Auf­gabe oder das Prob­lem nicht hun­dert­prozentig löst, kom­men die Nachko­r­rek­tu­rar­beit­en, und man pro­bierts auf eine andere Art und Weise noch ein­mal. Dies nen­nt man einen iter­a­tiv­en Ansatz, und wenn man die Tests und die Nachko­r­rek­turen richtig ange­ht, kommt man meist recht schnell zu ein­er zufrieden­stel­len­den Lösung.

Wir sind näm­lich nicht unfehlbar, aber wir sind lern­fähig — und das ist im richti­gen Leben auf jeden Fall eine sehr nüt­zliche Fähigkeit, meinen sie nicht auch?

8. Dezember 2018
von admin
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Lust und Frust — oder warum gehen sie einkaufen?

Ich habe ger­ade einen sehr amerikanis­chen Artikel über die Psy­cholo­gie des Verkaufens gele­sen, der pos­tuliert dass die Leute haupt­säch­lich aus zwei Grün­den einkaufen: ein­mal zum Vergnü­gen, und zum anderen um Schmerz loszuw­er­den. Zum Vergnü­gen zum Beispiel eine 100 $ teure Flasche Wein, und um den Katerkopf­schmerz loszuw­er­den, am näch­sten Tag eine Pack­ung Kopf­schmerztablet­ten. Einen sünd­teuren roten Sport­wa­gen zum Vergnü­gen, und den Kinder­sitz dazu um Schmerzen zu ver­hin­dern. Einen teuren Urlaub zum Vergnü­gen, ein Haar­wuchsmit­tel um den Ver­lustschmerz bei Haa­raus­fall zu ver­mei­den.

Das fand ich dann doch ein biss­chen über­sim­pli­fiziert, aber so sind die Amis mein­er Erfahrung nach oft. Man kann sowas auch als Frust- und Lustkäufe klas­si­fizieren, und bei­des, so finde ich zumin­d­est, ist ein bißchen ungut. Es läuft näm­lich immer darauf hin­aus, dass man Geld für etwas aus­gibt, was man nicht wirk­lich braucht — aber dahin wollen uns die Mar­ket­ingstrate­gen ja genau lock­en, sie wollen an das Cash in unseren Taschen, und dazu ist ihnen jedes Mit­tel recht. Liebeskum­mer bekämpft man mit einem oder bess­er gle­ich mehreren Paaren neuer Schuhe, der Frust im Job läßt sich nach Feier­abend mit einem Raubzug durch die Bou­tiquen bekämpfen, gegen Ein­samkeit hil­ft eine Fam­i­lien­pack­ung Eiskrem oder Schoko­lade, und bei Min­der­w­er­tigkeits­ge­fühlen darf es gern ein PS-starkes völ­lig über­teuertes Kraft­fahrzeug sein. So sug­gerieren uns die all­ge­walti­gen Sales- und Mar­ket­ing­gu­rus, dieses Cre­do kriegt man mit jedem Werbespot um die Ohren, in mas­siv­er und — für mich zumin­d­est — schon direkt abschreck­ender Art und Weise. Ob Wer­bung im TV oder Inter­net, in den Print­me­di­en oder auf der Strasse, über­all wird uns einget­richtert dass wir glück­lichere Men­schen sein wer­den, wenn wir nur *egal was * kaufen, und zwar möglichst sofort.

Ja hal­lo, gehts noch? Was ist aus den ganz nor­malen Einkäufen des täglichen Bedarfs gewor­den, gibt es sowas heute über­haupt noch? Früher, und ich meine wirk­lich früher, in der Gen­er­a­tion mein­er Oma, ging man jeden Tag zum Bäck­er, zum Milch­laden und zum Met­zger und holte nur das, was am sel­ben Tag auch ver­braucht bzw. aufgegessen wurde. Man hat­te näm­lich noch keinen Kühlschrank, erst recht keinen Gefrier­er, und die leicht verderblichen Lebens­mit­tel wur­den jeden Tag frisch geholt, damit sie nicht ver­dar­ben. Eine gute Haus­frau beherrschte auch die Kun­st des recht­en Mass­es, sie kochte genau so viel dass alle satt wur­den, aber keine Reste übrig blieben — es gab näm­lich wirk­lich keinen Kühlschrank, son­dern besten­falls eine leicht tem­perierte Speisekam­mer oder den küh­leren Keller, und Essen­sreste mussten schnell weg, ehe sie vergam­melten. Da schaute man lieber, dass gle­ich nichts übrig blieb. Unsere Omas liessen sich auch nicht von Son­derange­boten und Wer­beartikeln ver­lock­en, die kauften nur was sie wirk­lich braucht­en, und liessen alles andere im Laden liegen.

Das änderte sich mit den Wirtschaftswun­der­jahren und der Gen­er­a­tion mein­er Mama, man hat­te mehr Geld, man hat­te eine mod­erne Küche mit Kühl- und Gefrier­schrank, man kon­nte auf Vor­rat einkaufen — und musste das auch tun, denn man musste auch viel arbeit­en und hat­te nicht mehr die Zeit, jeden Tag die Runde zum Bäck­er, zum Milch­laden und zum Met­zger zu machen. Also wurde am Sam­stag mit dem Pas­sat Kom­bi zum Suma oder Wertkauf gefahren, und der Kof­fer­raum voll­ge­laden mit Waren, die dann die ganze Woche reichen mussten. Das war ganz sich­er auch eine Art von Luxus, meine Mama hat es geliebt, dass sie gle­ich zehn Pack­erln Kaf­fee mit­nehmen kon­nte, und Nudeln und Mehl und Zuck­er in Fam­i­lien-Groß­pack­un­gen. Die Vor­räte wur­den dann zuhause säu­ber­lich ver­staut, und man kon­nte die ganze Woche aus dem Vollen schöpfen. Allerd­ings gin­gen bei diesen sam­stäglichen Einkauf­sorgien schon auch mal Sachen mit, die nicht unbe­d­ingt gebraucht wur­den, das Sor­ti­ment in den Super­märk­ten war ja ger­adezu paradiesisch üppig, und unsere Mamas waren auch nicht mehr so knapp bei Kasse, dass sie da auf jeden Pfen­nig acht­en mussten.

Ja, und meine Gen­er­a­tion? Ich habe in meinen Jahren als gutver­di­enende beruf­stätige Haus- und Ehe­frau immer zuviel eingekauft, wie ein Eich­hörnchen, man kon­nte es sich ja leis­ten, und wie sollte ich am Mor­gen schon wis­sen, auf was wir Abends Appetit haben wür­den? Also ging beim Met­zger nicht nur das Schnitzel, son­dern auch gle­ich noch die Kotletts mit, und beim Griechen drei bis fünf Sorten Salat und Gemüse, und noch ein Sor­ti­ment Antipasti dazu. Das endete lei­der oft damit, dass wir ziem­lich viele Lebens­mit­tel weggeschmis­sen haben, weil wir sie nicht rechtzeit­ig auf­brauchen kon­nten. Ich habe jahre­lang an mich hingear­beit­et, auch als ich schon lang wieder Sin­gle war, und müh­sam wieder ver­lernt, immer für drei und fünf Mahlzeit­en gle­ichzeit­ig einzukaufen. Das kenne ich auch von vie­len mein­er Fre­undin­nen in meinem Alter, wir kämpfen alle damit, dass wir immer noch mehr heim­tun, als wir tat­säch­lich ver­brauchen.

Mit den Jahren bin ich da aber bess­er gewor­den, und heute kaufe ich wieder fast so ein, wie es meine Oma getan hat. Milch für meinen Kaf­fee Lat­te, eine frische Sem­mel zum Früh­stück, Kaf­fee wenn der dro­ht alle zu wer­den, auch mal ein Stück Käse oder eine Tafel Schoko­lade, ein Radler oder eine Viertelflasche Wein für Abends, und anson­sten wirk­lich nur wenn was gebraucht wird, Wasch­pul­ver und Klopa­pi­er und sowas. Das wars dann aber wirk­lich, soge­nan­nte Spon­tankäufe hab ich mir kom­plett abgewöh­nt, ich nehm nur mit was auf meinem Einkauf­szettel ste­ht, und wenn die Son­derange­bote noch so toll lock­en. Da hil­ft es unge­mein, dass ich gegen Wer­bung so gut wie immun bin, dank jahre­lan­gen harten Train­ings. Und es hil­ft auch, dass ich sehr gut kochen kann, und nie, aber wirk­lich nie Fer­tig­gerichte esse.

Das ist die Über­leitung zur Gen­er­a­tion nach mir: die Kids, die alle nicht mehr kochen kön­nen. Manch­mal läßt es sich nicht ver­mei­den, dass ich Abends noch in den Super­markt gehen muss, und da staune ich immer mit was die jün­geren Leute ihre Einkauf­swä­gen füllen. Fer­tig­gerichte soweit das Auge reicht, Mag­gi-Fix für alles mögliche, Piz­za und Pommes und ander­er Tiefkühl-Schnell­frass, dazu noch Chips und Flips und Schoko­lade und Süßwaren zuhauf. Fer­tig marinierte Fleis­chwaren (finde ich beson­ders gruselig) und abgepack­te Würste (sind auch meist scheus­slich), und dann noch vorge­fer­tigte Desserts und Pud­ding­pülverchen für den süssen Schluss. Nichts dabei, was ich gern kochen geschweige denn mit Appetit essen würde.

Bin ich so ein Fos­sil? Ich fürchte fast, ja. Ich kaufe täglich nur das ein, was ich auch bald ver­brauche, und ich nehme bes­timmte Marke­nar­tikel — den Dall­mayr Kaf­fee, die Bercht­es­gad­ner But­ter, das Pfis­ter Brot — weil sie mir bess­er schmeck­en und ich mich auf die gle­ich­bleibende Qual­ität ver­lassen kann, nicht weil ich sie in der Wer­bung gese­hen habe.  Ich lade mir nicht den Einkauf­swa­gen voll, weil ich irgen­deinen Frust bekämpfen muss. Shop­ping macht mich nicht per se glück­lich, aber ich freue mich an guten Din­gen und bin hap­py, dass ich es mir leis­ten kann zu kaufen was ich gerne mag. Nicht mehr, aber auch nicht weniger, da kön­nen mir die Mar­ket­ing-Strate­gen und Sales-Experten alle gern mal am Abend begeg­nen.