Praxis Dr. Inselfisch

Psychologie, Philosophie und Programmierung

19. August 2019
von admin
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Meine heimische Manufaktur: warum ich so oft in Serien arbeite

Ich bin im zweit­en Beruf Kün­st­lerin. Ich male nicht nur, ich fer­tige auch aller­hand schöne Dinge in den ver­schieden­sten Tech­niken. Tex­tiles Han­dar­beit­en ist mein am häu­fig­sten aus­geübtes Kun­sthandw­erk, ich bin nie ohne mehrere ange­fan­gene Strick- oder Häke­lar­beit­en, an denen ich abwech­sel­nd arbeite. In mein­er Woh­nung lagern wun­der­volle Wol­lvor­räte für zukün­ftige Pro­jek­te, und meine fer­ti­gen Strick-Pro­duk­te find­en in mein­er Fam­i­lie und bei meinen Fre­undIn­nen reis­senden Absatz.

Han­dar­beit­en hat in unser­er Fam­i­lie Tra­di­tion, ich habe es schon als ganz kleines Mäd­chen von Mami und Oma abgeschaut und mir die Fin­ger­fer­tigkeit und das Kön­nen angeeignet, nicht nur nach Anleitung Strick­en und Häkeln zu kön­nen, son­dern meine eige­nen Mod­elle zu entwer­fen. Da war vor allen Din­gen die Oma eine fan­tastis­che Lehrerin, sie war ja Schnei­derin (Modis­tin! Ja, Oma, hast ja recht!) und wusste alles über Maßnehmen und Paß­form von selb­st­genäht­en Klei­dungsstück­en.

Der größte Schatz in Omas Ate­lier war ihr Fun­dus von selb­st gefer­tigten Papier­schnit­ten. Da gab es für jede ihrer Kundin­nen eine ganze Samm­lung von her­vor­ra­gend passenden Schnittmustern, für einen Blaz­er und einen Man­tel, für eine Bluse und eine Weste und einen Cardi­gan, für Hosen, Röcke, Dirndl und Abend­klei­der. Meine Oma kaufte auch jeden Monat die Bur­da, das war ihre Quelle der Inspi­ra­tion, aber Nähen tat sie nicht  nach den Bur­daschnit­ten, son­dern nach denen, die sie sel­ber angepaßt und nach den Massen ihrer Kundin­nen bear­beit­et hat­te.

Da wurde nicht jedes­mal das Rad neu erfun­den, da kam zum Beispiel das Fräulein Het­ty und brauchte einen marineblauen Blaz­er im Matrosen­stil für den Urlaub in Süd­frankre­ich. Pri­ma, sagte die Oma, ging in ihren Fun­dus und holte den erprobten Blaz­er­schnitt für Fräulein Het­ty aus ihrer Samm­lung. Dafür nehmen wir einen marineblauen Woll­gabar­dine, den gibts bei Weipert, und Goldl­itze sowie Mess­ingknöpfe zum Aus­putzen, die holen wir bei Beck am Rathauseck.

Das Fräulein Het­ty wurde dann nur zur Sicher­heit nochmal ver­messen, für den Fall dass sie unbe­merkt ein paar Pfund zu- oder abgenom­men haben sollte, und die Maße mit dem Schnitt ver­glichen. Passte alles, dann legte die Oma los, und spätestens nach ein­er Woche war der neue Marineblaz­er für Fräulein Het­ty fer­tig zur ersten Anprobe.

Die Oma arbeit­ete also immer zumin­d­est in Klein­se­rien, statt jedes­mal einen nagel­neuen Schnitt an die Kundin anzu­passen, nahm sie Bewährtes und gut Passendes, und vari­ierte es mit ihrem Geschick und ihrem stil­sicheren Mode-Empfind­en nur in Details. Die Paß­form blieb, das Revers zum Beispiel sah bei jedem Mod­ell anders aus, Län­gen und Ärmel­vari­anten wur­den angepasst, und natür­lich wirk­te schon jed­er Stoff wieder anders, da kam garantiert keine Langeweile auf. Damit pflegte sie auch die immer langjähri­gen Beziehun­gen zu ihren Kundin­nen, bei Oma Lat­ta gab es maßgeschnei­derte Cou­ture zu fam­i­lien­fre­undlichen Preisen, eben weil sie nicht für jedes Stück das Rad neu erfind­en musste.

Dieses Prinzip, dass man ein funk­tion­ieren­des Grund­mod­ell hat, von dem man immer wieder Vari­anten fer­ti­gen kann, übertrug Oma auch auf ihre son­sti­gen Han­dar­beit­en, und ich habe es von ihr über­nom­men. Ich habe einige Ord­ner voll mit selb­st­geschriebe­nen Anleitun­gen zum Strick­en, Häkeln und Nähen, und greife immer wieder auf Bewährtes zurück. Sock­en aus Regia in mehreren Größen, die immer beliebten Rip­pen­schals auf der Strick­mas­chine, Babysnif­ferchen für meine Char­i­ty-Pro­jek­te, die beliebten Herb­st­blat­tl-Hand­stulpen, noch ’ne Weste im Muschel­muster — ich habe ‑zig Grund­muster, von denen ich immer wieder mit grossem Erfolg Vari­anten her­stelle. Das hat ganz viel damit zu tun, dass ich Han­dar­beit­en als Handw­erk­skun­st ver­ste­he und ausübe, und meinen Fun­dus an funk­tion­ieren­den Anleitun­gen als Betrieb­skap­i­tal anse­he. Wie zum Beispiel auch ein Möbelschrein­er  sein Grund­wis­sen über die Fer­ti­gung  von Tis­chen, Stühlen und Schränken ein­set­zt, und nicht jedes­mal wieder eine Tür­pas­sung oder eine Arm­lehne neu erfind­en muss.

Ich nehme auch manch­mal dieses Strick­muster von jen­er Jacke, die Länge und Weite von dieser Weste, die Knopfleiste von diesem Stück und den Hal­sauschnitt hier­von. Ich kupfere bei mir sel­ber ab was das Zeug hält, und fer­tige daraus Neues und Passendes. Aber wesentlich öfter nehme ich mir ganz relaxed ein funk­tion­ieren­des Grund­mod­ell, arbeite es so wie ich es schon ‑zig mal gemacht habe, und freue mich wenn es wieder mal pri­ma funk­tion­iert. Puris­ten mögen da in Frage stellen, inwieweit es eine kreative Leis­tung ist, wenn man immer wieder das selbe macht, aber ich sehe das nicht so eng. Ich freu mich wenn etwas Gescheites her­auskommt bei meinen Han­dar­beit­ereien, und meine Kund­schaft (Familie&Freunde) freut sich über Selb­st­gemacht­es aus mein­er Werk­statt, immer wieder.

Das geht sog­ar noch einen Schritt weit­er: ich be-han­dar­beite meine Kund­schaft schon seit vie­len, vie­len Jahren, und mit der Zeit nagt dann doch deren Zahn an manchem Lieblingsstück. Da kommt dann oft der Hil­fer­uf: ach Evi, kannst du mir nicht nochmal so eine/n (Dings­bums) strick­en, der/die/das Alte geht lei­der kaputt! Dann bin ich froh, wenn ich in meinen Aufze­ich­nun­gen eine Doku­men­ta­tion finde, wie ich besagtes Lieblingsstück damals gew­erkt habe. Ein exak­tes Dup­likat ist zwar in den sel­tensten Fällen möglich, meis­tens gibts die Wol­lqual­ität und/oder die Farbe nicht mehr. Aber die Machart lässt sich meis­tens duplizieren, und ich finde in meinen Vor­räten meis­tens ein Mate­r­i­al, das dem Orig­i­nal zumin­d­est nahekommt. Boah, wenn ichs hingekriegt habe ist die Freude gross! Und das faden­scheinig gewor­dene Orig­i­nal wird in den wohlver­di­en­ten Ruh­e­s­tand ver­set­zt.

Notiz am Rande: Lieblingsstrick­sachen wer­den in unser­er Fam­i­lie übri­gens durch die Bank getra­gen und benutzt, bis sie kom­plett löcherig und faden­scheinig sind, und mit kein­er Fin­ger­fer­tigkeit der Welt mehr zu richt­en. Da hil­ft dann nur die kom­plette Rep­lika­tion, mit Restau­rierung ist da meis­tens nichts mehr zu machen. Na, paßt schon — ein guter Handw­erk­er beherrscht im Not­fall auch die Kun­st des sachgerecht­en Neubaus 🙂

17. August 2019
von admin
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Schreibzeug statt Tablet: Back to the Roots

Eigentlich wollte ich mir für die Uni ein schniekes kleines Tablet zule­gen, mit Blue­tooth-Tas­tatur und Touch­pad. Die Idee dabei war, immer mein elek­tro­n­is­ches Büro dabei­haben zu kön­nen und z.B. Vor­lesungsmitschriften gle­ich im Anschluss einzu­tip­pen, solang ich die Sachen noch frisch im Kopf habe.

Dann habe ich mich etwas einge­hen­der mit e‑learning bzw. Ler­nen am Com­put­er beschäftigt, wie bere­its im vorigen Artikel nachzule­sen ist: E‑Learning: Erken­nen oder Erin­nern

Ergeb­nis der Nach­forschun­gen und mehrerer inter­es­san­ter Diskus­sio­nen mit meinen guten Fre­undin­nen und Fre­un­den: ich pro­biers anders. Um nicht in die e‑learn­ing-Falle zu tap­pen, näm­lich das Wis­sen zwar auf der Fest­plat­te gespe­ichert zu haben, aber nicht im Kopf, gehe ich es anders an. Ich hab mir ein schönes Schreib­set gekauft, einen Kuli und einen Druck­bleis­tift in fein­er Qual­ität und edler Optik. Dazu Schreib­blocks und Ring­buchein­la­gen, Ring­büch­er habe ich noch (orig­i­nal 80er Jahre Design) und Reg­is­ter und Trennblät­ter auch, da bin ich gut aus­ges­tat­tet.

Dann hab ich gle­ich mal geübt: ein Strick­muster hand­schriftlich ent­wor­fen, probegestrickt und hand­ko­r­rigiert, bis es gepaßt hat. Erst dann habe ich es in den Com­put­er reingek­lopft, und damit war ich nul­lkom­manix fer­tig, weil ich es schon auswendig kon­nte.

So, denke ich mir, klappt das mit dem Ler­nen wahrschein­lich bess­er. Ich werde meine Mitschriften hand­schriftlich ins Reine schreiben, und nur in den Com­put­er tip­pen, wenn es unbe­d­ingt sein muss. Über den Weg Auge-Hirn-Hand-Papi­er bleibt halt doch deut­lich mehr hän­gen.

Natür­lich wird heutzu­tage ver­langt, dass Hausar­beit­en etc. in elek­tro­n­is­ch­er Form ver­fasst und sauber aus­ge­druckt abgegeben wer­den. Aber das  ist was anderes, da ist die saubere For­matierung der let­zte Schliff, die Arbeit muss man sich schon machen. Dafür kann man dann auch die Rechtschreibprü­fung nutzen, das kann ich schon gut gebrauchen, weil ich ein biss­chen Kraut und Rüben schreibe, was das Englis­che ange­ht: British und US in bunter Mis­chung, das geht natür­lich für die Uni nicht. Da muss ich mich für eine Vari­ante entschei­den und dann dabeibleiben.

Vielle­icht stellt sich im Lauf des Semes­ters ja auch her­aus, dass ein Tablet zum Tex­ter­fassen doch Sinn macht, dann kann ich mir immer noch eins holen. Aber ich fang jet­zt mal hand­schriftlich an, und sehe wie weit ich komme. Back to the Roots — ich habe eigentlich schon immer gerne mit der Hand geschrieben. Und wenn ich ein biss­chen übe, ist meine Hand­schrift auch hüb­sch leser­lich, auch wenn sie keinen Schön­heit­spreis gewin­nt. Das wird eine span­nende Sache — ich werde bericht­en!

12. August 2019
von admin
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E‑Learning: Erkennen oder Erinnern

Ler­nen ohne Com­put­er ist heutzu­tage fast undenkbar. Schon in der Grund­schule wird gegooglet was das Zeug hält, und da geht es schon los mit der Tücke der Meth­ode: Lösun­gen wer­den abge­spe­ichert und bei Bedarf wieder aufgerufen, man merkt es sich nicht im Kopf, man benutzt den Com­put­er als externe Mem­o­ry fürs eigene Gehirn. Die Smart­phone- und Tablet­nutzer wer­den immer jünger, und sie sind nur mit roher Gewalt von ihrem mobilen Inter­net­zu­gang zu tren­nen. Ich rede hier mal noch gar nicht von Social Media, es geht schon damit los dass für jede noch so triv­iale Frage die Lösung zuerst im Inter­net gesucht wird, statt das eigene Erin­nerungsver­mö­gen einzuschal­ten.

Im Englis­chen gibt es dafür zwei sehr fein unter­schei­dende Begriffe, Recog­ni­tion und Recall, das sind Wieder­erken­nung und Entsin­nen. Recog­ni­tion ist das, was beim Googlen am schnell­sten greift. Man erken­nt anhand von Satzfrag­menten und Wort­fet­zen sehr schnell, ob der Google-Ein­trag eine Lösung für mein aktuelles Prob­lem bieten kön­nte, und wenn dem so ist, set­ze ich ein Book­mark, damit ich die Lösung auch wiederfinde, wenn ich sie brauche.

Recall funk­tion­iert anders. Dabei nimmt man sich konzen­tri­ert einen Augen­blick Zeit, geht in das eigene Erin­nerungsver­mö­gen und fördert Wis­sen zutage, das man sich durch Übung, Erfahrung und Wieder­hol­ung erwor­ben hat. Dieses Wis­sen ist ein Schatz, und auch ganz ohne Inter­net nutzbar. Jed­er hat da seine eige­nen Schätze, ich zum Beispiel habe eine ganze Daten­bank voller Kochrezepte in meinem Ober­stübchen abge­spe­ichert, eine mein­er besten Fre­undin­nen hat hun­derte von Gedicht­en auswendig parat, und das sind nur winzige Bruchteile dessen, was das men­schliche Gehirn so abspe­ich­ern kann. Sprachen und Vok­a­beln spe­ichert man dort oben ab, auch Pro­gram­mier­sprachen, wobei hier die Gren­zen fliessend sind.

Ich habe in den 1980er Jahren meine erste Pro­gram­mier­sprache Stan­dard-Pas­cal gel­ernt, damals noch mit Lochkarten und schriftlich­er Aus­gabe an Decwriter-Ter­mi­nals. Der Unter­richt fand zum grössten Teil the­o­retisch statt, wir lern­ten Daten­typen und Sprachele­mente von der Pike auf, den Unter­schied zwis­chen for.. next und do…while, repeat…until und do…case haben wir uns reinge­zo­gen bis wir es im Schlaf beherrscht­en. Denn die Rech­n­erzeit war knapp bemessen und teuer, wir kon­nten es uns nicht erlauben bei der Eingabe viele Fehler zu machen oder gar durch aus­pro­bieren Fehler auszumerzen, das musste möglichst schon im ersten Anlauf klap­pen.

Von dieser soli­den Basis habe ich mein ganzes Beruf­sleben lang prof­i­tiert, ich habe neue Pro­gram­mier­sprachen immer auf das alte Fun­da­ment auf­bauen kön­nen, ohne jemals die Grund­la­gen nochmal nach­schla­gen zu müssen. Die habe ich parat in meinem Gehirn, das sitzt und ist bei Bedarf sofort abruf­bar. Ein Array ist ein Array, ein Inte­ger und ein Float sind in jed­er Pro­gram­mier­sprache ähn­lich definiert, man macht immer gerne Off­set-by-One-Fehler, und die Son­der­be­hand­lung der deutschen Umlauts ist fast über­all ein Kapi­tel für sich. Ob Pas­cal oder C#, Visu­al Basic, PHP oder Javascript, der Wieder­erken­nungswert ist hoch, am ehesten macht einem noch die Gram­matik und Inter­punk­tion zu schaf­fen. Kommt am Zeile­nende ein ; oder ein <br>, wie benen­nt man Vari­able ($test, test01) und Kon­stan­ten, nimmt man bei Strings dop­pelte ” oder ein­fache ’ Hochkom­ma­ta, das sind so die kleinen Stolper­steine, wenn man zwis­chen unter­schiedlichen Pro­gram­mier­sprachen wech­selt. Anson­sten: ich bekenne mich schuldig, neue Pro­gram­mier­sprachen lerne ich per Google und Copy&Paste, und mir reicht es wenn ich weiß wo ich eine Lösung gespe­ichert habe, ich muss nicht alles auswendig kön­nen.

Ich habe allerd­ings in fast 30 Jahren Beruf­sleben nur ein­mal (in der IHK-Prü­fung zum Fach­in­for­matik­er) eine Klausur schreiben müssen, in der man keinen Com­put­er benutzen durfte, und die hab ich auch nur mit Ach und Krach geschafft. Den prak­tis­chen Teil der Prü­fung, ein Pro­gram­mier­pro­jekt, hab ich dafür mit 100 von 100 Punk­ten abgeschlossen, das hats dann wieder aus­geglichen. Aber die theoretisch/schriftliche Prü­fung war ein Desaster, ich hat­te ja den Stoff nicht im Kopf, son­dern nur auf meinem Note­book abge­spe­ichert. Das blüht jedem, der auss­chliesslich am Com­put­er lernt: kein Com­put­erzu­griff, keine Erin­nerung, Prü­fung versem­melt.

Das ist jet­zt im richti­gen Leben, speziell im Beruf­sleben, nicht wirk­lich ein Bein­bruch. Im Nor­mal­fall hat man ja am Arbeit­splatz immer Com­put­er- und Inter­net-Zugriff, und es wird auch nicht erwartet dass man auf den Schlag Prob­lem­lö­sun­gen wie Kar­nick­el aus dem Zauber­hut zieht. Im Regelfall wird man erst­mal recher­chieren, dabei aus mehreren Lösun­gen die prak­tik­a­bel­ste aus­suchen und auf die aktuellen Prob­leme anpassen. Anders gehts auch gar nicht mehr, nie­mand hat mehr die Zeit neue Pro­gram­mier­sprachen, Konzepte und Stan­dards von der Pike auf zu ler­nen. Man springt eigentlich immer ins kalte Wass­er, mit Tante Google als Ret­tungsleine. Ohne die unzäh­li­gen Sup­port­foren und Online-Tuto­rien, ohne Code­samm­lun­gen und Pro­gramm­bib­lio­theken kann in der IT heutzu­tage nie­mand mehr arbeit­en. Nie­mand kann das alles im Kopf haben, dazu gibt es zu schnell zu viel Neues auf allen Gebi­eten.

Das erfordert aber noch eine ganz andere Fähigkeit: man muss in der Lage sein, Lösun­gen auch wiederzufind­en. Und das geht nur mit Diszi­plin und Selb­stor­gan­i­sa­tion — es hil­ft sehr, wenn man sich mal eine sin­nvolle Struk­tur von Desk­top und Fest­plat­te (auch externe bzw. Serververze­ich­nisse) über­legt hat, und sich dann auch daran hält. Und alle paar Jahre mal sollte man Großreinemachen… ich habe sehr sel­ten Pro­gramm­bib­lio­theken noch ein­mal gebraucht, wenn sie ein­mal älter als 10 Jahre waren. Ein guter Zeit­punkt dafür ist es, wenn man sich einen neuen PC zulegt, dann kann man bei der Datenüber­nahme gle­ich mal Großputz machen. Ich lagere sel­ten benutzte Soft­ware dann gern auf eine externe Fest­plat­te aus, damit ich im Not­fall doch wieder dran kann, habe das allerd­ings noch kaum gebraucht. In der extrem schnel­llebi­gen Branche, die ich mir aus­ge­sucht habe, darf man auch get­rost vieles ein­fach wieder vergessen, weil man es garantiert nie wieder braucht.

Bei der stetig steigen­den Infor­ma­tions­flut, die tagtäglich auf jeden von uns nieder­pras­selt, muss man sog­ar gezielt das schnelle Vergessen üben, damit man sich das Gehirn nicht mit nut­zlosem Schrott ver­stopft.

Eine beliebte Meth­ode ist es, sich alles irgend­wie (als Link, Book­mark, Screen­shot…) abzus­pe­ich­ern, wenn man glaubt es irgend­wann wieder gebrauchen zu kön­nen. Das ver­stopft Fest­plat­ten und USB-Sticks, das geht Mega- und Giga­byteweise in die Cloud und treibt da im Zweifels­fall die Kosten hoch, und kein Men­sch find­et jemals etwas wieder. Vergesst es ein­fach — min­destens 99% von dem ganzen Schot­ter inter­essiert in ein paar Tagen (oder Wochen, Monat­en, Jahren) kein Schwein mehr. Da ist es oft schlauer, neu zu googlen, als in der end­losen Spe­icher­platzwüste etwas wiederfind­en zu wollen. Mut zum Vergessen — und es ist sog­ar wahrschein­lich, dass es inzwis­chen eine schlauere Lösung für ein bes­timmtes Prob­lem gibt. Zum Beispiel eine neue Pro­gram­mier­sprache, einen neuen Stan­dard, eine neue Methodik. Und dann frisch auf, wir ler­nen etwas ganz Neues — das macht Spaß und ist Gehirn­jog­ging vom Fein­sten. Ich nehme mir die Frei­heit, weit­er mit ein­er Kom­bi­na­tion aus Recall (Grund­la­gen­wis­sen) und Recog­ni­tion (ergooglete Lösun­gen und Codesnip­pets) zu arbeit­en. Zumin­d­est am Arbeit­splatz. Wenn ich wieder mal in die Ver­legen­heit kom­men sollte, eine Klausur ohne Com­put­er schreiben zu müssen, werde ich anders ler­nen müssen, dann muss der Stoff ins Gehirn, nicht auf die Fest­plat­te. Wenn man sich das klar macht, kann man andere Lern­strate­gien ein­set­zen, und dann klappts auch mit der Prü­fung. Mal sehen — zum Aben­teuer Ler­nen wird es hier sich­er noch ein paar Artikel geben, da hab ich noch viel vor. Bis dann viel Spaß beim Abspe­ich­ern und Wiederfind­en! 🙂

1. Januar 2019
von admin
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Good things come to those who wait: meine kleine Neujahrsansprache

Ich machs auch nicht anders als die meis­ten: zum Start eines neuen Jahres fasse ich gute Vorsätze, ein­fach weil es eine gute Zeit ist, Resümee zu ziehen und dies zu tun. Mein Hauptvor­satz für 2019: ich will mehr Geduld üben. Muss ich auch ganz prag­ma­tisch, weil meine Pläne fürs neue Jahr jet­zt erst mal eine Wartezeit erfordern, ich muss noch cir­ca drei Monate lang die Füsse still hal­ten, ehe es mit einem neuen, grossen Pro­jekt weit­erge­ht.

Geduld ist meine starke Seite nicht, noch nie gewe­sen. Ich bin ja sel­ber von der schnellen Truppe und erledi­ge viele Dinge wenn es geht sofort, ratz­fatz und schnack­bumm­bäng 🙂 Das muss man in meinem Beruf auch kön­nen, das Arbeit­stem­po in der IT ist hals­brecherisch, da hat man nie Zeit sich erst­mal in aller Ruhe zu über­legen, wie man etwas ange­ht, da muss man ohne Gezeter ran an die Bulet­ten und Lösun­gen liefern, möglichst schon Vorgestern. Damit wird es einem zwar nie lang­weilig, aber so richtig gesund ist dieses Höl­len­tem­po auf die Dauer auch nicht, das artet nor­maler­weise in Stress aus und in viele Über­stun­den und Woch­enend­schicht­en. Das hält auch der hart­ge­sot­ten­ste alte ITler nicht jahre­lang aus, das geht oft ger­aden­wegs in den Burnout. Da ich allerd­ings jet­zt in der glück­lichen Lage bin, mir meine Pro­jek­te sel­ber steuern zu kön­nen, ist der Einzige der mir Druck macht ich sel­ber, und genau da will ich die Bremse anziehen.

Ich hab da heute einen net­ten Artikel von Hen­ry Lath­am über die Geduld, und wie wir sie in unser­er Zeit ver­lernt haben gele­sen, hier ist der Link:

https://medium.com/the-polymath-project/societys-problem-with-patience-a6b54a51b365

Er bringt unter anderem ein schönes Zitat von Leo Tol­stoj:

“Die bei­den mächtig­sten Krieger sind Geduld und Zeit.”

Das haben wir in unserem schnellebi­gen Zeital­ter fast alle vergessen. In Zeit­en von Instant Infor­ma­tion & Instant Grat­i­fi­ca­tion muss alles sofort passieren: wir wollen sofort Infor­ma­tio­nen ergooglen, wollen sofort am Smart­phone errre­ich­bar sein, und sofort ein Star oder ein erfol­gre­ich­er Start­up wer­den ist auch so eine Seifen­blase, der Mil­lio­nen hin­ter­her­hecht­en, weil es von den Medi­en so gepusht wird. Sendun­gen wie “The Voice of Ger­many” gaukeln einem vor, dass man über Nacht zum Star wer­den kann, und lassen die Jahre der Vor­bere­itung und der harten Arbeit bewusst aussen vor. Ein Fin­ger­schnip­pen muss genü­gen und dann muss sofort passieren was wir uns wün­schen, so sieht das heutzu­tage in den Medi­en aus.

Es gibt ein nettes altes amerikanis­ches Sprich­wort, das lautet: “Good things come to those who wait”, wörtlich: “Gute Dinge kom­men zu denen, die warten kön­nen.” Das möchte ich mir mehr zu Herzen nehmen. Nathan Sykes hat ein hüb­sches Lied mit einem sehr ein­fühlsamen Text daraus gemacht, hier ist ein schnuck­e­liges Video davon:

Es fängt an mit dem Text (sin­ngemäss): “Es ist kein Not­fall, keine Sire­nen vor mir, nichts hält mich davon ab, meinen Weg zu gehen…”

Die Lyrics han­deln davon, dass man an seinem Platz bleiben und in aller Ruhe abwarten kann, dass man sich nicht abhet­zen muss, weil es sowieso nichts bringt, dass man kurz gesagt mit Geduld eher weit­erkommt als mit hek­tis­chem Aktion­is­mus. Das Lied ist ein schön­er Ohrwurm, und die Mes­sage ver­suche ich mir zu Herzen zu nehmen.

Da ich aber im Nicht­stun und nur Abwarten ganz,  ganz schlecht bin, werde ich noch viel üben müssen. Ich hab ja Tausend Klein­pro­jek­te im Bere­ich Kun­st, Hob­by und Handw­erk, ich werde denen mehr Raum geben, solange ich noch abwarten muss mit der grossen neuen IT-Her­aus­forderung. Ich hab ja sog­ar ein recht ehrgeiziges neues pri­vates Pro­gram­mier­pro­jekt, mit dem ich mich sich­er viele Stun­den und Tage beschäfti­gen kön­nte, aber die ganze Zeit nur am Com­put­er zu sitzen ist auch nicht gesund. Das lim­i­tiere ich mir auf wenige Stun­den pro Tag, und anson­sten werde ich mich in der näch­sten Zeit jet­zt eher den schö­nen Kün­sten wid­men — und mein­er Woh­nung, die ist näm­lich noch nicht fer­tig ren­oviert. Und anson­sten werde ich Geduld haben, die paar Monate gehen auch vor­bei. Es tut meinen Fre­und­schaften und Bekan­ntschaften sich­er auch gut, wenn ich mal nicht wie eine Wilde vorneweg galop­piere, son­dern mal einen Zack­en langsamer fahre und auch mal drauf schaue, ob die anderen auch mitkom­men. Das über­sieht man näm­lich sehr gerne, wenn man das Leben auf der Über­hol­spur fährt: es wird ganz schnell ein­sam da vorne.

Dann lieber abwarten und Tee trinken.… und auch mal gute Fre­unde dazu ein­laden. Denn, so ste­ht es sehr wahr auf mein­er schön­sten Wei­h­nacht­spostkarte: es sind die Begeg­nun­gen mit Men­schen, die unser Leben lebenswert machen. Und das passt per­fekt zu meinem guten Vor­satz fürs neue Jahr. Mehr Geduld üben, mehr Zeit für die wirk­lich wichti­gen Dinge des Lebens nehmen. Ich pro­biers mal — und ich werde bericht­en, wie es mir gelingt.

Ich wün­sche allen ein wun­der­bares neues Jahr, und mögen eure guten Vorsätze so wahr wer­den, wie ihr es euch wün­scht!

prostneujahr

prost­neu­jahr

23. Dezember 2018
von admin
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20.000 mal am Tag — wie schnell schalten sie?

Wenn man den gängi­gen Unter­suchun­gen und Stu­di­en glauben soll, trifft ein Men­sch in unser­er heuti­gen Zeit unge­fähr 20.000 Entschei­dun­gen am Tag, manche sagen auch 30.000 und mehr. Das ist ein Haufen Holz — zig­tausend Mal ja oder nein, oder dies oder das, oder gar auch noch mehrere Möglichkeit­en zur Auswahl. Logisch, dass da die meis­ten Entschei­dun­gen blitzar­tig und ohne gross­es Nach­denken gefällt wer­den, dafür haben wir unseren Instinkt, unsere erwor­be­nen Erfahrun­gen und unser Bauchge­fühl. Wenn man sich näm­lich lange mit gedanklichen Abwä­gun­gen aufhält, kommt man gar nicht durch den Tag, das muss alles in ein­er affe­nar­ti­gen Geschwindigkeit passieren. Vieles davon ist auch triv­ial und anscheinend ohne grosse Kon­se­quen­zen. Anscheinend.

Hau ich mor­gens meinem Weck­er nochmal auf die Snooze-Taste? OK, aber dann fehlen mir nach­her die fünf Minuten beim Früh­stück, und es reicht nicht mehr für die zweite Tasse Kaf­fee, weil ich aus dem Haus muss. Das hat zur Folge, dass mein Gehirn noch nicht ganz wach ist beim Aut­o­fahren, und ich die Entschei­dung, ob ich bei der Ampel bei Gelb noch anhalte oder ob ich weit­er­fahre nicht rechtzeit­ig fälle — und prompt Rot und den fre­undlichen Blitzer erwis­che. Was wiederum zur Folge hat, dass ich schon verärg­ert und ange­fressen im Büro erscheine und den Kol­le­gen, der jet­zt in der Früh schon etwas von mir will erst­mal anblaffe, statt ihm zuzuhören — dabei hätte der eine wichtige Lösung für ein Prob­lem, an dem wir schon tage­lang herumkauen. Deswe­gen musss ich dem Chef, der wenig später nach dem Stand der Dinge fragt, lei­der mit­teilen dass wir noch keinen Schritt weit­er sind, und der entschei­det prompt, das dem Kun­den auch so mitzuteilen und schlechte Pub­lic­i­ty für unser Team zu pro­duzieren. Ganz davon abge­se­hen dass der Abga­beter­min für das Pro­jekt nochmal ver­schoben wer­den muss, und die Buch­hal­tung entschei­den muss dass vor­läu­fig noch keine Rech­nung gestellt wer­den kann.… und das alles bloss, weil ich auf die Snooze-Taste gehauen habe!

Ich hab das jet­zt nicht wirk­lich über­trieben, so laufen Entschei­dungs­ket­ten nun­mal ab — sobald men­schliche Gehirne involviert sind, kann man keine strikt logis­che Kausalkette mehr berech­nen wie es zum Beispiel beim Ablauf eines Com­put­er­pro­gramms der Fall ist. Men­schen entschei­den oft aus nicht ratio­nalen Grün­den, das müssen sie tun, weil sie so unter Zeit­druck ste­hen. Ganz beson­ders schlimm aus­geprägt ist das in mein­er Branche, der Infor­matik. IT-Pro­jek­te ste­hen notorisch unter Voll­dampf und hät­ten immer gestern schon fer­tig sein müssen,weil irgend jemand bei der Ein­schätzung des voraus­sichtlichen Zeitbe­darfs und Arbeit­saufwan­des kom­plett falsch entsch­ieden hat. Das kommt daher, weil man sich in den meis­ten Fällen mit neuen und uner­probten Tech­nolo­gien herum­schla­gen muss und nicht auf Bewährtes und jahre­lang Geübtes zurück­greifen kann, deswe­gen gehen so viele Pro­jek­tentschei­dun­gen in der IT auch kom­plett in die Hosen.

Hätte ich meinen Jugend-Beruf­swusch ver­wirk­licht und Möbelschrein­er gel­ernt, würde ich ganz anders arbeit­en kön­nen. Das Schrein­er­handw­erk ist ein tra­di­tion­sre­ich­er, altehrwürdi­ger Beruf, und ein Tisch oder Stuhl aus Holz wird heute nicht viel anders gefer­tigt als vor vie­len hun­dert Jahren schon. Es gibt erprobte Bemas­sun­gen und Arbeitsweisen — wie hoch soll die Sitzfläche oder die Tis­chhöhe sein, welche Verzap­fung ver­wen­det man für eine gefugte Rück­en­lehne, wie mon­tiert man die Tis­chbeine an der Zarge so dass sie nicht wack­eln und sta­bil bleiben. Man kann auf einen Jahrhun­derte alten Erfahrungss­chatz zurück­greifen, das wird jedem Lehrling beige­bracht und jed­er junge Meis­ter ver­fein­ert und ver­vol­lkomm­net das altüber­lieferte Wis­sen, ehe er es mit seinen eige­nen Ideen anre­ichert und sein Meis­ter­stück anfer­tigt. Die Werkzeuge — Säge, Bohrer, Hobel, Schleifgerät — sind auch seit Jahrhun­derten die sel­ben, nur wird heute vieles elek­trisch angetrieben, was man früher mit Dampf, mit Wasserkraft oder mit reinem Irx­en­schmalz (bayr. für Muskelkraft) machte. In tra­di­tionell geführten Werk­stät­ten arbei­t­ende Möbelschrein­er lei­den höchst sel­ten unter Stress, und Burnout ist ein nahezu unbekan­ntes Phänomen in der Branche. Bei den ITlern erwis­chts nahezu jeden früher oder später, deswe­gen gibt es so wenige ältere Arbeit­nehmer in der Branche, die habens alle schlicht aufgegeben und haben die Branche gewech­selt, oder sind aus gesund­heitlichen Grün­den in Frührente geschickt wor­den

Nach ein­er Studie der Prono­va BKK lei­den 87% der deutschen Arbeit­nehmer unter Stress, jed­er zweite (!) fühlt sich vom Burnout bedro­ht. Als Haup­tur­sache für den Dauer­stress wird der ständi­ge Ter­min­druck genan­nt — und da sind wir wieder bei unseren Entschei­dun­gen gelandet. Zeit­druck ver­langt noch schnellere Reak­tions­fähigkeit, noch schnelleres Umschal­ten, noch schnellere Tre­f­fer­quote bei allem was wir tun… und das geht bei Dauer­stress nie gut, wer gestresst ist neigt zu Panikreak­tio­nen und Fehlentschei­dun­gen. Wer ständig nur noch defen­siv Prob­leme niederknüp­peln muss, kann nicht pro­duk­tiv arbeit­en, und das haut auch dem Stärk­sten schnell auf die Gesund­heit, dann macht der Beruf uns krank.

Was hil­ft dage­gen?

Ganz offen­sichtlich nur eins: Stress reduzieren. Mehr Zeit zum Nach­denken haben. Pro­jek­te in Ruhe pla­nen und wohlüber­legt durchziehen.  Reak­tio­nen und Antworten bess­er abwä­gen, wichtige Entschei­dun­gen gut über­denken. Wenn das immer so ein­fach wäre… oft geht es nur mit einem Job­wech­sel, und ob es dann in der neuen Fir­ma wirk­lich bess­er ist, darauf kann man sich auch nicht ver­lassen. Arbeit­szeit reduzieren ist auch ein gutes Mit­tel gegen Dauer­stress, wer sich nur noch halb­tags mit dem täglichen Wahnsinn auseinan­der­set­zen muss, hat mehr Zeit zum erholen dazwis­chen und ist dem Dauer­stress meis­tens bess­er gewach­sen. Lei­der ist das noch nicht wirk­lich zu unseren Arbeit­ge­bern durchge­drun­gen, meis­tens sind 40+ Wochen­stun­den die Regel. Teilzeit­stellen wer­den höch­stens noch im öffentlichen Dienst ange­boten, die sind da etwas fortschrit­tlich­er, das kommt daher dass sie bei gle­ich­er Eig­nung auch Arbeit­nehmer mit Hand­i­cap ein­stellen müssen, die sind halt nicht Full­time belast­bar.

Am Ende muss jed­er sel­ber entschei­den, was er gegen die tägliche Entschei­dungs­flut untern­immt, und ob er das sein­er Gesund­heit noch zumuten kann und will. Die Angst vor der Arbeit­slosigkeit dürfte dabei der stärk­ste Entschei­dungs­fak­tor sein, deswe­gen arbeit­en ja auch so viele Men­schen bis zum Umfall­en, bis sie krank wer­den und ein­fach nicht mehr kön­nen. Da ist was faul in unserem Staat, aber das ist eigentlich schon ein ganz anderes The­ma, das lasse ich jet­zt mal so ste­hen.

Und wün­sche ihnen eine stress­freie Zeit, wenig­stens über die Feiertage — machen sie mal langsam. Die wichtig­ste Entschei­dung ist jet­zt, ob ich erst ein Vanillekipferl oder erst einen Lebkuchen esse, und ob ich mir einen Milchkaf­fee oder einen schö­nen Earl Grey dazu koche. Und dann entschei­de ich noch, ob heuer Lamet­ta an den Christ­baum kommt oder nicht, und ob ich rote oder gelbe Kerzen auf­stecke. Das sind jet­zt wirk­lich wichtige Dinge, die wohl abge­wogen wer­den möcht­en — meinen sie nicht auch?

frohe_weihnachten

Fro­he Wei­h­nacht­en

 

23. Dezember 2018
von admin
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Der Mond ist mein Freund — mein Rezept bei Schlafstörungen

Ken­nen sie das auch: mit­ten in der Nacht ist man plöt­zlich hellwach, an Weit­er­schlafen ist nicht zu denken — und es ist erst halb vier Uhr Mor­gens, noch Stun­den, bis der Weck­er klin­gelt. Der Kopf brummt als ob man am Abend vorher gezochen hätte, die Zunge ist pelzig und man hat einen scheus­slichen Geschmack im Mund. Ins­ge­samt eine gräus­liche Ver­fas­sung, man fühlt sich elend.

Was tun?

Zuallererst mal: keine Panik. Ein gesun­der Erwach­sen­er kommt mit ca. 6–7 Stun­den Schlaf aus, aber 4–5 kön­nen auch mal reichen. Bei Voll­mond zum Beispiel, oder auch wenn das Wet­ter umschlägt, oder wenn man aus irgen­deinem Grund Streß und viele Gedanken im Kopf hat, dann kann die Nacht schon mal extrem kurz sein. Aber, wie gesagt, kein Grund zur Panik.

Erste Mass­nahme: auf­ste­hen, aus dem Fen­ster schauen, ob man den Mond sieht, (sehr wahrschein­lich ja) und mal nach den Ster­nen guck­en — man sieht sie jet­zt beson­ders schön. Licht anmachen, kräftig dur­chat­men und mal gut streck­en.

Zweite (nahezu leben­sret­tende) Mass­nahme: man kocht sich einen schö­nen Milchkaf­fee, ich bevorzuge Espres­so mit heiss­er Milch, aber ein guter Bohnenkaf­fee tuts auch. Mit Milch, weil das magen­fre­undlich­er ist, und mit ein biss­chen Zuck­er, weil das den Blutzuck­er­spiegel in die Gänge bringt. Bis der Kaf­fee durchge­laufen ist, putzt man sich die Zähne mit ein­er erfrischen­den Pfef­fer­minz-Zah­n­pas­ta, davon geht der schlechte Geschmack im Mund weg. Dann geniesst man seine erste Tasse Kaf­fee. Das Kof­fein geht sofort ins Blut, es erweit­ert die Blut­ge­fäße im Kopf, der Druck und das Brum­men gehen nach weni­gen Minuten weg, auch ohne Aspirin. Milch und Zuck­er machen ein angenehmes Gefühl im Magen, und auch die Wärme des Kaf­fees tut wohl. Schlür­fen sie ihren ersten Mor­genkaf­fee mit bewusstem Genuss, das tut jet­zt gut und bringt ihr Ver­dau­ungssys­tem und ihren Kreis­lauf auf Vor­der­mann.

Dritte Mass­nahme: essen sie eine Kleinigkeit, bevorzugt etwas mit Fruchtzuck­er drin. Das kann ein Müs­li mit Obst sein, ein Fruchtjoghurt, oder auch ein Marme­lade­brot — ich nehme gern ein Scheibchen frischen Toast mit leck­er­er Orangen­marme­lade oder selb­st­gekochtem Zwetschgen­mus, das ist eine Delikatesse am frühen Mor­gen. Es kann dur­chaus sein, dass sie auf die süsse Kleinigkeit noch mehr Appetit kriegen, weil ihr Sys­tem auf den Zuck­er pos­i­tiv reagiert. Ja pri­ma! Dann machen sie doch gle­ich mal richtig Früh­stück, ruhig mit einem Früh­stück­sei, Brot und Wurst und Käse, oder noch mehr Marme­lade oder auch Honig, was ihnen schmeckt und so wie sie es gern mögen. Trinken sie dazu ein Glas Saft, oder auch eine Mul­ti­vi­t­a­min- oder Mag­ne­sium­brause, die Flüs­sigkeit tut dem Sys­tem gut und macht einen klaren Kopf.

Bis sie fer­tig gefrüh­stückt haben, dürfte es jet­zt schon eine Stunde oder mehr nach dem Auf­ste­hen sein, und das ist eine wun­der­bare Zeit! Wer mor­gens um 5 schon hellwach ist (und nach dem guten Früh­stück sind sie das) hat im Nor­mal­fall noch unge­fähr zwei Stun­den Zeit bis der Weck­er klin­gelt, und die nutzen wir jet­zt für uns sel­ber, das ist geschenk­te Zeit! Machen sie etwas Schönes, etwas für sich sel­ber, etwas das ihnen Freude macht. Malen sie ein Bild, schreiben sie ein Gedicht (oder einen Blog-Beitrag 🙂 …), strick­en sie oder basteln sie etwas, je nach­dem was sie gerne tun und für was sie son­st wenig Zeit find­en. Wenn ihnen gar nichts anderes ein­fällt, kön­nen sie auch ihre E‑Mails von gestern beant­worten, oder etwas für die Arbeit tun — ich kann so früh am Mor­gen beson­ders gut pro­gram­mieren und habe schon so manch­es knif­fe­lige Prob­lem am Com­put­er früh um halb fünf gelöst.

Was sie auch tun: tun sie es in aller Ruhe, die frühen Mor­gen­stun­den sind geschenk­te Zeit, die gehören ihnen sel­ber, nie­mand ste­ht hin­ter ihnen und treibt sie an, und nie­mand mault rum, dass sie um diese got­t­lose Tageszeit doch ins Bett gehören — also tun sie es selb­st auch nicht. Es ist aus­drück­lich erlaubt, sich die Nacht zum Fre­und zu machen, wenn man nicht mehr schlafen kann.  Und wenn der Voll­mond durch meinen Win­ter­garten here­in­scheint, grüße ich ihn fröh­lich und sage: wir bei­de, alter Fre­und, wir sind jet­zt wach wenn alle anderen schlafen. Lass uns die Zeit nutzen!

vollmond

voll­mond

Wenn dann die erste Mor­gendäm­merung her­auf­scheint, habe ich schon ein paar Stun­den Vor­lauf, bin glock­enwach und kann den Mor­gen mit frisch­er Kraft begrüssen. Manch­mal lege ich mich auch nochmal für ein Stünd­chen hin, bis der Weck­er klin­gelt, aber das kommt eher sel­ten vor, meis­tens starte ich in der Früh schon durch und beginne den Tag mit Schwung und gutem Mut. Das geht nur, weil ich keine Angst habe, dass mir der wenige Schlaf den Tag kaputtmacht. Das lasse ich näm­lich nicht zu, siehe allererste Mass­nahme: nur keine Panik! Schlaf­störun­gen regeln sich im Nor­mal­fall von sel­ber, wenn man sich nicht ver­rückt macht. Und wenn sie let­zte Nacht wirk­lich nur 4–5 Stun­den geschlafen haben, ja und? Dann wer­den sie eben ein Mit­tagss­chläfchen machen, wenn es geht, oder sich nach Feier­abend zur Sies­ta aufs Sofa zurückziehen. Und sie wer­den in der fol­gen­den Nacht sehr wahrschein­lich mehr und länger schlafen, unser Sys­tem regelt sowas nor­maler­weise automa­tisch.

Ein ern­stes Wort zum Schluss: lassen sie sich nicht dazu ver­leit­en, mit­ten in der Nacht Schlaftablet­ten zu nehmen, die wirken dann zur falschen Zeit und machen sie genau dann am kaputtesten, wenn der Weck­er klin­gelt, dann wird der Tag die Hölle. Schlaftablet­ten soll­ten ohne ärztlichen Rat über­haupt nicht genom­men wer­den, und auch dann nur im Aus­nah­me­fall, denn sie machen sehr schnell abhängig und zer­stören den natür­lichen Schlaf/Wachrythmus. Ich weiss lei­der aus Erfahrung, dass manche Ärzte (beson­ders in Kranken­häusern und Kliniken) sehr schnell mit dem Ver­schreiben von Schlaftablet­ten zur Hand sind, aber das ist eine gefährliche Angele­gen­heit. Man will eben nicht, dass die Patien­ten nachts um vier durch die Klinik geis­tern, und stellt sie lieber ruhig.

Ich habe da meine eige­nen Erfahrun­gen gemacht: hab die Tablet­ten in der Klinik nicht geschluckt, bin um vier in der Früh in den Aufen­thalt­sraum gegan­gen und hab mir einen Instant-Kaf­fee gekocht und ein paar Kekse gekn­ab­bert, und mich mit dem net­ten Nachtpfleger unter­hal­ten, der sich freute dass er um diese Uhrzeit schon Gesellschaft hat­te. Das hab ich unge­fähr eine Woche lang durchge­zo­gen, und dann habe ich wieder ganz nor­mal geschlafen, auch ohne Schlaftablet­ten. Sowas funk­tion­iert, auch für sie. Sie müssen keine Angst haben, denn die Nacht kann auch ein Fre­und sein.

22. Dezember 2018
von admin
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Sind sie horizontal oder vertikal reich?

Ich habe kür­zlich einen sehr amüsan­ten und infor­ma­tiv­en Artikel von Charles Chu über ver­tikalen und hor­i­zon­tal­en Reich­tum gele­sen:

https://medium.com/the-polymath-project/the-price-of-happiness-horizontal-vs-vertical-wealth-6057e9b35d66

Er lei­ht sich die Def­i­n­i­tion von den Unternehmens­ber­atern und Wirtschaftswis­senschaftlern, die diese Nomen­klatur für die Klas­si­fika­tion kom­merzieller Fir­men ver­wen­den. Ver­tikaler Reich­tum bedeutet, dass man sich an anderen reichen Leuten misst und das tut, was die auch tun: eine teure Vil­la ein­richt­en, eine Yacht kaufen, in Gstaadt zum Ski­fahren gehen, dicke Autos fahren und in teuren Resortho­tels Urlaub machen zum Beispiel.

Hor­i­zon­taler Reich­tum ist es, wenn man sich seine per­sön­lichen Vor­lieben nicht vom vie­len Geld dik­tieren läßt. Sie lieben Büch­er und haben einen Haufen Geld? Kaufen sie mehr Büch­er und lesen sie sie mit Genuss! In dem Zuge kön­nte man auch die alten Ikea-Bücher­re­gale gegen eine schöne Mas­sivholzbib­lio­thek aus­tauschen.

Ich tendiere defin­i­tiv zum hor­i­zon­tal­en Reich­tum. Seit ich aus mein­er zugegeben schö­nen, aber viel zu grossen und über­teuerten Alt­bau­woh­nung in Haid­hausen in mein son­niges kleines Dom­izil im hohen Nor­den von München umge­zo­gen bin, bleibt wesentlich mehr Geld in der Haushalt­skasse, weil ich nur noch ein Vier­tel Miete monatlich bezahle. Was mache ich mit dem ersparten Geld? Ich lasse es mir gut gehen, und bleibe dabei auf dem Tep­pich. Ich würde es mir dreimal über­legen, wieder in eine grössere Woh­nung umzuziehen, weil die a) in München eh nicht erschwinglich sind und ich in der Stadt bleiben möchte und b) weil ich in der kleineren Bude wesentlich weniger Putzarbeit habe, und ich putze nun mal nicht so gern. Mit mein­er preiswerten Miete kann ich es mir sog­ar leis­ten, fürs Fen­ster­putzen eine Putzfrau zu bezahlen, da fällt schon mal das ungeliebteste Stück Haus­putz weg, den Luxus gönne ich mir. Ausser­dem ist das Schön­ste an meinem kleinen Dom­izil die grosse Fen­ster­front mit dem Win­ter­garten, und wenn da die Fen­ster immer sauber sind, habe ich die höch­ste Freude an mein­er son­ni­gen Bude und den her­rlichen Son­nenun­tergän­gen, die ich vom Wohnz­im­mer aus fast das ganze Jahr lang beobacht­en kann. Also, ich bin mehr als zufrieden mit mein­er Wohn­si­t­u­a­tion, ich mag sog­ar die Gegend, obwohl es eigentlich ein “Glass­cher­ben­vier­tel” ist, aber ich bin hier um die Ecke aufgewach­sen und kenne die schö­nen Platzerl im Münch­n­er Nor­den.

Was gönne ich mir noch? Ein Auto, weil ich nicht immer alle schw­eren Einkäufe zu Fuß heim­schlep­pen will, und weil ich gele­gentlich auch mal zum Ikea oder zum Bau­markt oder zum Star­berg­er See fahren möchte. Es ist ein recht betagter gebrauchter Kom­bi, aber für mich tuts der vol­lkom­men, ich bin nicht scharf auf PS oder chromblitzende Karosse­rien, für mich ist ein Auto ein Gebrauchs­ge­gen­stand. Vielle­icht tausche  ich ihn mal gegen ein kleines Stadt­flitzerchen um, der Kom­bi ist zwar prak­tisch, aber mir eigentlich zu gross, so ein klein­er Fiat 500 oder ein Nis­san Micra würde mir auch gefall­en, und ich fände viel leichter Park­lück­en, in die ich auch hineinkomme — ein­parken ist nicht meine Stärke. Ich gönne mir auch ein Motor­rad, obwohl ich sel­ber nicht mehr viel fahre, aber mein bester Fre­und ist ein beg­nade­ter Motor­rad­pi­lot, und ich fahre sehr gern bei ihm als Sozia mit. Mein Motor­rad ist ein Old­timer, ich hab sie schon seit fast 20 Jahren, eine alte BMW Box­er in feuer­wehrrot — so eine wollte ich immer schon haben, und ich geb sie nie wieder her. Ich brauche auch kein neues Motor­rad, ich habe meine Traum-Mas­chine schon 🙂

Schicke Design­erk­lam­ot­ten? Aber ja doch! Ich designe seit vie­len Jahren meine eige­nen Strick­mod­en, und da sind tolle Stücke dabei, das kön­nen sie mir glauben, da krieg ich immer viele Kom­pli­mente dafür. Aber Streifzüge durch die Bou­tiquen mache ich nicht, da hole ich mir doch bloss einen Frust. Ich habe näm­lich eine Fig­ur, die defin­i­tiv nicht von der Stange ist. Wenn mir Hosen in der Hüfte passen, sind sie mir wegen mein­er lan­gen Hax­en immer am Knöchel zu kurz, und wenn ein Blaz­er oder eine Bluse genug Raum für mein bre­ites Kreuz mit­brin­gen soll, muss ich zu Klei­der­grösse Ele­fant greifen, und da gibts eigentlich nur Designs Marke Kartof­fel­sack. Also nähe ich mir meine Basics sel­ber, da sind wenig­stens die Hosen lang genug, und in den Oberteilen krieg ich meine hero­is­chen Schul­tern samt der Ober­weite gut unter. Also, teure Klam­ot­ten: auch Fehlanzeige.

Wo lasse ich es dann richtig krachen? Beim Essen und Trinken! Nur vom Fein­sten, das Bio-Fleisch vom Dorfmet­zger (bringt mir mein Fre­und vom Land mit), das Lamm vom Türken, das Geflügel von Stephani am Vik­tu­alien­markt, da bin ich alle 14 Tage und nehme mir was Feines mit. Nur den besten Lavaz­za Espres­so für meinen Früh­stücks-Cafe-Lat­te, und abends darf es dann ein Unertl Leicht­es Weizen vom Aller­fe­in­sten sein. Besten Wein trinke ich bei meinem Fre­und, der kauft ihn zuhause in Würt­tem­berg direkt beim Winz­er, und aller­fe­in­ste Obstschnäpse brin­gen wir uns aus dem Urlaub vom Walchensee mit — da reicht ein Flascherl allerd­ings dann allerd­ings schon mal ein halbes Jahr, weil wir sehr sparsam damit umge­hen. Seit ich mir abgewöh­nt habe, immer gle­ich Essen für eine halbe Kom­panie einzukaufen (wir waren eine grosse Fam­i­lie zuhause) komme ich mit erstaunlich wenig Lebens­mit­teln aus, ich esse ja meis­tens allein, und so darf es dann auch mal ein wenig mehr kosten.

Was ich mir son­st noch an Luxus gönne: bestes und schön­stes Mate­r­i­al für meine Hob­bies. Aquarell­far­ben nur in aller­fe­in­ster Kün­stlerqual­ität (hab ich einen Kas­ten voll, hal­ten Jahrzehnte bei gekon­ntem Umgang), Wolle aus über­wiegend Natur­fasern (bestelle ich mir Online bei ein­er Fir­ma, die sehr feine Qual­itäten sel­ber pro­duziert), feuer­polierte böh­mis­che Glass­chliff­perlen zum Schmuck­basteln (bestelle ich direkt in Tschechien), erlesene Vere­delungs­ma­te­ri­alien für meine selb­st­ge­baut­en Mas­sivholzmö­bel (Schel­lack, Wach­spoli­tur, Leinöl­fir­nis… gibts in jedem Bau­markt, muss man nur ver­ar­beit­en kön­nen)… die Liste liesse sich noch fort­set­zen, ich hab ja so viele Hob­bies. Aber ich hab schon vor vie­len Jahren gel­ernt, bei Selb­st­gemachtem nicht am falschen Ende zu sparen, und nur gutes Mate­r­i­al einzukaufen, den Luxus leiste ich mir.

Das wars jet­zt eigentlich schon so ziem­lich. Gele­gentlich mal ein Buch oder eine Zeitschrift (ich lese heutzu­tage mehr online), ab und zu ein paar Blu­men, im Som­mer eine Radler­halbe im Bier­garten und ein Eis beim Gelataio, im Win­ter ein Glüh­wein auf dem Wei­h­nachts­markt und ein paar Bratwürste in der Sem­mel oder ein Dön­er. Das sind die Luxu­s­genüsse, auf die ich nicht verzicht­en möchte, und die ich mir leis­ten kann ohne im Lot­to gewon­nen zu haben.

Wenn ich jet­zt noch viel mehr Geld hätte — würde sich dann viel ändern? Ich würde mehr reisen, glaube ich, aber da ich nicht gern fliege fall­en Luxus-Fernziele von Haus aus aus. Dann eher noch mal zum Gar­dasee oder ans Meer, egal ob Adria oder Nord­see, das würde ich mir sich­er leis­ten. Aus meinem alten Kom­bi würde ein neues Smar­tle wer­den, und statt dem alten Dreigang­fahrrad würde ich mir einen schick­en Aluren­ner kaufen, dann würde ich sich­er öfter Rad­fahren, zum Feld­mochinger See rüber zum Beispiel. Aber ich würde mit Sicher­heit nicht mein Leben auf den Kopf stellen, bloss weil ich mehr Geld hätte, da bin ich ganz zuver­sichtlich. Ich bin lieber hor­i­zon­tal reich — und eigentlich bin ich das jet­zt schon 🙂

22. Dezember 2018
von admin
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Geschenkt für alle — Public Domain und Open Source

Es ist wieder diese Zeit im Jahr: mich juckt der Sta­tis­tik-Nerv, ich schau mir zum Jahre­sende die Besuch­er­sta­tis­tiken mein­er Blogs mal wieder genauer an. Alle alten Pro­gram­mier­er lieben Sta­tis­tiken, ich bin da keine Aus­nahme, und liebe meine Zahlen­schub­sereien.

Der absolute Ren­ner ist nach wie vor mein bar­ri­ere­freies Inselfisch-Kochbuch, mit weit über 100.000 Besuch­ern und einem Schnitt von knapp 200 Besuchern/Tag. Dicht gefol­gt von meinen Odd­balls Han­dar­beits­seit­en, hier habe ich über 60.000 Besuch­er, ca. 120 am Tag.Der näch­ste Ren­ner ist mein Blog für alte Pro­gram­mier­er, das Bistro zum schwarzen Pin­guin verze­ich­nete dieses Jahr gut 30.000 Besuch­er, ca. 90/Tag. Ein Hit sind auch meine Seit­en mit den Land­schafts­bildern, Aquarell — Malen mit Licht und Luft verze­ich­nete knapp 19.000 Besuch­er, ca. 30 am Tag. Sog­ar mein klein­er Glasper­len­schmuck-Blog Evis Finest ist noch gut mit im Ren­nen, hier hat­te ich knapp 14.000 Besucher/ca. 15 am Tag.

Wenn man noch ein biss­chen Kleinkram mitrech­net (die Com­put­er­grafiken, die Hör­bilder, die Kinder­büch­er…) sind das mal flock­ig an die 250.000 Besuch­er auf mein­er Web­seite evileu.de , das ist eine Vier­tel Mil­lion! Das ist der Ham­mer, finde ich, für eine nicht-kom­merzielle pri­vate kleine Seite sind das schon stolze Zahlen.

Ich werde angesichts dieser Besucherzahlen immer wieder gefragt, ob ich nicht darüber Nach­denke, Geld mit meinen Web­seit­en zu ver­di­enen. Ich denke darüber nach, recht oft sog­ar. Und komme immer wieder zum sel­ben Ergeb­nis: Njet, nein Danke.

Ich kön­nte zum Beispiel im Inselfisch-Kochbuch Anzeigen von Lebens­mit­telfir­men schal­ten, die wären da sich­er inter­essiert. Ja, und dann? Für die paar Kröten, die da hereinkom­men wür­den, gin­ge meine schöne Bar­ri­ere­frei­heit über den Jor­dan, auf­pop­pende Wer­beein­blendun­gen sind eine Zumu­tung für Screen­read­er-Benutzer. Erschw­erend kommt hinzu, dass ich nicht für jedes x‑beliebige Food-Pro­dukt Wer­bung machen wollte, Fix­pro­duk­te und Fer­tig­gerichte kom­men z.B. bei mir nicht ins Haus. Da würde ich schon eher Wer­bung für Geschäfte machen wollen, wo ich sel­ber gern einkaufe und hin­ter der Qual­ität ste­he, aber das sind durch die Bank kleine Einzel­han­dels­be­triebe, die kein oder nur ein sehr kleines Wer­be­bud­get haben, da wirds wieder nix mit dem Riesen-Reibach. Also: keine Wer­bung im Inselfisch-Kochbuch.

Man kön­nte auch für den Down­load von Rezepten eine kleine Gebühr ver­lan­gen, Klein­vieh macht auch Mist, da käme wahrschein­lich mit der Zeit ganz schön was zusam­men. Da sträuben sich mir aber sämtliche Anten­nen, schliesslich veröf­fentliche ich meine Rezepte, damit sie jed­er Nachkochen kann. Dazu gehört auch, dass man in meinen Rezepten schmök­ern kann und sich die her­aus­suchen, die einen am meis­ten ansprechen — wenn man erst was zahlen müsste, bevor man ein Rezept begutacht­en kann, das fände ich kon­trapro­duk­tiv. Woher soll man vorher wis­sen, ob man es sich zutraut, ein Rezept nach mein­er Anleitung selb­st zuzu­bere­it­en? Ich denke da vor allem auch an meine Besuch­er mit Hand­i­cap, die ganz sich­er erst­mal das ganze Rezept gründlich durch­le­sen wollen, ehe sie sich an die Zubere­itung wagen. Also, Down­load­ge­bühr für Rezepte fällt auch aus.

Genau­so sieht es auf meinen Odd­balls-Han­dar­beits­seit­en aus: ich biete unter anderem eine ganze Lat­te bar­ri­ere­freier Strick­an­leitun­gen zum kosten­losen Down­load an. Da ich meine Ziel­gruppe gut kenne und auch viel Feed­back vor allem von meinen sehgeschädigten Han­dar­beits­fre­undin­nen bekomme, weiss ich dass die ganz viel damit zu kämpfen haben, dass Anleitun­gen dann doch nicht bar­ri­ere­frei sind und für Strick­erin­nen mit Hand­i­cap nicht zum Nachar­beit­en tau­gen. Bei mir kann man sich die Anleitun­gen kosten­los herun­ter­laden und in Ruhe aus­pro­bieren, ich mag da kein Geld dafür ver­lan­gen. Auch die nicht-bar­ri­ere­freien Anleitun­gen sind und bleiben bei mir kosten­los.

Bei meinen Aquarellen sieht es auch nicht viel anders aus. Ich weiss, dass die Bilder ganz viel kopiert und aus­ge­druckt wer­den, aber ich mag da auch keine Down­load-Gebühren ver­lan­gen, weil es den ganzen Sinn und Zweck mein­er Bilder-Web­seite in Frage stellen würde. Ich habe die Seite als Medi­um geschaf­fen, damit meine Bilder unter die Leute kom­men und gese­hen wer­den, und so alle heili­gen Zeit­en ein­mal verkaufe ich auch eins. Aber nicht die kom­merzielle Ver­mark­tung ist mein Ziel, son­dern die Präsen­ta­tion mein­er Arbeit­en in einem schö­nen Rah­men, wo man auch zum Beispiel nach Lieblingsplätzen oder Jahreszeit­en Bilder suchen kann und eine schöne Auswahl find­et. Meine Besucherzahlen geben mir recht — die Bilder­seit­en sind sehr beliebt, und ich habe schon oft das Feed­back gekriegt, dass manche Benutzer immer wieder kom­men und sich die Bilder anse­hen, weil sie ihnen so gut gefall­en. Das ist mein Prof­it — die Bestä­ti­gung, dass meine Aquarelle bei meinem Pub­likum gut ankom­men.

Und was hat das alles jet­zt mit Pub­lic Domain und Open Source zu tun?

Alles! Ich bin ein “Dig­i­tal Native”, ich bin mit dem Inter­net zusam­men in meinem Beruf gross­ge­wor­den, und ich vertrete von Anfang an die Überzeu­gung, dass das Web eine freie Infor­ma­tion­squelle für alle sein und bleiben sollte. Die explodierende Kom­merzial­isierung der let­zten 10, 20 Jahre finde ich fürchter­lich, aber gott­sei­dank bin ich gegen Wer­bung immun und klicke schneller weg als man “Cash” sagen kann, wenn ich mal auf ein­er Seite lande die mir nur irgendwelchen Schot­ter verkaufen will.

Dage­gen bin ich Dauerkunde bei vie­len freien Foren, die sich ohne Abkassieren und Abzocke mit The­men beschäfti­gen, die mich inter­essieren. Ich bin viel in den Web­de­sign- und Pro­gram­mier­erforen unter­wegs, ich nutze sehr gerne die her­vor­ra­gen­den Online-Schu­lungsange­bote des W3C, ich surfe mit Begeis­terung durch die kosten­losen Han­dar­beit­san­leitun­gen auf Rav­el­ry, ich engagiere mich in den Word­Press-Acces­si­bil­i­ty Aktiv­itäten, um nur einige wenige zu nen­nen. Ich weigere mich strikt, für solche Dien­ste und Infor­ma­tion­squellen etwas zu bezahlen, es gibt genü­gend freie Ange­bote, man muss halt manch­mal ein biss­chen länger recher­chieren, aber es ist alles da und frei zugänglich. Das ist gut so, und mein Beitrag dazu, dass es auch in Zukun­ft so bleibt ist es eben, auf mein­er pri­vat­en Web­seite evileu.de nie­man­den abzukassieren. Meine Seit­en sind und bleiben frei zugänglich, einige sog­ar als beson­der­er Ser­vice bar­ri­ere­frei bzw. bar­ri­erearm, und ich bin stolz darauf dass ich mit meinen unter­schiedlichen Inter­es­sen­ge­bi­eten und Ange­boten so viele Besuch­er anziehe.

Das ist meine Inter­net-Philoso­phie: ich hole mir viel aus dem Netz und lerne und staune täglich wieder, was es alles an tollen kosten­losen Ange­boten gibt. Ich revanchiere mich dafür mit meinen eige­nen kom­merzfreien Web­seit­en, in meinem mit­tler­weile gar nicht mehr so kleinen Rah­men. Das ist die Idee hin­ter Pub­lic Domain und Open Source, dahin­ter ste­he ich, und ich glaube nicht dass sich daran jemals etwas ändern wird.

21. Dezember 2018
von admin
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Kratz da, wo es dich selber juckt — eine originelle Erfolgsstrategie

Ich habe diese Woche einen inter­es­san­ten und witzi­gen Beitrag von Aytekin Tank gele­sen:

https://medium.com/swlh/the-power-of-scratching-your-own-itch-75f8cc59e7

Er ver­tritt mit Witz und eingängi­gen Beispie­len die These, dass man, um mit einem Pro­dukt erfol­gre­ich zu sein, es auch selb­st benutzen muss. Und zwar egal was, ob das jet­zt ein Online-For­mu­lar für deine Web­seite oder ein Pro­tein­riegel für deine Ernährung ist, völ­lig Wurst, nur wenn du es selb­st auch nutzt wirst du damit Erfolg haben.

Denn, so argu­men­tiert Tank, nur wenn es deine Bedürfnisse befriedigt bzw. dein Leben angenehmer oder ein­fach­er gestal­tet, nur dann wird es auch jemand anders benutzen wollen. Da ist was Wahres dran!

Mein mit Abstand (über 100.000 Besuch­er) erfol­gre­ich­ster Blog, das Inselfisch-Kochbuch, enthält nur Rezepte, die ich sel­ber tat­säch­lich auch koche, ob in der All­t­agsküche oder zu Feierta­gen, alles ist von mir praxis­er­probt und zig-fach getestet wor­den. Deswe­gen sind meine Rezepte auch so beliebt: die kann jed­er Nachkochen, da ist nichts Abge­hobenes dabei und kein spin­nert­er Gourmetkrams, son­dern es gibt ein­fach gutes Essen, das man in jedem nor­malen Haushalt sel­ber her­stellen kann. Ich bin auch sel­ber ein guter Kunde im Inselfisch-Kochbuch, ich schau oft mal schnell ein Rezept nach, wenn ich es nicht auswendig weiss. Dabei bewährt sich die Stich­wort­suche, der Kat­e­gorien­baum und das Inhaltsverze­ich­nis, die benutze ich sel­ber auch ganz oft.  Und man hat nicht den Zettelkram wie bei in Ord­nern abgelegten aus­ge­druck­ten oder handgeschriebe­nen Rezepten, und find­et Online viel schneller was man sucht. Das Inselfisch-Kochbuch ist eben ein Nach­schlagew­erk für Nor­malver­brauch­er, deswe­gen ist es auch so erfol­gre­ich.

Meine näch­sten zwei erfol­gre­ich­sten Blogs, die Seit­en über die Aquarell­malerei und der Blog für alte Pro­gram­mier­er, bei­de mit an die 20.000 Besuch­ern, ver­wende ich sel­ber auch häu­fig, näm­lich auch als Nach­schlagew­erke.

Ich brauche ein Bild vom Starn­berg­er See im Früh­ling? Zack, mit dem Kat­e­gorien­baum nach Gegend und nach Jahreszeit habe ich es Nul­lkom­manix gefun­den. Und da ich in meinem Malerei-Blog immer das Entste­hungs­da­tum mit­notiere, kann ich dann ans Mag­a­zin gehen, da sind meine Aquarelle näm­lich nach Jahren geord­net abgelegt. So finde ich schnell das Gesuchte, und hab immer Ord­nung in mein­er Bilder­ablage.

Ich brauche schnell den Algo­rith­mus für den Beitragsim­port nach Word­Press, kom­plett mit Kat­e­gorien? Stich­wort­suche im Pro­gram­mier­er-Blog, das hab ich gle­ich gefun­den. Und da ich mir immer sauber den Source­code mit in den Beiträ­gen ablege, kann ich mir den flugs rauskopieren und habe den gewün­scht­en Code-Schnipsel gle­ich parat. Das ist wesentlich prak­tis­ch­er, als wenn ich den Source im Archiv auf mein­er Fest­plat­te suchen muss. Die ist näm­lich trotz aller Bemühun­gen brechend voll und ziem­lich unüber­sichtlich, schliesslich pro­gram­miere ich auf meinem Lap­top schon etliche Jährchen, da sind ein paar Hun­dert Pro­jek­te zusam­mengekom­men, wenn nicht mehr.

Tscha, und diese drei Blogs, die ich oft auch selb­st benutze, ziehen ein­fach die meis­ten Besuch­er an. Bei den Rezepten im Inselfisch-Kochbuch kriege ich öfter mal eine Rück­mel­dung, das beson­ders die Grun­drezepte sehr geschätzt und immer wieder gern aufgerufen wer­den. Und ich schätze, die Fre­unde mein­er Aquarelle suchen auch Bilder nach Lieblingsplätzen und nach Jahreszeit­en, und die an meinen Algo­rith­men inter­essierten alten Pro­gram­mier­füxe schla­gen auch mal gern was bei mir nach und nutzen genau wie ich die Such­funk­tion und die Kat­e­gorien als Gedächt­nis­stütze. Daher die guten Besucherzahlen, meine Pro­duk­te (=Blogs) bieten halt einen Mehrw­ert, der von meinen Lesern geschätzt wird. Deswe­gen kom­men sie auch wieder, und meine Besucherzahlen gehen langsam aber stetig immer weit­er nach oben.

Wenn ich wollte, kön­nte ich daraus ver­mut­lich auch Kap­i­tal schla­gen, Wer­bung schal­ten zum Beispiel. Aber das ist eigentlich schon ein anderes The­ma, da gehts um den Open Source und Free Web Gedanken, darüber ein ander­mal mehr. Aber Fakt ist, dass von meinen vie­len Blogs diejeni­gen am erfol­gre­ich­sten sind, die ich auch sel­ber regelmäs­sig benutze. Da kann man doch was draus ler­nen, denke ich 😉