Praxis Dr. Inselfisch

Psychologie, Philosophie und Programmierung

17. November 2018
von admin
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Der Scheideweg zwischen Sollen und Wollen

Ich habe let­zte Woche einen ganz entzück­enden Artikel von Stel­la Luna gele­sen, betitelt “The Cross­roads of Should and Must”, hier ist der Link:

https://medium.com/@elleluna/the-crossroads-of-should-and-must-90c75eb7c5b0

Sie schreibt nicht nur sehr gescheit über das The­ma, sie hat ihren Artikel auch mit kleinen Kunst­werken illus­tri­ert, die ich aus­ge­sprochen fröh­lich und lebenssprühend finde, dick­es Kom­pli­ment an die Kün­st­lerin. Schauen sie sich den Artikel unbe­d­ingt im Orig­i­nal an, auch wenn ihr Englisch vielle­icht nicht so fliessend ist (dafür kann ihr Brows­er über­set­zen). Stel­la Lunas Bilder sind wirk­lich ganz beson­ders reizend!

“The Cross­roads of Should and Must” han­delt von den Entschei­dun­gen, die ein Men­sch tagtäglich fällen muss, und von den Hand­lungsmöglichkeit­en, die ihm offen ste­hen. “Should” ist das was man tun sollte, also das was andere und die Gesellschaft von einem erwarten. “Must” ist das, was man tun muss, oder bess­er gesagt: tun will, also das, was einem selb­st wichtig ist, das, was man aus inner­er Überzeu­gung her­aus ver­tritt.

Stel­la Luna beschreibt sehr intel­li­gent und auch emo­tion­al ihren eige­nen Weg, wie sie von ein­er 9‑to-5-Arbeits­bi­ene zu ein­er kreativ­en und erfol­gre­ichen Kün­st­lerin und gefragten Autorin wurde. Sie ermutigt ihre Leser in ein­er sehr liebevollen Art und Weise, auf die innere Stimme zu hören, sich von gesellschaftlichen Zwän­gen frei zu machen und den eige­nen Weg zum Glück zu find­en. Ich blät­tere immer wieder in ihrem Artikel, mir gefällt ihre lebens­be­ja­hende und erfrischende Schreibe so gut, dass es wirk­lich ein gross­es Vergnü­gen ist sie immer wieder zu lesen.  Ich möchte einen ihrer klu­gen Sätze hier zitieren:

“If you feel a knot in your stom­ach because you can see the enor­mous dis­tance between your dreams and your dai­ly real­i­ty, do one thing to tight­en your grip on what you want — today”

Frei über­set­zt: “Wenn sich dir der Magen umdreht, weil du die enorme Dis­tanz zwis­chen deinen Träu­men und dein­er täglichen Real­ität sehen kannst, tu eine Sache, die dich dem was du wirk­lich willst näher­bringt — und tu es heute.”

Genau — dem habe ich nichts hinzuzufü­gen. Lesen sie Stel­la Luna selb­st, es lohnt sich!

17. November 2018
von admin
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Logistik für den Hausgebrauch: Just-in-Time und Restentnahme

Restentnahme — was ist das?

Ich bin ein notorisch­er Zah­n­pas­tatuben-Auf­schnei­der. Früher gabs Zah­n­pas­ta in Met­all­tuben, die kon­nte man bis aufs let­zte Restchen aus­quetschen. Heute gibt es sie nur in diesen ver­maledeit­en Plas­tik­tuben, und wenn da vorne trotz allen Quetschens nichts mehr her­auskommt, ist noch Zah­n­pas­ta für min­destens fünf­mal Zäh­neputzen drin. Deswe­gen schnei­de ich die Plas­tik­tuben auf und kratze mit der Zahn­bürste die Reste her­aus, bis wirk­lich nichts mehr drin ist. Das Gle­iche gilt übri­gens auch für Cremes und Body­lo­tions, und für Ketchup und Senf in Plas­tik­tuben ganz genau­so.

Es gab bei der Stiftung War­entest mal ein Qual­ität­skri­teri­um, das hiess “Restent­nahme” und wertete, wie gut man die Reste aus dem jew­eili­gen Cremetöpfchen oder der Zah­n­pas­tatube her­aus­bekam. Das ist in der Indus­trie ein wichtiges Kri­teri­um beson­ders für Hil­fs- und Betrieb­sstoffe, wenn man einen Kanis­ter mit 10 Litern Schmier­stoff gekauft hat und kriegt nur 9,8 Liter her­aus, hat man 0,2 Liter glat­ten Ver­lust, und sowas läp­pert sich ganz schnell, da sind gle­ich ein paar Euros beisam­men.

Deswe­gen bin ich kein Geizkra­gen (doch bin ich schon, aber darüber ein ander­mal mehr) , ich weigere mich nur etwas wegzuschmeis­sen, wenn es noch nicht bis auf den let­zten Rest ver­braucht ist. Schliesslich habe ich ja die ganze Menge bezahlt und nicht nur 90% davon, da möchte ich auch alles auf­brauchen kön­nen, ehe ich Nach­schub ordern muss.

Wann der Nachschub rollt

Das ist mein näch­stes Stich­wort: der Nach­schub, in der Indus­trie “Bestel­lzeit­punkt” genan­nt und eine wichtige logis­tis­che Kenn­zahl. Die mod­erne Logis­tik arbeit­et bevorzugt “Just in Time”, also genau rechtzeit­ig, nicht zu früh (es ist noch Ware auf Lager) und nicht zu spät (Kunde kann nicht beliefert wer­den). Den Spa­gat zwis­chen diesen bei­den Zeit­punk­ten hinzukriegen ist eine Kun­st bzw. eine eigene Wis­senschaft, die nen­nt man Waren­ro­ta­tion.

Die Schnelldreher

Ich drösel es mal für den Haus­ge­brauch auf. Da gibt es die Schnell­dreher, die am sel­ben Tag gekauft und ver­braucht wer­den. Meine Früh­stückssem­mel und die Milch für meinen Caffe Lat­te, die Halbe leicht­es Weizen für Abends und der frische Salat, den ich heute noch esse. Hole ich jeden Tag frisch, da muss man nix ein­lagern, das wird noch am sel­ben Tag ver­braucht und mor­gen wieder frisch geholt.

Die Langsamdreher

Dann gibt es die Langsam­dreher (auch Pen­ner genan­nt), die ich nicht an einem Tag auf­brauche, weil die Gebinde zu gross sind als dass ich sie auf ein­mal ver­brauchen kön­nte. Kaf­fee, sic! die Zah­n­pas­ta, son­stige Toi­let­te­nar­tikel, den Sack Kartof­feln und den Knoblauch und das Olivenöl und der Ace­to Bal­sam­i­co. Die kaufe ich erst neu, wenn ich die vorhan­dene Ware schon so gut wie aufge­braucht habe. Ich mache da keine Vor­rat­slager­hal­tung mehr, das habe ich mir kom­plett abgewöh­nt, und ich habe auch in mein­er schnuck­e­li­gen kleinen Bude gar nicht den Platz, Men­gen an Vor­räten einzu­lagern. Deswe­gen mache ich nicht mehr diese wöchentlichen oder monatlichen Einkauf­s­touren zum Aldi oder zum Real, wo der Kof­fer­raum voll­ge­bunkert wird. Ich geh jeden Tag in der Früh ohne­hin mein Früh­stückssem­merl beim Rewe holen, und da kriege ich auch mein Klopa­pi­er, wenn ich es denn aufge­braucht habe, und drei frische Knoblauchknöllchen wenn der alle ist. Das erspart es mir auch, ständig die Vor­räte über­prüfen zu müssen, ob da nicht schon wieder ein MHD abge­laufen ist oder irgend­was das Gam­meln anfängt.

Das Transportfahrzeug — meine Füße

Und weil ich jeden Mor­gen zu Fuß zum Einkaufen gehe (das ist mein Früh­sport :)) über­lege ich es mir auch dreimal, was ich alles in die Einkauf­s­tasche stecke, schließlich muss ich es ja per pedes heim­tra­gen. Das war ein steil­er Lern­prozess, früher, als ich noch mit dem Auto zum Einkaufen gefahren bin, hab ich die H‑Milch im 12er Kar­ton, das Olivenöl im 3‑Liter-Kanis­ter und die Bar­il­la-Nudeln sack­weise heimgekar­rt. Jet­zt wo ich zu Fuß gehe nehme ich nur noch mit, was ich auch tat­säch­lich in abse­hbar­er Zeit ver­brauchen werde, und was nicht allzu schw­er wiegt. Bis ca. 3 kg trägt sich noch ganz annehm­bar, darüber wirds müh­sam. Da über­lege ich es mir dreimal, ob ich wirk­lich die Flasche Wein UND die Flasche Olivenöl bei­de brauche, hat ja jede fast ein Kilo, und lasse dann eine von bei­den ste­hen.

Lean Production

Das hat so ganz neben­bei meine Haushalt­saus­gaben inner­halb eines Jahres so gut wie hal­biert. Weil ich nur noch kaufe, was ich auch wirk­lich und bald ver­brauche, schmeisse ich lang nicht mehr so viel Lebens­mit­tel weg wie früher, und habe einen wun­der­bar über­sichtlichen und aufgeräumten Kühlschrank. Ich bin bes­timmt kein Geizkra­gen, jeden­falls nicht was die Aus­gaben für den Haushalt bet­rifft, ich koche und esse ja lei­den­schaftlich gern und lasse es mir da auch an nichts fehlen. Aber ich trag nichts Über­flüs­siges mehr heim, und so etwas nen­nt man in der Logis­tik “Lean Pro­duc­tion” — I’m lov­ing it! 🙂