Praxis Dr. Inselfisch

Psychologie, Philosophie und Programmierung

21. November 2018
von admin
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3 x 8 = 24 oder auch: wie ich meine zwei Berufe unter einen Hut bringe

Ich bin ja nicht nur ITlerin, son­dern auch Kün­st­lerin (und Handw­erk­erin), und betreibe bei­de Berufe mit Begeis­terung und vollem Ein­satz. Seit vie­len Jahren schon, ich bin in den frühen 90er Jahren mit der Infor­matik ins Beruf­sleben eingestiegen, und ich male seit ca. 2000 genau­so Full­time. Dazu kom­men noch meine diversen Bas­tel- und Han­dar­beit­spro­jek­te, und Möbel bauen und restau­ri­eren tu ich auch noch mit Begeis­terung. Vom Haushalt und mein­er eben­falls mit gross­er Freude betriebe­nen Lei­den­schaft fürs Kochen & Fre­unde zum Essen ein­laden noch gar nicht zu reden…

Wie schaffe ich das alles? Ganz ein­fach, ich nutze meine Tage so aus, dass ich Zeit für all diese Dinge finde. Ein nor­maler, gesun­der Erwach­sen­er braucht ca. 6–7 Stun­den Schlaf pro Nacht, mir reichen 6, wenn ich dann tagsüber noch eine Stunde Nick­erchen hal­ten kann, rech­nen wir mal 7 Stun­den. Bleiben von 24 Stun­den noch 17 übrig.  Grosszügig berechne ich mal jew­eils eine Stunde für Früh­stück, Mit­tag- und Aben­dessen, Rest 14 Stun­den. Macht so gut wie zwei ganze Arbeit­stage mit jew­eils 7 Stun­den, da kann man schon was damit anfan­gen!

Ich arbeite allerd­ings lieber Teilzeit, und weil ich ver­dammt schnell bin schaffe ich in 6 Stun­den mehr als manch ander­er in 8 Stun­den und mehr. Also nehme ich mal sechs Stun­den für jede Arbeitspe­ri­ode, bleiben 2 Stun­den übrig, die ver­wende ich Abends zum rumhän­gen, tele­fonieren, Musik hören oder mal einen Film oder ein Musi­cal guck­en.

Bei mein­er einen Stunde für das Früh­stück ist schon die Zeit mit drin, die ich brauche um mir mein frisches Sesam­sem­melchen beim Rewe zu holen, dabei erledi­ge ich neben­bei den Tage­seinkauf schon mal mit. Die Stunde Mit­tag geht für mein Schläfchen und den anschliessenden frischen Kaf­fee drauf, eine Stunde am Abend reicht mir zum Kochen & gepflegt Essen.

Den Haushalt schmeisse ich unter der Woche so neben­bei, ich hab eine Spül­mas­chine die mir den Abwasch abn­immt (ich has­se abspülen!), ich fahre wenns unbe­d­ingt sein muss mal schnell mit dem Staub­sauger durch die Bude oder hänge Wäsche auf, das ist eine Sache von weni­gen Minuten. Grössere Putza­k­tio­nen erledi­ge ich am Sam­stag, da wird nur in Aus­nah­me­fällen beru­flich gear­beit­et.

Sum­ma sum­marum habe ich also an jedem Werk­tage zwei mal 6 Stun­den Zeit, mich meinen bei­den Berufen zu wid­men. Da geht schon was — da geht sog­ar sehr viel, denn ich bin wie gesagt ver­dammt schnell.

Was ich über­haupt nicht mache: Zeit “ver­bren­nen”. Ich bleibe (auss­er am Son­ntag) nicht im Bett liegen, wenn ich schon aus­geschlafen habe. Ich hocke abends nicht stun­den­lang vor der Glotze, und tagsüber erst recht nicht. Ich mache keine Com­put­er- und Videogames, keine Kreuz­worträt­sel und kein Sudoku. Ich lese noch nicht mal Zeitung, weil ich mich über das Tages­geschehen lieber Online informiere oder Nachricht­en im Radio höre.

Ja aber, höre ich die Skep­tik­er maulen, entspannst du dich denn gar nicht? Was glauben sie, wie tiefe­nentspan­nt ich bin, wenn ich Nach­mit­tags 6 Stun­den ohne Störung an ein Aquarell hinge­malt habe oder mich mit Hingabe ein­er kom­plizierten Han­dar­beit gewid­met habe, oder ein frisch aufgear­beit­etes Möbel mit Schel­lack und dem Polier­ballen behan­delt habe.

Und was ist mit Urlaub? Gemach, gemach. Erstens fahren wir jedes Jahr Ende Juli/Anfang August zwei Wochen an den Walchensee in unser pri­vates Urlaub­sparadies, und das ist jedes­mal ganz wun­der­bar. Und dann ver­lege ich auch während der Bade­sai­son (also etwa von Mai bis Sep­tem­ber) meinen Hob­by-Arbeit­stag nach draussen. Dann nehme ich halt meine Mal­sachen oder die Han­dar­beit mit, und sitze spätestens um 12 im Bus zum Bag­gersee. Da bleibe ich bis ich so gegen 18 Uhr Kohldampf kriege, und auf dem Heimweg kehre ich oft in meinem Lieblings-Biergärtchen ein und leiste mir noch ein gepflegtes Radler oder einen Russen, bevor ich zum Aben­dessen heim­fahre. Ich bin also bei schönem Wet­ter im Som­mer jeden Tag draussen, und da zählt wirk­lich jed­er Tag als Urlaub­stag, wenn man den Erhol­ungswert betra­chtet.

Habe ich noch was vergessen? Ach ja, die Woch­enen­den! Ver­bringe ich wann immer es geht mit meinem besten Fre­und Wolfi, wir besuchen uns gegen­seit­ig und machen im Som­mer Motor­rad­touren in die Berge oder im schö­nen Alt­mühltal, oder wir pack­en ein Pick­nick ein und ver­brin­gen den Tag am See oder den Abend im Bier­garten. Im Win­ter besuchen wir die Wei­h­nachtsmärk­te, gehen auch mal zum Ski­fahren, oder machen es uns zuhause vor dem Kamin gemütlich, und ich koche dann immer etwas beson­ders Gutes. Erhol­ung pur! Woch­enen­den ohne Wolfi nutze ich für meine anderen Fre­und­schaften und für die Fam­i­lie, da wird mir auch nicht lang­weilig.

So, liebe Leser, bringe ich meine zwei Berufe ganz lock­er unter einen Hut ohne dass Streß aufkommt, und ich hab auch noch jede Menge Spaß dabei! 🙂

 

19. November 2018
von admin
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Mein kleines Museum der Zeitgeschichte

Als ich ein Teenag­er war, hat­te ich eine sehr klare Vorstel­lung davon, was ich ein­mal wer­den wollte: Restau­ra­torin. Ich wollte eine Lehre als Kirchen­ma­lerin, Ver­golderin oder Möbelschreiner­in machen, und dann die staatliche Aus­bil­dung zur Restau­ra­torin drauf­set­zen. Es hat nicht sollen sein, meine Eltern bestanden darauf dass ich das Abitur mache und studiere, und let­z­tendlich hat mir das auch nicht geschadet, denn so bin ich in der IT-Branche gelandet und habe einen Beruf gefun­den, den ich auch sehr liebe. Aber der Traum von der Restau­ra­torin ist mir immer geblieben, und eins mein­er lieb­sten Hob­bies ist es, alte Sachen zu restau­ri­eren und ihnen einen neuen Platz und neuen Glanz zu geben.

Ich habe in mein­er schnuck­e­li­gen kleinen Bude ganz viele Erb­stücke ste­hen, die ich eigen­händig vor dem Sper­rmüll gerettet habe, und die ich eigen­händig wieder auf Hochglanz gebracht habe. Der Schreibtisch, auf dem mein Lap­top ste­ht, ist ein Schreib­maschi­nen­tisch aus den 40er Jahren mit zauber­haftem Nußbaum-Spiegel­furnier, den ich vor gut 20 Jahren aus ein­er Woh­nungsauflö­sung gerettet habe. Der ele­gant geschwun­gene Stuhl auf dem ich sitze stammt von meinen Großel­tern väter­lich­er­seits und ist min­destens 80 Jahre alt. Im Win­ter­garten draussen ste­ht die Armeetruhe meines All­gäuer Opas, mit der ist er durch den ersten Weltkrieg gezo­gen, da sind meine Motor­rad­klam­ot­ten drin. Daneben ste­ht die kleinere Holztruhe, die mir mein ander­er Opa für mein Jugendz­im­mer geschrein­ert hat, in der hat meine Schallplat­ten­samm­lung ihren Platz gefun­den. Der dre­itürige schön furnierte Klei­der­schrank in meinem Schlafz­im­mer ist auch schon min­destens 60 Jahre alt, aber so sta­bil gefer­tigt und mit so hochw­er­ti­gen Mon­tageschlössern verse­hen, dass da nichts wack­elt und sich nichts ver­zo­gen hat in all den Jahren, der ste­ht da wie neu. Vorne am Ein­gang ste­ht eine zier­liche Frisierkom­mode aus der Nier­en­tisch-Ära, in deren Spiegel gucke ich mich jedes­mal an, bevor ich aus dem Haus gehe.

Kom­men wir langsam zur Neuzeit: meine Ord­ner ste­hen in den sel­ben Ikea Ivar-Regalen, die ich schon in meinem Jugendz­im­mer in den 70er Jahren hat­te, und die Stehlampe an meinem (eben­falls selb­st ren­ovierten) Wohnz­im­mer­tisch stammt auch aus dieser Zeit. Das hüb­sche Küchen­büf­fet aus mas­sivem Kiefern­holz, das so gut zu den Ikea-Regalen passt, habe ich von mein­er Mama geerbt, die hat­te es auch schon min­destens 20 Jahre. Mein guter Dual-Plat­ten­spiel­er ist so alt wie meine Schallplat­ten, also etwa aus den 80er/90er Jahren, und funk­tion­iert noch ein­wand­frei.

Auch in mein­er Küche tum­meln sich die Antiq­ui­täten, da ste­ht die orange Knödelschüs­sel von der Oma neben dem Elek­tro­grill aus den 60er Jahren, in dem ich so gerne meine Grill­spezial­itäten zubere­ite. Der Fleis­chwolf — Qual­ität von Rit­ter-Werke — stammt auch von der Oma, der kriegt immer wieder mal eine neues Mess­er und funk­tion­iert 1a. Die Nudel­mas­chine hat mir die Sig­no­ra Fani­ni aus Verona geschenkt, bei der war ich in den 70er Jahren auf Schüler­aus­tausch zu Gast. Mein ele­gantes Tee- und Kaffe­ser­vice aus cre­me­far­ben­em Porzel­lan mit Gol­drand habe ich von der Mama eines Kom­mili­to­nen geerbt, das war in den 80er Jahren, und da war das Ser­vice schon alt, das ist eine echte Antiq­ui­tät.

Meine älteste Strick­mas­chine (ich habe 3) und meine wun­der­bare Näh­mas­chine sind unge­fähr gle­ich alt, so ca. 40 Jahre. Bei­de sind fein­mech­a­nis­che Meis­ter­w­erke und funk­tion­ieren Dank guter Wartung und Pflege wesentlich bess­er als alle mod­er­nen Maschi­nen, die ich bish­er aus­pro­biert habe. Meine grosse Schnei­der­schere hab ich vom Opa geerbt, und das Nadelmäp­pchen mit der zauber­haften Petit-Point-Stick­erei von der Oma. Meinen Schmuck bewahre ich in mehreren kleinen, kun­stvoll mit Intar­sien verzierten Holzschat­ullen auf, die meine Omas schon von ihren Omas geerbt haben, das sind Jugend­stil­w­erke und mit­tler­weile echt wertvoll, aber ich geb sie nicht her.

Ich kön­nte noch lange so weit­er­erzählen, in meinem Haushalt tum­meln sich wirk­lich die Antiq­ui­täten allerorten und wer­den nach wie vor ver­wen­det, ein­fach weil sie zweck­mäs­sig, halt­bar und zuver­läs­sig sind und ihre Auf­gaben bestens erfüllen. Das enthebt mich der Notwendigkeit, mir einen Haufen Zeug neu zu kaufen, weil die alten Geräte auf Dauer­haftigkeit und Lan­glebigkeit gebaut sind, und bei guter Pflege ihren Dienst tun wer­den, bis ich sie eines Tages mal weit­er vererbe. Bis dahin lebe ich mit dem ganzen “Oidn Graf­fel” und liebe es, wenn mir meine alten Sachen ihre täglichen Geschicht­en von damals erzählen. Von unseren Eltern, und Omas und Opas und Urgroßel­tern, die ganze Fam­i­lie hat sich bei mir ver­sam­melt und leis­tet mir im täglichen Leben Gesellschaft. Ich bin gerne Kura­torin in meinem kleinen Muse­um der Zeit­geschichte, und die Leitung der Restau­ra­toren­werk­statt habe ich oben­drein. So habe ich mir den Beruf­swun­sch mein­er Jugend let­z­tendlich doch noch erfüllt.

19. November 2018
von admin
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Die Tafeln: wie Bürger zu Bettlern gemacht werden

Am Anfang stand eine gute Idee. In unser­er Gesellschaft wer­den täglich Tausende und Mil­lio­nen von Ton­nen Lebens­mit­tel weggeschmis­sen, die noch per­fekt zum men­schlichen Verzehr geeignet wären. Von den Läden und Super­märk­ten, wenn das Mhd in Kürze abläuft. Von den Kneipen und Restau­rants, was die Küche an dem Abend nicht ver­w­erten kon­nte. Von Par­ties und Ver­anstal­tun­gen, was die Gäste nicht gegessen haben.

Diese übrigge­bliebe­nen Lebens­mit­tel, so die Idee, kön­nte man doch ein­sam­meln und an Bedürftige verteilen, an Obdachlose, HarzIVler, an Asy­lanten und Soziel­hil­feempfänger. Und so wur­den die Tafeln ins Leben gerufen, gemein­nützige Organ­istaio­nen, die die Lebens­mit­tel ein­sam­melten und an Bedürftige umson­st oder gegen geringes Ent­gelt weit­er­gaben. Näheres kann man hier bei Wiki nach­le­sen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Tafel_(Organisation)

Eine prinzip­iell sehr gute Idee, und mir schon von dem her sym­pa­thisch, weil ich dazu erzo­gen wor­den bin, keine Lebens­mit­tel wegzuschmeis­sen, die noch ess­bar wären.

Aber in der Durch­führung der an sich guten Idee krankt es, und zwar ganz schw­er. Die Träger der örtlichen Tafeln sind meist gemein­nützige Organ­i­sa­tio­nen, die mit ehre­namtlichen Helfern arbeit­en. Das bedeutet unter anderem, dass die aus­geben­den Per­so­n­en nicht sozialpäd­a­gogisch oder sonst­wie aus­ge­bildet sind, und dass die Organ­i­sa­tion gelinde gesagt oft stüm­per­haft ist. Lange Wartezeit­en sind an der Tage­sor­d­nung, oft dauert es eine Stunde und länger nach dem geset­zten Ter­min, bis die Lebens­mit­te­laus­gabe tat­säch­lich begin­nt, und dann ste­ht man da und kann nicht weg und ste­ht sich die Füße in den Bauch. Unter freiem Him­mel, bei jedem Wet­ter, bei 30 Grad im Schat­ten und bei 10 Grad minus und Schneesturm. Es hil­ft nichts, bei der Tafel ist warten ange­sagt, wer Lebens­mit­tel bekom­men will, braucht extrem viel Geduld.

Wenn die Aus­gabe dann endlich begin­nt, geht sie oft schlep­pend voran, weil die ehre­namtlichen Helfer ganz unter­schiedlich schnell arbeit­en, und manche von ihnen sich sehr viel Zeit lassen und meinen, sie müssten ihre Kund­schaft mit Kon­ver­sa­tion beglück­en. Dann kommt es zu Staus an den betr­e­f­fend­en Sta­tio­nen, und es geht wieder mal nichts weit­er. Ausser­dem kom­men jet­zt auch noch die Nachzü­gler, diejeni­gen die erst Stun­den nach dem ange­set­zten Ter­min erscheinen, und diese wer­den je nach Organ­i­sa­tion entwed­er nach hin­ten ans Ende der Schlange geschickt, oder schlimm­sten­falls noch vor denen ein­gerei­ht, die pünk­tlich da waren. Das verur­sacht sehr oft Unmut und sog­ar offe­nen Stre­it unter den Wartenden, und das kann man auch ver­ste­hen.

An der ersten Sta­tion, am Kühlwa­gen, geht es oft etwas flot­ter voran, weil hier gerne jün­gere Helfer einge­set­zt wer­den, denen die Kälte im Wagen nicht so viel aus­macht. Die sind dann aber oft der­massen von der flot­ten Truppe, dass sie dir die Lebens­mit­tel schneller in die Tasche schmeis­sen als du “ja bitte” oder “nein danke” sagen kannst, ohne Rück­sicht darauf ob etwa Joghurt­bech­er einge­drückt oder frische Eier zer­quetscht wer­den. Ausser­dem gibt es am Kühlwa­gen viele Lebens­mit­tel oft nur in Riesen­men­gen: Leberkäse und Wurst in Kilo­pack­un­gen, Feinkost­salate in Eimern, Pommes in Großver­braucherge­binden. Ganz davon abge­se­hen dass das für eine Einzelper­son zu schw­er zum schlep­pen ist, was soll ein ein- oder zwei Per­so­n­en­haushalt mit der­ar­ti­gen Men­gen?  Kann man das nicht vorher in haushalts­gerechtere Por­tio­nen aufteilen, so dass nicht nur die Groß­fam­i­lien etwas davon haben?

An der näch­sten Sta­tion gibt es Kartof­feln, und die waren bei unser­er Tafel immer das Beste. Erstens von her­vor­ra­gen­der Qual­ität von einem Bauern aus dem Dachauer Hin­ter­land, und zweit­ens war der Kartof­fel­mann so super, der hat­te seine Aus­gabe per­fekt im Griff. “Wieviele Kartof­ferl wollen’s denn? Große oder kleine oder gemis­cht?” Da bekam man genau das, was man auch haben mochte, und fre­undlich war der Kartof­fel­mann oben­drein. Weniger schön waren an der gle­ichen Sta­tion die Karot­ten: das war immer Bruch­ware, und oft schon angeschim­melt oder schwarz ver­färbt, das hätte noch nicht ein­mal mehr als Viehfut­ter getaugt.

Das ist über­haupt ein Riesen­the­ma bei den Tafeln: es liegt an den Organ­isatoren, die Lebens­mit­tel auszu­sortieren, die defin­i­tiv nicht mehr zum Verzehr geeignet sind. Meis­tens tun sie das nicht gründlich genug. Matschiger Salat, ange­faulte Gemüse, angeschim­melte Erd­beeren, gelb ver­welk­ter Broc­coli und schmierige Champignons, der­ar­tig unap­peti­tliche Ware ist lei­der oft an der Tage­sor­d­nung. Oft sieht man bei ver­pack­ten Gemüsen die Verderb­nis erst, wenn man sie zuhause aus­packt: da hil­ft dann nur noch rig­oros wegschmeis­sen.

Wenn man sich weigert, angegam­meltes Obst und Gemüse einzu­pack­en, kriegt man dann schon mal so herzige Sprüche zu hören wie “Bei der Tafel darf man nicht wäh­lerisch sein!” oder “Wir gehen für sie bet­teln, jet­zt nehmens das mit, son­st gibt es gar nichts mehr!” Toll, nicht wahr?

Beson­ders unap­peti­tlich fand ich auch immer die Art und Weise, wie mit dem frischen Brot umge­gan­gen wurde. Das lag durcheinan­der offen und unver­packt in grossen Grabbelka­r­tons, jed­er tatschte daran herum, und wer weiß was hier unter freiem Him­mel an Insek­ten und Vogelscheisse schon auf dem Brot gelandet war. Mir hats da so gegraust, dass ich nie offen liegen­des Brot mitgenom­men habe, höch­stens gut ver­pack­te Ware, wenn es die denn mal gab.

Die ganze Aktion dauert im Schnitt mit den lan­gen Wartezeit­en sowas wie 2–3 Stun­den, wenn es Quere­len oder Unregelmäßigkeit­en gibt, auch schon mal länger. Und wenn man da so bei jedem Wet­ter stun­den­lang in der Schlange ste­ht, kom­men einem schon die einen oder anderen Gedanken, dass man sich hier die Wohltätigkeit sauer ver­di­enen muss. Auch ein Sozial­hil­feempfänger hat seine Zeit nicht gestohlen.

Sowas läßt sich auch anderes organ­isieren. Ich habe von Tafeln gehört, die eigene Aus­gaberäum­lichkeit­en mit Waren­re­galen und Kühltheken unter­hal­ten, wo man hinge­hen kann wie in einen Kau­fladen, sich die Ware die man haben möchte selb­st aus­suchen kann und nicht stun­den­lang in ein­er Warteschlange ste­ht. Da wird man dann auch nicht gezwun­gen, allen möglichen bere­its ver­dor­be­nen Ram­sch mitzunehmen, son­dern kann frei wählen was einem appeti­tlich und gut ver­w­ert­bar erscheint.

Den Fehler machen die Tafelmi­tar­beit­er näm­lich auch gern, dass sie einem viel zu viel ein­pack­en, weil sie von irgen­dein­er Ware jet­zt ger­ade die Menge da haben. Dabei müsste ihnen klar sein, dass die meis­ten Tafelk­lien­ten die Lebens­mit­tel zu Fuß oder besten­falls im Trol­ley oder Kinder­wa­gen heim­schlep­pen müssen, und kein­er ein Auto hat, wo man die Waren­men­gen ein­fach in den Kof­fer­raum steck­en kön­nte.

Wie ich ein­gangs sagte, ich halte die Grun­didee der Tafeln für gut und ehren­wert. Aber an der Durch­führung man­gelt es ganz fürchter­lich. Man wird oft wie ein Bet­tler behan­delt, und dann fühlt man sich auch so. Für viele Teil­nehmer ist die Tafel eine wöchentliche psy­chis­che Belas­tung, die sie nur in Kauf nehmen, weil sie auf die kosten­losen Lebens­mit­tel angewiesen sind. Noch jed­er den ich kenne war froh, wenn es ihm wirtschaftlich wieder bess­er ging und er nicht mehr zur Tafel gehen musste. Das, liebe Leser, soll mein Schluss­wort sein. Macht die Tafelk­lien­ten bitte nicht zu Bürg­ern zweit­er Klasse. Sie haben Achtung und anständi­ge Behand­lung ver­di­ent. Sie sind keine Bet­tler.

18. November 2018
von admin
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Web Developer — die neuen Rock Stars?

Wenn man heutzu­tage einen beliebi­gen Stepp­ke fragt, was er denn ein­mal wer­den möchte, bekommt man in 90 % der Fälle die Antwort: Inter­net Pro­gram­mier­er! Allen­falls noch Spielkon­sole-Pro­gram­mier­er, aber das ist dann auch schon fast das­selbe. Der Hype in der Branche ist eben­falls unglaublich. Da wird von “Code Nin­jas” geschwärmt, von “Rock Star Codern” und “Web Heroes”. Das ist sog­ar schon lange in die Stel­lenanzeigen übergeschwappt, wo immer wieder voll­mundig Stellen für “Full Stack Devel­op­er” und “Senior PHP/UI/UX Design­er” ange­priesen wer­den.

Inter­net­pro­gram­mier­er sind In, sie sind die neuen Rock­stars der IT-Branche und unglaublich gefragt. Ausser­dem kön­nen sie ein irres Geld ver­di­enen und sich in 80-Stun­den-Jobs nach Belieben auch gle­ich zügig an den Burnout her­a­nar­beit­en. Wenn man das alles so liest, fragt man sich wirk­lich ob es ausser­halb des Web über­haupt noch eine IT gibt, oder ob sich heutzu­tage alles nur ums Inter­net dreht.

Ja klar, keine Fir­ma kommt heutzu­tage ohne eigene Webpräsenz aus. Sog­ar der Tante-Emma-Laden an der Ecke, der Dorf­friseur und die Autow­erk­statt brauchen eine Vis­itenkarte im Web, ohne gehts ein­fach heutzu­tage nicht mehr. Aber dafür braucht man kein Ruby on Rails, kein Sym­fony und erst recht kein Typo 3, und auch für die Inter­net­präsen­zen mit­tlerer und grösser­er Betriebe reicht mein­er Erfahrung nach ein vernün­ftiges, han­dlich­es CMS wie Word­Press, Joom­la oder Dru­pal vol­lkom­men aus. Eine Aus­nahme machen da höch­stens Fir­men, die in grossem Stil Ver­trieb, Mar­ket­ing und Verkauf über ihre Web­seite abwick­eln wollen, und auch hier­für gibt es vernün­ftige Soft­ware, die ohne grossen Pro­gram­mier­aufwand die Erstel­lung auch umfan­gre­ich­er und kom­plex­er Web­shops erlaubt.

Was machen also all die Code Nin­jas und Rock Star Devel­op­er da draussen? Das ist eine sehr berechtigte Frage. Web­seit­en und Apps entwick­eln, natür­lich, und das allerneueste an UI/UX für eine erfol­gre­iche Cus­tomer Jour­ney imple­men­tieren — was nix anderes heisst, als dass es Sinn und Zweck des ganzen Affenthe­aters ist, etwas zu verkaufen. Was sage ich, Unmen­gen von Was-auch-immer zu verkaufen und fette Prof­ite damit zu machen! Denn das überse­hen die vie­len Möchte­gern-Inter­net­pro­gram­mier­er gerne: es geht im Web nicht um Ruhm, Ehre und Glam­our, es geht um Prof­it, und um nichts anderes. Mit allen Mit­teln.

Das nächst gefragteste Berufs­bild sind SEO-Experten, auch hier herrscht eine irre Nach­frage, und die Head­hunter und Per­sonal­dien­stleis­ter reis­sen sich um jeden Kan­di­dat­en, der SEO auch nur richtig buch­sta­bieren kann. Tscha, und um was gehts hier? Um die Mess­barkeit des Erfol­gs der gnaden­losen Mar­ket­ingkam­pag­nen, um hochge­puschte Zahlen­spiel­ereien, die bele­gen sollen dass der Webauftritt auch den gewün­scht­en Erfolg erzielt: viele Besuch­er, viele Klicks, viel Verkauf, viel Prof­it.

Mehr steckt nicht dahin­ter.

Mich reisst wed­er das eine noch das andere vom Hock­er. Ich bin eine gute Web­de­signer­in, ich spreche fließend PHP und Javascript, ich bin MySQL-Exper­tin und hab eine gute Ahnung von Mobile First App­lika­tio­nen. Ich habe aber kein­er­lei Ambi­tio­nen, mein Beruf­sleben als Hand­lan­gerin der Mar­ket­inghei­nis und Wer­be­fritzen zu fris­ten, da käme ich mir nur wie ein bil­liges Werkzeug in einem ziem­lich schmutzi­gen Geschäft vor.

Ich habe andere Ambi­tio­nen. Durch mein Engage­ment in Sachen Bar­ri­ere­frei­heit habe ich in den let­zten Jahren unheim­lich viel über assis­tive Tech­nolo­gien gel­ernt, und ich lerne täglich neue und span­nende Entwick­lun­gen dazu. In seinem hochin­ter­es­san­ten, visionären Artikel:
“Heck yes, acces­si­bil­i­ty — let’s make the future awe­some” (frei über­set­zt: “Zum Don­ner, ja zur Bar­ri­ere­frei­heit, laßt uns die Zukun­ft affengeil gestal­ten!”)

beschreibt Mis­cha Andrews seine Vision von der dig­i­tal­en Zukun­ft, die erst durch die Forschung und Entwick­lung für bar­ri­ere­freie App­lika­tio­nen jed­wed­er Couleur ermöglicht wird. Von der Sprach­s­teuerung bis hin zur Bedi­en­barkeit eines Com­put­ers nur durch Augen­be­we­gun­gen, vom Daten­hand­schuh bis zum Vir­tu­al Real­i­ty Lab, von fahrerlosem Indi­vid­u­alverkehr bis zu wirk­lich per­son­al­isierten PDAs, er zeigt auf, welche wirk­lich inno­v­a­tiv­en Wege erst durch die forscherische, wis­senschaftliche Beschäf­ti­gung mit der Bari­ere­frei­heit eröffnet wer­den. Das kann einem fast schon ein biss­chen Angst machen, es gemah­nt ein biss­chen an die Schöne Neue Welt — aber es liegt an uns, uns nicht durch die Tech­nik beherrschen zu lassen, son­dern die Tech­nik als Mit­tel für unsere Zwecke einzuset­zen.

Andrews bringt es auf den Punkt: es ist seine Vision, und die macht Mut und Hoff­nung:

“A world where peo­ple man­age tech, not where tech man­ages peo­ple”
Eine Welt, in der die Men­schen die Tech­nolo­gie man­a­gen, und nicht die Tech­nolo­gie den Men­schen.

Amen, liebe Leser. Das ist die dig­i­tale Zukun­ft, das ist “where it’s at”. Ich will kein Rock­star Web­de­sign­er wer­den, ich will einen men­schen­würdi­ge und men­schen­fre­undliche dig­i­tale Zukun­ft aktiv mit­gestal­ten. Das ist meine Vision, mein Traum, und den ver­suche ich auch zu leben. Ich ste­he erst am Anfang dieser span­nen­den Reise, es gibt noch irre viel zu ler­nen und zu erforschen für mich. Aber die ersten Schritte sind getan, und ich habe ein Ziel vor Augen. Eines davon ist “A brighter, clear­er Web”, um mal bei der Inter­net­pro­gram­mierung zu bleiben. Aber da gibt es noch viel mehr, und ich bin sich­er, dass ich meine Nis­che, meinen Experten­platz in der Gestal­tung dieser pos­i­tiv­en dig­i­tal­en Zukun­ft find­en werde. Damit möchte ich mich für den Rest meines Beruf­slebens beschäfti­gen, und was soll ich sagen: es sieht gut aus. Die inten­sive Beschäf­ti­gung mit der Bar­ri­ere­frei­heit ist nur der erste Schritt auf einem span­nen­den Weg, aber sie ist ein guter Ein­stieg. Ich bin ges­pan­nt, wohin mich meine Reise noch führt, und ich werde bericht­en.

18. November 2018
von admin
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Ohne Sonntag gibt es nur noch Werktage

Das ist ein alter Gew­erkschafter-Spruch, den ich von meinem gesellschaft­spoli­tisch sehr engagierten Liebling­sonkel Hel­mut über­nom­men habe.

Geht es ihnen nicht auch so — Son­ntag ist Relax­tag, Son­ntag kann man lang auss­chlafen und noch bis Mit­tag im Schlafanzug rum­lüm­meln, es gibt ein aus­giebiges Son­ntags­früh­stück mit der ganzen Fam­i­lie, es wird auch schon mal die Glotze angemacht oder Musik gehört. Man gam­melt, und das mit Genuss. Und ganz ohne schlecht­es Gewis­sen, alle anderen gam­meln ja auch, weil heute die Meis­ten auch nicht arbeit­en müssen und auch das öffentliche Leben eine Ver­schnauf­pause macht.

Ich muss ja nun schon seit vie­len Jahren nicht mehr täglich ins Büro und kön­nte, wenn ich wollte, auch jed­erzeit unter der Woche einen Tag seli­gen Nicht­stuns ein­le­gen — aber ich mache es nicht. Nie. An jedem Werk­tag ste­he ich früh auf, schau dass ich in die Puschen komme, mache meine tägliche Arbeit und erst um fünf, sechs Uhr Feier­abend. Noch nicht mal der Sam­stag wird vergam­melt, da wird in der Früh fürs Woch­enende eingekauft, und den Rest des Tages ver­bringe ich im Haushalt, putze und wasche und staub­sauge und all so Kram den man halt machen muss, wenn man sich in sein­er Bude halb­wegs wohlfühlen möchte.

Der Son­ntag ist der Aus­nah­metag, allen­falls geset­zliche Feiertage kön­nen da in Sachen Gam­mel- und Relax­fak­tor noch mithal­ten. Wenn jet­zt am Son­ntag alles so wäre wie an allen anderen Wochen­t­a­gen auch, wenn alle Läden offen hät­ten, der Berufsverkehr die Stadt genau­so ver­stopfen würde wie an jedem Werk­tag, wenn alle Büros und Fab­riken weit­er­ar­beit­en wür­den und jed­er Arbeit­nehmer immer wieder Son­ntagss­chicht­en machen müsste, um all diese Betrieb­samkeit erst zu ermöglichen — wäre dann der Son­ntag noch etwas beson­deres?

Nein, behaupte ich aus Überzeu­gung. Das würde den Son­ntag kaputtmachen, der wäre dann nix weit­er als auch nur ein Werk­tag. Und das fände ich gelinde gesagt sehr schade. Wenn es nicht sog­ar gefährlich ist, denn wenig­stens einen Tag in der Woche sollte man zum Aus­ruhen ver­wen­den kön­nen, wenn man schon die ganze Woche hart arbeit­et. Da mögen all die umsatzgeilen Kon­sum­strate­gen noch so gierig auf die Ladenöff­nung am Son­ntag hin­ma­nip­ulieren, weil sie sich enorme Gewinne davon ver­sprechen — ich bin strikt dage­gen. Wir brauchen zumin­d­est diesen einen Tag in der Woche als Ruhe- und Fam­i­lien­tag, und wer unbe­d­ingt am Son­ntag noch kon­sum­ieren möchte, kann das ja unbeschränkt im Inter­net tun, da ist dem Kaufrausch keine Gren­ze geset­zt. Für alle anderen aber muss der Son­ntag bleiben was er ist: etwas Beson­deres, und eben kein Werk­tag.

 

18. November 2018
von admin
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Buchhalterkinder beschriften ALLES

…unter­getitelt: Ich wohne in ein­er Fab­rik mit angeschlossen­em Mag­a­zin 🙂

Das behauptet zumin­d­est meine beste Fre­undin, das Urmi. Sie hat da nicht ganz unrecht, denn ich bin ein gross­er Sel­ber­ma­ch­er vor dem Her­rn und lagere in mein­er schnuck­e­li­gen kleinen Bude Unmen­gen an Mate­r­i­al und Werkzeug für meine diversen Pro­jek­te. Als ich vor ein paar Jahren von 85 qm Alt­bau hier­her in mein kleines son­niges Dom­izil umge­zo­gen bin, musste ich gnaden­los aus­mis­ten und mir genauestens über­legen, was ich mit­nehme und was nicht. Ich hab mich damals von einem Haufen über­flüs­si­gen Krem­pel getren­nt und wirk­lich nur noch Dinge mitgenom­men, die ich auch ver­wende. Damit ich dabei nicht den Überblick ver­lor, ist das alles sehr sorgfältig geord­net, sin­nvoll ver­packt und aus­sagekräftig beschriftet (!) wor­den, und ich habe die ersten Wochen in mein­er neuen Bude damit ver­bracht, meine Lager­hal­tung und den Maschi­nen­park in Schuß zu brin­gen und so prak­tisch wie möglich einzuricht­en.

Maschi­nen­park? Aber ja doch, mit Begeis­terung!

Da ist zuerst mal das ganze Werkzeug, Bohrmas­chine, Schwingschleifer, Stich­säge, Dremel, Akkuschrauber und so weit­er mit­samt Zube­hör. Für all das habe ich ein Regal vorne am Ein­gang, da sind die Maschi­nen in ihren Kisten gestapelt, und das entsprechende Zube­hör — Bohrer, Dübel, Schleif­pa­pi­er etc. — in beschrifteten (!) Schuhkar­tons ein­ge­lagert.

Dann habe ich noch drei Strick­maschi­nen, die ich auch alle benutze, weil jede etwas anderes gut kann, was die anderen nicht kön­nen. Die lagern im Hochre­gal im Flur.  Die zuge­hörige Wolle habe ich nach Sorten und Far­ben geord­net in zwei Regalen im Wohnz­im­mer und in der Schublade unter dem Bett ver­staut, auch hier in beschrifteten (!) Kar­tons.

Zwei Näh­maschi­nen gibt es auch noch, eine Over­lock und eine wun­der­bare ca. 40 Jahre alte Bern­i­na, ein kleines Kunst­werk der Schweiz­er Maschi­nen­bauerzun­ft, die bess­er näht als alle mod­er­nen Näh­maschi­nen die ich bis­lang aus­pro­biert habe. Das Nähzube­hör, von A wie App­lika­tio­nen bis Z wie Zube­hör lagert im Schlafz­im­mer. Die kleineren Teile wie Näh­garn, Knöpfe, Reissver­schlüsse, Gum­mi und Bän­der etc. pp. steck­en in 8 Schubladen­box­en á 4 Schubladen, die ich alle säu­ber­lich beschriftet (!) habe, das macht 32 wohlge­ord­nete Schubladen. Patch­work­stoffe, Klei­der­stoffe und Schnittmuster habe ich oben auf den Schränken ver­staut, in deut­lich beschrifteten (!) Kar­tons. Dort oben lagern auch in beschrifteten (!) Box­en mein Vor­rat an Stick­ereigarn und ‑Stof­fen, meine Filz­wolle, und meine Vor­räte an bere­its fer­ti­gen selb­st­genäht­en oder gestrick­ten kleineren Werken, die immer dann zum Ein­satz kom­men, wenn ich mal ein fix­es kleines Geschenk brauche.

Habe ich noch was vergessen? Die Mal­sachen lagern samt den speziellen Blocks im Wohnz­im­mer, in beschrifteten (!) Box­en habe ich Acryl- Öl — und Aquarell­far­ben sowie Tusche und mein Kalligra­phi­eschreibzeug vor­rätig. Hier find­et sich in etlichen beschrifteten (!) Kar­tons auch mein Vor­rat an Glasperlen und Schmuck­zube­hör wie Drähte, Nylon­schnüre und Ver­schlüsse, sowie meine lei­der zur Neige gehende Samm­lung wertvoller böh­mis­ch­er Glass­chliff­perlen.

Kriegen sie langsam mit, wie der Hase hier läuft? Ich habe nun mal sehr viele Hob­bies, die ich aktiv betreibe, ich bin ständig am Werken und Basteln und Kreativeln. Und dafür brauche ich natür­lich mein Mate­r­i­al und das entsprechende Zube­hör. Da hat sich über die Jahre ein ganz schön­er Maschi­nen- Mate­r­i­al- und Werkzeug­park ange­sam­melt, und ich würde hier schon  lange nicht mehr durch­blick­en, wenn ich nicht streng­stens Ord­nung hal­ten würde. Dabei ist es unge­heuer hil­fre­ich, wenn jedes Ding seinen fes­ten Platz hat und man 1. nicht lange danach suchen muss wenn man es braucht und 2. es auch wieder dahin aufgeräumt wer­den kann, wo es hinge­hört.

Deswe­gen, und wenn ich auch manch­mal dafür belächelt werde: ich beschrifte alles. Ich bin ein Buch­hal­terkind, ich habe schon in früh­ester Jugend beim Papi im Büro Ord­nerrück­en und Kartere­it­er mit Sch­ablone und Tusches­tift beschriften dür­fen, und fand das damals schon ganz toll, weil jedes Ding seinen Platz hat­te und man alles wiederfind­en kon­nte. Es gibt da eine alte Fam­i­liengeschichte von der alten Tante, bei der gab es eine Schublade, die war beschriftet mit “Kleine Fade­nend­chen die nicht mehr zu gebrauchen sind”…

Und wis­sen sie was? Sowas habe ich auch.Ich samm­le näm­lich alle von meinen Strickar­beit­en abgeschnit­te­nen Fade­nend­chen in ein­er hüb­schen gold­far­be­nen Carti­er-Papiertüte, das ist meine “Kari­na-Tüte”. Wenn näm­lich die Tüte wieder mal voll ist,  packe ich die ganzen Wollfäd­chen in ein Päckchen und schicke sie an meine Inter­net-Han­dar­beits­fre­undin Kari­na, die freut sich sehr darüber, weil sie so gerne kleine Tierchen strickt und da die Woll­reste als ide­ales Füll­ma­te­r­i­al ver­wen­den kann. Waste not, want not, sagen die Amis, und da ste­he ich vollinhaltlich dahin­ter. Und ich beschrifte ALLES, denn ich bin ein Buch­hal­terkind 🙂

18. November 2018
von admin
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Es tut mir leid, aber du bist nicht gleichberechtigt

Ich habe ger­ade einen erschüt­tern­den Artikel von Dina Leyger­man gele­sen, in dem sie sehr klar zu den Frauen­recht­en heute Stel­lung bezieht. Hier ist erst­mal der Link:

https://medium.com/@dinachka82/about-your-poem-1f26a7585a6f

Dina bezieht sich auf einen Post, der wohl anlässlich des Women’s March in Philadel­phia 2017 die Runde durch die Social Media machte. Ich zitiere die Anfangssätze dieses Posts:

“I am not a “dis­grace to women” because I don’t sup­port the women’s march. I do not feel I am a “sec­ond class cit­i­zen” because I am a woman….”

Wörtlich über­set­zt: “Ich bin keine “Schande für die Frauen”, weil ich den Marsch der Frauen nicht unter­stütze. Ich füh­le mich nicht als “Bürg­er zweit­er Klasse”, weil ich eine Frau bin…”

Dina antwortet auf diesen Post, und sie tut dies mit Lei­den­schaft und wohl ange­brachter Vehe­menz. Es ist ein Fakt, lei­der immer noch, dass Frauen in unser­er Gesellschaft nir­gend­wo auf der Welt wirk­lich gle­ich­berechtigt sind. Wir ver­di­enen weniger Geld in den sel­ben Jobs wie Män­ner, wir haben weniger Macht, wir wer­den sex­uell belästigt und wegen unseres Geschlechts dumm angemacht, wir wer­den verge­waltigt, geprügelt und erschla­gen nur weil wir Frauen sind. Das ist bit­tere Real­ität, und bit­tere Wahrheit.

Und wenn nicht schon unsere Müt­ter und Großmüt­ter für Frauen­rechte auf die Bar­rikaden gegan­gen wären, hät­ten wir heute noch kein Frauen­wahlrecht, dürften immer noch die Ehemän­ner über unser Leben bes­tim­men, gäbe es keinen Mut­ter­schaft­surlaub und keine Geburtenkon­trolle. Ohne die ‑auch radikalen- Fem­i­nistin­nen kön­nte sich heute keine Frau in unser­er Gesellschaft frei und zumin­d­est halb­wegs gle­ich­berechtigt fühlen. Ohne die Frauen, die immer noch auf die Bar­rikaden gehen, weil wir immer noch in vie­len Gebi­eten benachteiligt wer­den, kön­nte es sich keine Frau in unser­er Gesellschaft leis­ten, sich auf ihr selb­st­ge­fäl­liges Sock­elchen zurück­zuziehen und dum­m­dreist zu behaupten :“Ich habs nicht nötig, Fem­i­nistin zu sein!”

Dina antwortet darauf mit ein­er lan­gen Liste von Fak­ten, die auch dem ver­nagelt­sten Dum­merchen klar machen müsste, dass bei der Gle­ich­berech­ti­gung der Frauen noch viel Arbeit zu tun ist. Dies kann jed­er sel­ber nach­le­sen, ich wieder­hole es hier nicht. Sie endet allerd­ings mit ein­er halb­wegs ver­söhn­lichen Note:

“I’m sor­ry to tell you, but you are not equal. And nei­ther are your daugh­ters.

But don’t wor­ry. We will walk for you. We will fight for you. We will stand up for you. And one day you will actu­al­ly be equal, instead of just feel­ing like you are.”

Frei über­set­zt:

“Es tut mir leid dass ich dir das sagen muss, aber du bist nicht gle­ich­berechtigt. Und deine Töchter sind es auch nicht.

Aber mach dir keine Sor­gen. Wir wer­den für dich auf die Strasse gehen. Wir wer­den für dich auf­ste­hen. Und eines Tages wirst du wirk­lich gle­ich­berechtigt sein, statt nur zu denken dass du es bist.”

Dem habe ich nichts hinzuzufü­gen. Schwere Kost für einen Son­ntag, aber Dinas Artikel ist wirk­lich lesenswert — vielle­icht heben sie ihn sich bis Mon­tag auf. Lesen soll­ten sie ihn allerd­ings, unbe­d­ingt.

18. November 2018
von admin
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Bekenntnisse eines Morgenmuffels

Ich bin ein entset­zlich­er Mor­gen­muf­fel. Ich brauche in der Früh unge­fähr zwei Stun­den, um auf Betrieb­stem­per­atur zu kom­men, und wehe wenn mich jemand dabei stört — Ansprechen auf eigene Gefahr! Beson­ders ätzend ist das, wenn ich mich unmit­tel­bar nach dem Auf­ste­hen mit ein­er Lerche abgeben muss, also einem echt­en Mor­gen­men­schen. Meine Mama war eine rein­ras­sige Lerche, und was habe ich als Kind gelit­ten, wenn sie mich schon mor­gens um sechs beim Weck­erklin­geln angezwitschert hat!

Der Witz ist: meine Umwelt hält auch mich für eine Lerche, weil ich anscheinend schon am frühen Mor­gen putz­munter und aktiv bin. Was die alle nicht wis­sen: ich hat­te dann schon min­destens zwei Stun­den Vor­lauf. Ich stelle mir keinen Weck­er, ich wache von sel­ber nach 6–7 Stun­den Schlaf auf und hab genug gepen­nt. Da ich meis­tens sehr früh ins Bett gehe, kann es also dur­chaus sein, dass ich schon mor­gens um vier aus dem Bett krieche, nur von einem einzi­gen süchti­gen Gedanken getrieben: Kaf­fee! Das Einzige was mich jet­zt ret­ten kann ist Kaf­fee!

Dann tapere ich in die Küche, und schon das Auf­schrauben, Befüllen und wieder Zuschrauben des Espres­sokän­nchens erfordert alle meine mech­a­nis­chen Fähigkeit­en. Dann sitze ich wie gelähmt da, bis das entzück­ende Blub­berg­eräusch des fer­tig durchge­brüht­en Espres­sos aus dem Kän­nchen wie Sphären­musik meine Ohren erfreut. Beseel­igt tän­zle ich wieder in die Küche, schenke mir mein Haferl Caffe Lat­te ein — Zuck­er nicht vergessen — und die erste Hürde ist geschafft, die Welt ist doch nicht so ein gräßlich­er Ort, wie ich anfangs befürchtet habe. Der erste Schluck des köstlichen Gebräus weckt meine Geschmack­n­er­ven, ich bevorzuge Lavaz­za Rossa, der ver­set­zt mich geschmack­stech­nisch unmit­tel­bar nach Bel­la Italia. Nach dem zweit­en oder drit­ten Schluck verge­ht das pelzige Gefühl auf mein­er Zunge, nach der ersten hal­ben Tasse des her­rlichen Gebräus lichtet sich auch der wat­tige Nebel in meinem Gehirn. Nach der ersten ganzen Tasse sehe ich allmäh­lich auch mehr als nur nebel­hafte Schemen, der Blick wird klar­er, ich brauche also doch keine neue Brille, gott­sei­dank!

Dann bin ich allmäh­lich bere­it für ein­fache motorische Tätigkeit­en. Ich stelle mir mein zweites Haferl Caffe Lat­te bere­it, nehme ein ein­fach­es Strickzeug in die Hand und stricke und schlürfe und schlürfe und stricke, bis das zweite Haferl alle ist. Der­weilen ist seit dem Auf­ste­hen lock­er eine Stunde ver­gan­gen, und so allmäh­lich schle­icht sich der Gedanke an ein früh­es Früh­stück in meine doch noch etwas neb­ulösen Gehirn­win­dun­gen. Ich stelle mir dann ein Schüsserl Hafer­flock­en mit Milch und Honig hin, und während die ein paar Minuten durchziehen dür­fen, geh ich mal Zäh­neputzen und mir das Gesicht waschen. Dann löf­fle ich mein Müs­li, und mein Magen nimmt das mit einem wohli­gen Schnur­ren zur Ken­nt­nis und sig­nal­isiert, dass er jet­zt auch langsam wach wäre. Etwas erfrischen­des käme jet­zt ger­ade recht, und ich schenke mir ein gross­es Glas Saft oder Schor­le ein, und nuck­le das genüsslich aus, während ich mich weit­er meinem Strickzeug widme.

Allmäh­lich wird der Kopf und der Blick klar­er, und man kön­nte mich jet­zt wahrschein­lich sog­ar schon ansprechen, ohne ein übel­lau­niges Knur­ren zu hören. Ist aber gott­sei­dank nie­mand da, ich kann noch ein wenig ungestört herumtritscheln und stricke noch ein Weilchen, während ich mir über­lege, mit was ich den Tag anfange. Typ­is­cher­weise checke ich dann zuerst mal meine E‑Mails, ich hab ja am vorigen Abend den Com­put­er schon recht früh aus­geschal­tet, und viele mein­er Fre­unde und Ver­wandten schreiben erst später am Abend, die hole ich jet­zt ab.

Beim Beant­worten der E‑Mails kommt mein Hirn dann auf Touren, und auch meine Fin­ger gewin­nen beim Tip­pen allmäh­lich wieder ihre fein­mo­torische Fer­tigkeit. Mit­tler­weile sind seit dem Auf­ste­hen etwa zwei Stun­den ver­gan­gen, und ich kann jet­zt endlich ohne zu Lügen behaupten: guten Mor­gen, ich bin jet­zt wach!

Dann koche ich mir noch Kaf­feenach­schub, kof­fe­in­freien wegen dem Flat­ter­mann, und fange mit der Tage­sar­beit an. Meis­tens tele­foniere ich schon früh zwis­chen sechs und sieben mit mein­er besten Fre­undin, und wir bequatschen alle anliegen­den Angele­gen­heit­en und helfen uns ein biss­chen gegen­seit­ig mit der Tage­s­pla­nung. Dann gehts aber echt los, jet­zt begin­nt meine kreativste Tage­sphase, der Mor­gen und der Vor­mit­tag! Da wird pro­gram­miert, geblog­gt, geplant, da wer­den Kon­tak­te gepflegt und neue Ideen geprüft und was nicht noch alles, da geh ich so richtig in die Vollen… aber da hat­te ich ja auch schon ein paar Stun­den Vor­lauf.

Und weil mich meine Umwelt nur in dieser Phase erlebt — vorher ist a) noch kein­er wach und ich bin b) noch nicht kom­mu­nika­tions­fähig — denken alle, ich wäre eine Lerche. Pfif­fkas, ich bin ein gräßlich­er Mor­gen­muf­fel — es merkt nur kein­er! 😉

17. November 2018
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Vorgekaut, vorverdaut, vorgespiegelt — der grosse Irrtum von der Wahlfreiheit im Web

Ich habe ger­ade einen inter­es­san­ten Artikel von Tris­tan Har­ris gele­sen, mit dem Titel:

“How Tech­nol­o­gy is Hijack­ing Your Mind ” — “wie Tech­nolo­gie ihren Geist ent­führt”. Dabei ist “hijack­ing” eigentlich ein wesentlich stärk­er­er Aus­druck als das deutsche Wort “ent­führen”, es wird immer im Zusam­men­hang mit Gewalt und Pira­terie gebraucht. Hier ist erst­mal der Link zum Artikel:

https://medium.com/thrive-global/how-technology-hijacks-peoples-minds-from-a-magician-and-google-s-design-ethicist-56d62ef5edf3

Har­ris stellt sehr überzeu­gend dar, das alles was uns im Web begeg­net ein Menü ist, im Sinne von ein­er vorge­fer­tigten Auswahl, die einem keine wirk­liche Wahl­frei­heit läßt. Wenn ich in der Stammkneipe täglich blin­d­lings das Menü ordere, set­zt mir der Wirt vor was ihm ger­ade an diesem Tag einge­fall­en ist, und ich habs auf dem Teller, ob ich jet­zt wirk­lich Appetit darauf habe oder nicht.

Wenn ich mir in den Social Media Kon­tak­te vorschla­gen lasse, seien es Stel­lenange­bote, poten­tielle Sex­u­al­part­ner, Blind Dates, Fre­und­schaftsvorschläge oder son­stige vor­sortierte Lis­ten, bekomme ich das, was  der jew­eilige Anbi­eter für mich aus­gewählt hat, auf welchem Wege auch immer. Die meis­ten Auswahlver­fahren sind heutzu­tage automa­tisiert, da wer­den Pro­file abge­grif­f­en und nach bes­timmten pro­gram­mges­teuerten Kri­te­rien ver­glichen, und wer die meis­ten Match­es hat, lan­det dann in mein­er Kon­tak­teliste ganz oben. Das hat jet­zt rein gar nichts mehr damit zu tun, ob ich diesen Men­schen auch im richti­gen Leben gerne ken­nen­ler­nen möchte. Erstens wird beim Aus­füllen der Pro­fil­frage­bö­gen gel­o­gen dass sich die Balken biegen, schließlich möchte ja jed­er möglichst gut wegkom­men in den soge­nan­nten sozialen Net­zw­erken. Und zweit­ens bes­timmt und steuert der kom­merzielle Anbi­eter ganz genau, was ich zu sehen kriege und was nicht.

Das geht sog­ar noch weit­er: zunehmend kriegt man nicht nur noch Men­schen zu sehen, die ein inter­net­mächtiger Anbi­eter aus­ge­sucht hat, man kriegt auch nur noch Dinge — Wer­bung! — zu sehen, die bere­its vor­sortiert und nach meinen ver­meintlichen Vor­lieben berech­net wer­den. Unter anderem mit dem Ein­satz von ver­fol­gen­den Cook­ies wird so sichergestellt, dass ich nur noch Stel­lenange­bote eines bes­timmten Per­sonal­dien­stleis­ters in den Wer­be­plätzen zu sehen kriege, wenn ich ein­mal auf sein­er Seite war. Wenn ich mir ein­mal einen Mer­cedes oder BMW im Car Con­fig­u­ra­tor zusam­mengestellt habe, kriege ich nur noch Wer­bung für Mer­cedes oder BMW zu sehen, nicht mehr für andere Automarken. Wenn ich in einem Onli­neshop etwas kaufe, werde ich danach oft mit Newslet­tern bom­bardiert, die mir “ähn­liche” Pro­duk­te unter­jubeln wollen, nach dem Mot­to “Das kön­nte sie auch inter­essieren”.

Die Liste ließe sich beliebig fort­set­zen, es arbeit­en ja Mil­lio­nen von Techies an per­son­al­isiert­er Wer­bung und dem soge­nan­nten indi­vidu­ellen User-Erleb­nis, Stich­wort UI/UX. Alles wird vorgekaut, alles wird uns durch die aus­gek­lügel­ten Werbe­strate­gien der Anbi­eter in ver­meintlich leichtver­daulichen Häp­pchen hüb­sch vor­sortiert und nett gar­niert serviert. Denn alles, aber auch alles dient nur einem Zweck: dem Prof­it. Verkaufen wollen sie alle, egal was. Pfui Deibel, mir verge­ht dabei der Appetit, aber schon kom­plett.

Ich mag keine Fer­tig­gerichte, auch nicht im Web. Ich koche lieber mein eigenes Süp­pchen, mit Zutat­en die ich sel­ber aus­gewählt und nach meinen eige­nen Rezepten sorgfältig ver­ar­beit­et habe. Ich hänge an meinem alt­modis­chen Fire­fox, weil da der Adblock­er so gut funk­tion­iert. Wenn ein Newslet­ter nervt — sie haben X gekauft, dür­fen wir ihnen Y auch noch andrehen? — wird er ganz schnell abbestellt. Ver­fol­gende Cook­ies kann man auss­chal­ten, Fre­und­schaftsvorschläge von Face­book, Stayfriends und wie sie alle heis­sen ignoriere ich kom­plett.

Aber ich bin wahrschein­lich eine Aus­nahme, ich bin seit Jahren beken­nen­der radikaler Kon­sumver­weiger­er und kaufe nur Dinge, die ich mir sel­ber wegen der Qual­ität und dem akzept­ablen Preis-Leis­tungs-Ver­hält­nis aus­ge­sucht habe. Das geht bei Lebens­mit­teln los, über Dinge des täglichen Bedarfs bis hin zu KFZ und Urlaub­sreisen. Ich habe lange an mein­er Immu­nität gegen Wer­bung gear­beit­et, und ich werde grantig wenn ich jet­zt im Inter­net wieder zum kon­sum­ieren einge­seift wer­den soll, dann klicke ich schneller weg als man “kauf mich!” sagen kann. Ich mag nicht jeden Tag Menü essen, ich mag noch nicht mal jeden Tag in die Kneipe zum Essen gehen. Meis­tens koche ich lieber sel­ber — und das ist jet­zt genau das richtige Stich­wort. Zeit fürs Aben­dessen! Bonne Soirée, werte Leser 😉

17. November 2018
von admin
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Nix tun muss man erst mal können

Zat Rana hat auf Design Luck einen sehr inter­es­san­ten Artikel geschrieben, in dem er einige Gedanken des Math­e­matik­ers und Philosophen Blaise Pas­cal ver­ar­beit­et. Hier ist der Link:
https://designluck.com/most-important-skill/

Der Artikel heißt im Orig­i­nal “The most impor­tant skill nobody taught you” also frei über­set­zt: “Die wichtig­ste Fähigkeit, die dir nie­mand beige­bracht hat.” Er han­delt davon, dass wir Men­schen soviel Angst vor der Leere, Ein­samkeit und Langeweile haben, dass wir leicht in blind­en Aktion­is­mus fall­en und unser Leben mit aufge­blase­nen Zeit­fressern und man­is­ch­er Betrieb­samkeit füllen.

Ein Pas­cal-Zitat hat mir beson­ders gefall­en:

All of humanity’s prob­lems stem from man’s inabil­i­ty to sit qui­et­ly in a room alone.

“Alle Prob­leme der Men­schheit stam­men daher, dass ein Men­sch nicht alleine still in einem Raum sitzen kann.”

Und jet­zt mal echt — wer kann das schon? In ein­er Zeit von ständi­ger Erre­ich­barkeit, von Smart­phones und Hotspots und Instant Infor­ma­tion at your Fin­ger­tips, von affe­nar­tig schnellem Kon­sum und und dem ständi­gen Zwang zum Enter­taine­ment…

…wer kann und mag da schon allein in einem leeren Raum sitzen? Ist das nicht todeslang­weilig, geht da nicht die Welt an einem vor­bei, ver­paßt man da nicht den ganzen Spaß?

Ich arbeite daran, und werde immer bess­er. Zuerst bekam der Fernse­her die rote Karte, den habe ich ein­fach nicht mehr eingeschal­tet, und jet­zt habe ich gar keinen mehr. Dann habe ich die vie­len amerikanis­chen Best­seller-Romane in ein ver­steck­tes Regal ver­ban­nt, die ich früher fast jeden Tag zur Unter­hal­tung gele­sen habe. Dann habe ich mein Wohnz­im­mer umgekrem­pelt und mir eine freie Wand geschaf­fen, an der ich meine Augen aus­ruhen kann. Eine ganze, leere Wand, an der noch nicht ein­mal ein Bild hängt, auf der ruhe ich abends meine Augen aus.

Den Com­put­er schalte ich meis­tens spätestens um 19:00 nach dem Aben­dessen aus, und nur manch­mal höre ich danach noch etwas Musik im Radio oder von Plat­te oder CD. Meis­tens aber lasse ich am Abend sämtliche elek­tro­n­is­chen Unter­hal­tungsme­di­en abgeschal­tet, sitze ein­fach da und lasse meine Gedanken schweifen. Nor­maler­weise habe ich ja tagsüber so viel und so viele unter­schiedliche Dinge getan, dass es in meinem Kopf noch ordentlich rund geht, das muss ich alles erst mal sortieren. Manch­mal nehme ich auch noch schöne Dinge zur Hand und freue mich an ihnen, das kann eine Han­dar­beit sein, ein Bild, das ich heute gemalt habe, oder ein Schmuck­stück aus eigen­er Pro­duk­tion. Aber nicht immer, meis­tens sitze ich wirk­lich nur da und gebe Ruhe. Gebe mir Ruhe, weil es son­st unmöglich wäre herun­terz­u­fahren und mich auf das Schlafen vorzu­bere­it­en. Oft schaue ich auch nur von meinem Win­ter­garten in den Ster­nen­him­mel, das ist genü­gend Unter­hal­tung für meinen Geschmack.

Dieses Ruhe-geben am Abend sorgt bei mir für einen gesun­den Schlaf, angenehme Träume und ein erfrischt­es Erwachen am näch­sten Mor­gen. Ausser­dem hil­ft es mir dabei, mir klarzuw­er­den welche Dinge in meinem Leben wirk­lich wichtig sind, und auf was ich leicht­en Herzens verzicht­en kann. Denn die wirk­lich wichti­gen Sachen, die echt­en Wün­sche und wahren Träume, die schwim­men in diesen Ruhep­hasen ganz nach oben in meinem Bewußt­sein, und wer­den nicht durch bil­li­gen Unter­hal­tungslärm gestört. Das hil­ft mir sehr dabei, den Fokus zu behal­ten und mich auf das zu konzen­tri­eren, was ich wirk­lich tun will.  Und das wiederum hil­ft mir dabei, meinen eige­nen Weg zu gehen und mich auf meine Ziele zu konzen­tri­eren. Sowas nen­nt man Selb­stver­wirk­lichung, und glauben sie es oder nicht: man lebt glück­lich­er damit 🙂