Zunächst mal: ich bin schwer angeschlagen, hab mich letzte Woche übel erkältet und kämpfe mit der Rüsselseuche. Da ist es erlaubt, auch mal unproduktiv im Bett zu liegen.
Ausserdem habe ich ein Snifferle gestrickt, gefüllt und mit Äuglein und Öhrchen versehen. Beim Stricken habe ich einen Vortrag von Abtprimas Dr. Notker Wolf gehört, der mir recht gut gefallen hat, weil er so praktisch und realitätsbezogen war. Der alte Benediktiner kennt seine Bibel und hat die Lehre unseres Herrn Jesus ganz praktisch in die heutige Zeit herüber befördert. Besonders treffend fand ich eine Passage, in der er die Veganer als Heuchler bezeichnet hat — sollen sie doch mal ein Würstl essen, wenn ihnen danach ist, und nicht diese chemifizierten Industrie-Sojaprodukte! Auch das excessive Gendering hat er abgewatscht und als Verstümmelung unserer Sprache bloßgestellt — es heißt “Brüder und Schwestern im Herrn” und nicht “Brüder*innen” oder “Schwester/*n” oder ähnlicher Unsinn. Wie soll man das denn aussprechen, da kriegt man ja Schluckauf!
Was mir auch noch hängengeblieben ist: “Gott hat uns nicht nur die Hände zum Beten gegeben, sondern auch den Kopf zum Denken.” Auch wenn es bei meiner Erziehung korrekter wäre zu sagen, er hat uns die Hände zum Arbeiten gegeben… jedenfalls hat jeder seinen eigenen Kopf und es ist erlaubt, sich seine eigenen Gedanken zu machen.
Eins fand ich auch negativ: über das Thema “Mißbrauch in der Kirche” ist er nur ganz schnell drübergehuscht und hat es mit einem Spruch a la “Nobody ist perfect” abgetan. Das fand ich schwach. Früher hieß sowas “Unzucht mit Abhängigen” und wurde auch von der staatlichen Justiz schwer geahndet. Das hat sich der Herr Abtprimus etwas zu leicht gemacht, finde ich.
Aber ansonsten war es ein sehr interessanter Vortrag. Gemeinsam mit der Schule der Logotherapie nach Frankl war die Betonung der Eigenverantwortung, die Aufforderung sein Leben selbst zu gestalten und brüderlich mit unseren Mitmenschen umzugehen. Dazu kamen verschiedene Gleichnisse, von Jesus, und wie sie auch heute noch gelten. Da fand ich den Herrn Abtprimus im besten Fahrwasser, da schien der wahre Glaube durch und er war sehr, sehr überzeugend.
Das war gutes Futter für die Gedankan an einem lätscherten Sonntag, und ich werd mal sehen ob ich von ihm noch mehr Vorträge finde. Ich bin zwar schon vor vielen Jahren aus der katholischen Kirche ausgetreten, aber das hindert mich nicht daran mich für ihre klügeren Vertreter zu interessieren und manche ihrer Grundsätze zu meinen eigenen zu machen. Ich finde zum Beispiel die zehn Gebote ganz toll, und finde die Welt wäre ein wesenlich glücklicherer Ort, wenn sich alle darn halten würden.