Praxis Dr. Inselfisch

Psychologie, Philosophie und Programmierung

Ohne Sonntag gibt es nur noch Werktage

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Das ist ein alter Gew­erkschafter-Spruch, den ich von meinem gesellschaft­spoli­tisch sehr engagierten Liebling­sonkel Hel­mut über­nom­men habe.

Geht es ihnen nicht auch so — Son­ntag ist Relax­tag, Son­ntag kann man lang auss­chlafen und noch bis Mit­tag im Schlafanzug rum­lüm­meln, es gibt ein aus­giebiges Son­ntags­früh­stück mit der ganzen Fam­i­lie, es wird auch schon mal die Glotze angemacht oder Musik gehört. Man gam­melt, und das mit Genuss. Und ganz ohne schlecht­es Gewis­sen, alle anderen gam­meln ja auch, weil heute die Meis­ten auch nicht arbeit­en müssen und auch das öffentliche Leben eine Ver­schnauf­pause macht.

Ich muss ja nun schon seit vie­len Jahren nicht mehr täglich ins Büro und kön­nte, wenn ich wollte, auch jed­erzeit unter der Woche einen Tag seli­gen Nicht­stuns ein­le­gen — aber ich mache es nicht. Nie. An jedem Werk­tag ste­he ich früh auf, schau dass ich in die Puschen komme, mache meine tägliche Arbeit und erst um fünf, sechs Uhr Feier­abend. Noch nicht mal der Sam­stag wird vergam­melt, da wird in der Früh fürs Woch­enende eingekauft, und den Rest des Tages ver­bringe ich im Haushalt, putze und wasche und staub­sauge und all so Kram den man halt machen muss, wenn man sich in sein­er Bude halb­wegs wohlfühlen möchte.

Der Son­ntag ist der Aus­nah­metag, allen­falls geset­zliche Feiertage kön­nen da in Sachen Gam­mel- und Relax­fak­tor noch mithal­ten. Wenn jet­zt am Son­ntag alles so wäre wie an allen anderen Wochen­t­a­gen auch, wenn alle Läden offen hät­ten, der Berufsverkehr die Stadt genau­so ver­stopfen würde wie an jedem Werk­tag, wenn alle Büros und Fab­riken weit­er­ar­beit­en wür­den und jed­er Arbeit­nehmer immer wieder Son­ntagss­chicht­en machen müsste, um all diese Betrieb­samkeit erst zu ermöglichen — wäre dann der Son­ntag noch etwas beson­deres?

Nein, behaupte ich aus Überzeu­gung. Das würde den Son­ntag kaputtmachen, der wäre dann nix weit­er als auch nur ein Werk­tag. Und das fände ich gelinde gesagt sehr schade. Wenn es nicht sog­ar gefährlich ist, denn wenig­stens einen Tag in der Woche sollte man zum Aus­ruhen ver­wen­den kön­nen, wenn man schon die ganze Woche hart arbeit­et. Da mögen all die umsatzgeilen Kon­sum­strate­gen noch so gierig auf die Ladenöff­nung am Son­ntag hin­ma­nip­ulieren, weil sie sich enorme Gewinne davon ver­sprechen — ich bin strikt dage­gen. Wir brauchen zumin­d­est diesen einen Tag in der Woche als Ruhe- und Fam­i­lien­tag, und wer unbe­d­ingt am Son­ntag noch kon­sum­ieren möchte, kann das ja unbeschränkt im Inter­net tun, da ist dem Kaufrausch keine Gren­ze geset­zt. Für alle anderen aber muss der Son­ntag bleiben was er ist: etwas Beson­deres, und eben kein Werk­tag.

 

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