Das Märchen vom Regenbogenkistl

Zusammenfassung

Die Geschichte von Joschi, einem ehemaligen Zauberlehrling, der zum Geburtstag einen Zaubercomputer — das Regenbogenkistl —geschenkt bekommt. Joschi rettet damit eine ehemalige Seejungfrau vor einem traurigen Schicksal und gewinnt eine Freundin fürs Leben.

231 Seiten, 64 farbige Illustrationen. Für Kinder ab ca. 8 Jahren zum Selberlesen, für kleinere Kinder auch zum Vorlesen geeignet.

Der schönste Schulweg
Der schönste Schulweg

Leseprobe

Der Joschi hatte in der Früh schon Bilder von Königsschlössern gesucht und auch reichlich gefunden, und er und Bernhard übten solange, bis beim Suchen gleich auf Anhieb die schönsten Bilder herauskamen. Und dann packte er das Regenbogenkistl ein und ging hinaus in den Park.

Das Fräulein vom Meer saß auch an diesem Tag wieder auf der Steinbank bei der großen Springbrunnenfontäne und warf Kieselsteine ins Wasser, und Joschi ging erst mal vorbei und winkte unauffällig.

„Das war zu unauffällig!“ piepste Bernhard, „Sie hat dich gar nicht gesehen!“

„Ich weiß. „ sagte Joschi. „Aber ich trau mich nicht, ich weiß gar nicht was ich sagen soll.“

„Das haben wir doch ausführlich besprochen.“ Sagte Bernhard. „Jetzt kehr um, und probiere es noch einmal.“

„Das redest du so leicht.“ Seufzte Joschi und ging den Weg wieder ein Stück zurück. Diesmal blieb er nicht weit von der großen Fontäne stehen und sah das Fräulein unauffällig an, das da so still auf der Bank saß.

Lexi sitzt an der Fontäne

„Los, noch mal!“ piepste Bernhard aufgeregt und sprang hoch und zupfte Joschi am Hosenbein. Und weil Bernhard nun mal eine Glasmaus war, blinkte er beim Hüpfen in der Sonne, und das Fräulein vom Meer schaute zu ihnen her.

Joschi fasste sich ein Herz und ging noch ein paar Schritte näher. „Guten Tag. „ sagte er höflich. „Ich bin Joschi, und das hier ist Bernhard die Glasmaus. Dürfen wir dir ein wenig Gesellschaft leisten?“

Das Mädchen nickte und lächelte fast ein bisschen, aber nur fast. Es war schon traurig anzusehen, dass sie offensichtlich wirklich nicht reden konnte, auch wenn sie gewollt hätte.

Joschi nahm noch einmal seinen ganzen Mut zusammen. „Das hier ist mein Regenbogenkistl“ sagte er und zeigte auf seine Tasche. „Das ist so etwas wie ein Computer, man kann prima Bilder damit anschauen – würde dir das Spaß machen?“

Das Mädchen nickte wieder und machte eine einladende Handbewegung, und der Joschi packte das Regenbogenkistl aus, stellte es auf die Steinbank und schaltete es ein. „Ich hab mir gedacht, Bilder von Königsschlössern könnten dich interessieren, da habe ich einige vorzuzeigen. “

Joschi und Lexi schauen Bilder an
Joschi und Lexi schauen Bilder an

Es waren nicht nur einige, es waren sehr viele, und weil auch immer Texte mit dabei waren konnte Joschi auch viel dazu erzählen, von Schloss Linderhof und Nymphenburg und Herrenchiemsee und wie sie alle hießen. Sogar Bernhard war artig still und muckste sich nicht und schaute interessiert zu, und so verging eine ganze Weile recht angenehm, und das Mädchen schaute sich die Bilder an und hörte an, was Joschi dazu zu sagen hatte.

Das ging so lange gut, bis der Joschi auf einmal versehentlich ein Bild zuviel wegklickte, und auf einmal statt den Königsschlössern nur noch eines von den Bildern von gestern übrig war, das eine kleine Seejungfrau zeigte. Joschi wollte es auch schnell wieder wegklicken, aber da hatte das Mädchen die Hand bewegt, deutete erst auf den Bildschirm und dann auf sich selbst, und sie sah sehr traurig aus dabei.

Kleine Meerjungfrau
Kleine Meerjungfrau

Das tat dem Joschi entsetzlich leid, aber jetzt war es auch schon passiert. „Ich weiß. „ sagte er mitfühlend. „Du warst einmal so, eine kleine Seejungfrau, deswegen war ich ja neugierig und habe nach Bildern von Seejungfrauen gesucht gestern. Das hier ist davon noch übrig geblieben. Tut mir leid, ich wollte dich nicht traurig machen.“

Das Mädchen schüttelte den Kopf und seufzte, und was das heißen sollte, konnte Joschi nicht gleich erraten, aber er versuchte es zumindest. „Möchtest du denn lieber wieder eine Seejungfrau sein?“

Das Mädchen schüttelte wieder den Kopf und sah Joschi noch trauriger an.

„Ich glaub ich verstehe. „ sagte der langsam. „Du möchtest lieber wie andere Kinder sein, hab ich recht?“

Jetzt nickte das Mädchen einmal, und eine Träne rollte über ihre Wange.