Praxis Dr. Inselfisch

Psychologie, Philosophie und Programmierung

28. November 2024
von admin
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Meine Amishe Ader, oder: nur Gott ist perfekt

Die amerikanis­chen Amish Peo­ple, eine Gemein­schaft die in ganz ein­fachen Ver­hält­nis­sen lebt, fer­ti­gen die schön­sten Patch­workdeck­en. Dabei wird immer mit Absicht ein Fehler einge­baut, ein von der Farbe oder vom Muster her nicht passender Patch, weil sie glauben, dass kein Men­sch etwas Per­fek­tes erschaf­fen kann, das kann nur Gott. Das mach ich auch, allerd­ings meis­tens unab­sichtlich, und nicht nur einen Fehler, son­dern je nach Größe des Han­dar­beitsstücks auch mal mehrere. Meine Mama, die sehr viel und schön gestrickt hat, hat auch immer Fehlerchen dringe­lassen, und sie ihr Han­dar­beit­sze­ichen genan­nt. Meine Oma, die Modis­tin und Schnei­derin, war auch nicht per­fekt, sie hat oft beim Fut­ter gemogelt oder auf der Innen­seite eines Klei­dungsstücks mit einem ander­s­far­bigen Faden genäht. Das machte sie, um den far­blich passenden Faden für die Ober­seite aufzus­paren, Näh­garn ist näm­lich recht teuer, und sie sah immer zu dass sie mit ein­er kleinen Spule pro Klei­dungsstück hinkam, und ver­wen­dete da wo man es nicht sah Garn das sie im Vor­rat hat­te. So kommts, dass mein schön­ster schwarz­er Blaz­er innen mit blauem Faden genäht war!

Ich habe ger­ade einen großen Patch­work Quilt mit der Papier­sch­ablo­nen-Meth­ode ange­fan­gen. Das ist eine Hei­denar­beit und wird zum größten Teil mit der Hand genäht. Ich habe für den ersten Patch “echte” Reste ver­wen­det, also Stoff­stücke die beim Schnei­dern übrigge­blieben sind, nicht extra gekauft. Zu jed­er der zehn ver­wen­de­ten Far­ben gibt es ein T‑Shirt oder Som­mer­top in mein­er Garder­obe, von dem größere oder kleinere Men­gen Stoff übrigge­blieben sind. Man sieht: zum großen Teil har­monis­che Herb­st­far­ben, ich hab aber auch Blitzblau und Pink dazuge­mogelt!

Erster Patch echte Reste

Erster Patch echte Reste

Früher hätte man sich Sün­den gefürchtet, einen neu gekauften Stoff für Patch­work zu zer­schnip­peln, heutzu­tage denkt sich nie­mand mehr was dabei. Ich hab mir das Vergnü­gen geleis­tet, bei Buttinette schöne Stöf­fchen zu bestellen, immer dreißig cm pro Stoff, in den her­rlich­sten Far­ben und Mustern. Ich muss schon sagen, Buttinette ist bei den Baum­woll­stof­fen sagen­haft preiswert, da gibt es die schön­sten Qual­itäten ab ca. 7 € der Meter. Die kosten ander­swo das Dop­pelte und mehr! Ist das nicht eine Pracht?

Muster Stöffchen

Muster Stöf­fchen

Die meis­ten mein­er Patch­es wer­den aus zugekauften Stöf­fchen genäht, weil es ein große Decke wer­den soll, für mein Sofa. Die wird auch nicht so schnell fer­tig wer­den, aber das Patchen und Nähen ist so eine schöne med­i­ta­tive Arbeit, und macht mir mit dem schö­nen Mate­r­i­al so eine Freude. Han­dar­beit­sze­ichen schle­ichen sich von selb­st ein, ich ver­wende mit Absicht Far­ben, die nur so unge­fähr in mein gedacht­es Schema passen. Hier sieht man, dass es in der Mitte so aussieht als hätte ich einen Fehler rein­genäht, das sind aber nur die “unge­fähr passenden” Far­ben, das bleibt so.

4 Patches 1 qm

4 Patch­es 1 qm

Kleines Kurio­sum am Rande: ich hab schon 4 Patch­es á 100 Eck­erl genäht und mir dabei den Mit­telfin­ger der recht­en Hand total zer­stochen. Jet­zt bin ich auf die Idee gekom­men zu guck­en ob ich bei meinen Näh­sachen nicht einen Fin­ger­hut habe. Habe ich. Sel­ber schuld, da hätte ich auch schon früher draufkom­men kön­nen. Ach ja, nobody is per­fect! 🙂

Finger mit Hut

 

 

 

23. November 2024
von admin
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Geschrumpftes Halsgrat

Bis das Hals­grat schön knus­prig und braun gegrillt war, war es nur noch ein Drit­tel so groß. Geschmeckt hat es gut, aber ich hab schon viel Brot essen müssen um satt zu wer­den.

Der Salat war aber leck­er!

7. Juni 2024
von admin
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Wie bitte findet man ins Hier und Jetzt?

Ich habe mich in let­zter Zeit viel mit Psy­chother­a­pie und Philoso­phie beschäftigt und viele kluge Vorträge und Inter­views gehört und inter­es­sante Artikel gele­sen. Ein Konzept, das eigentlich in allen Lehren zur besseren Lebens­führung auf­taucht, ist daß man ler­nen sollte, im Hier und Jet­zt zu leben.

Da finde ich dass es sich viele Lehrer zu leicht machen, das Konzept bedarf halt schon der Erk­lärung und ist meines Eracht­ens nicht unmit­tel­bar eingängig. Am ehesten finde ich noch einen Zugang, wenn ich mir den Lauf des Lebens so direkt vorstelle: da ist die Ver­gan­gen­heit, die ist passiert und läßt sich nicht mehr ändern. Dann gibts noch die Zukun­ft, die ist voller Alter­na­tiv­en und Möglichkeit­en, und ist noch nicht passiert. Und dazwis­chen ist das Hier und Jet­zt, der Punkt wo der Tran­sit passiert, wo Dinge geschehen, wo ich Entschei­dun­gen tre­ffe — Zehn­tausende an einem Tag! Nein, wirk­lich, das ist so. Ich hab da schon mal einen Artikel darüber geschrieben

20.000 mal am Tag : wie schnell schal­ten sie?

Mir kommt es bloß so vor, dass das ein ver­dammt kurz­er Moment zwis­chen Gestern und Mor­gen ist, und nicht viel Platz für Ent­fal­tung bietet.

Wenn ich mich zu ein­er Tätigkeit hin­set­ze, mein Mate­r­i­al und Werkzeug bere­itlege, Atem hole und mich auf den Augen­blick konzen­triere, sind schon drei bis fünf Minuten ver­strichen. Wenn ich dann zum Beispiel ein Snif­fer­le stricke (mein Deal mit dem Kos­mos) dauert das so etwa 20–25 Minuten, dann ist eine halbe Stunde vor­bei. Wenn ich das Snif­fer­le dann auch noch ausar­beite: mit Füll­wat­te stopfe, zunähe, Öhrchen und Äuglein häkele und annähe, dauert das nochmal so etwa 20–25 Minuten.. Mein kos­mis­ch­er Moment um im hier und jet­zt ein Snif­fer­le fer­tigzustellen braucht also eine knappe Stunde, drunter krieg ichs nicht hin.

Noch ein Beispiel: wenn ich einen schö­nen Kuchen back­en möchte, brauch ich so etwa eine halbe Stunde um die Zutat­en abzuwiegen und abzumessen, und den Teig zuzu­bere­it­en. Hefeteig dauert viele Stun­den länger. Der Kuchen muss dann noch eine halbe bis eine ganze Stunde in den Ofen, also unter einein­halb Stun­den ist da nix zu machen. In der Zeit, die der Kuchen im Ofen braucht, strick ich ein Snif­fer­le 🙂

Was noch länger dauert: wen ich im Som­mer bei schönem Wet­ter ein paar Stun­den am See abhän­gen möchte. Da dauert schon die ein­fache Fahrt mit dem Bus eine dreivier­tel Stunde, und dann lauf ich von der Bushal­testelle bis zum See noch so ca. 20 Minuten. Ein­fache Strecke über eine Stunde, und zurück nochmal das selbe. An der Bushal­testelle strick ich ein Snif­fer­le, wenn der Bus wieder mal Ver­spä­tung hat (hat er öfter).

Und wenn ich nur mal ein biss­chen Ruhe brauche und die Augen zumachen möchte? Wenn ich nicht min­destens eine halbe Stunde Zeit habe, mach ich stattdessen lieber ein paar  Jogaübun­gen und trink eine Tasse Kaf­fee oder Earl Grey, je nach Tageszeit. Und esse etwas zuck­er­haltiges dazu, für den Blutzuck­er­spiegel. Und ich stricke ein Snif­fer­le.

Wie ich es auch drehe und wende, unter ein­er hal­ben Stunde krieg ich das mit dem Hier und Jet­zt nicht geback­en. Brud­er Steindl-Rast und Abt Not­ger mögen mir verzei­hen, ich runde das mal auf, und finde ein Zeitschnittchen von ein­er Stunde ganz ordentlich für mein Stückchen Hier und Jet­zt. Ich meine, so muss jed­er sein Zeitscheibchen find­en, und danach leben wie es am besten passt.