Die amerikanischen Amish People, eine Gemeinschaft die in ganz einfachen Verhältnissen lebt, fertigen die schönsten Patchworkdecken. Dabei wird immer mit Absicht ein Fehler eingebaut, ein von der Farbe oder vom Muster her nicht passender Patch, weil sie glauben, dass kein Mensch etwas Perfektes erschaffen kann, das kann nur Gott. Das mach ich auch, allerdings meistens unabsichtlich, und nicht nur einen Fehler, sondern je nach Größe des Handarbeitsstücks auch mal mehrere. Meine Mama, die sehr viel und schön gestrickt hat, hat auch immer Fehlerchen dringelassen, und sie ihr Handarbeitszeichen genannt. Meine Oma, die Modistin und Schneiderin, war auch nicht perfekt, sie hat oft beim Futter gemogelt oder auf der Innenseite eines Kleidungsstücks mit einem andersfarbigen Faden genäht. Das machte sie, um den farblich passenden Faden für die Oberseite aufzusparen, Nähgarn ist nämlich recht teuer, und sie sah immer zu dass sie mit einer kleinen Spule pro Kleidungsstück hinkam, und verwendete da wo man es nicht sah Garn das sie im Vorrat hatte. So kommts, dass mein schönster schwarzer Blazer innen mit blauem Faden genäht war!
Ich habe gerade einen großen Patchwork Quilt mit der Papierschablonen-Methode angefangen. Das ist eine Heidenarbeit und wird zum größten Teil mit der Hand genäht. Ich habe für den ersten Patch “echte” Reste verwendet, also Stoffstücke die beim Schneidern übriggeblieben sind, nicht extra gekauft. Zu jeder der zehn verwendeten Farben gibt es ein T‑Shirt oder Sommertop in meiner Garderobe, von dem größere oder kleinere Mengen Stoff übriggeblieben sind. Man sieht: zum großen Teil harmonische Herbstfarben, ich hab aber auch Blitzblau und Pink dazugemogelt!
Früher hätte man sich Sünden gefürchtet, einen neu gekauften Stoff für Patchwork zu zerschnippeln, heutzutage denkt sich niemand mehr was dabei. Ich hab mir das Vergnügen geleistet, bei Buttinette schöne Stöffchen zu bestellen, immer dreißig cm pro Stoff, in den herrlichsten Farben und Mustern. Ich muss schon sagen, Buttinette ist bei den Baumwollstoffen sagenhaft preiswert, da gibt es die schönsten Qualitäten ab ca. 7 € der Meter. Die kosten anderswo das Doppelte und mehr! Ist das nicht eine Pracht?
Die meisten meiner Patches werden aus zugekauften Stöffchen genäht, weil es ein große Decke werden soll, für mein Sofa. Die wird auch nicht so schnell fertig werden, aber das Patchen und Nähen ist so eine schöne meditative Arbeit, und macht mir mit dem schönen Material so eine Freude. Handarbeitszeichen schleichen sich von selbst ein, ich verwende mit Absicht Farben, die nur so ungefähr in mein gedachtes Schema passen. Hier sieht man, dass es in der Mitte so aussieht als hätte ich einen Fehler reingenäht, das sind aber nur die “ungefähr passenden” Farben, das bleibt so.
Kleines Kuriosum am Rande: ich hab schon 4 Patches á 100 Eckerl genäht und mir dabei den Mittelfinger der rechten Hand total zerstochen. Jetzt bin ich auf die Idee gekommen zu gucken ob ich bei meinen Nähsachen nicht einen Fingerhut habe. Habe ich. Selber schuld, da hätte ich auch schon früher draufkommen können. Ach ja, nobody is perfect! 🙂