Praxis Dr. Inselfisch

Psychologie, Philosophie und Programmierung

Von der hohen Kunst, zufrieden zu sein

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Wenn ich mich in meinem Fam­i­lien- und Fre­un­deskreis so umschaue, finde ich nicht sehr viele Men­schen, die mit ihrem Leben glück­lich und zufrieden sind. Dabei gehts ihnen allen gut, kaum jemand hat ern­sthafte Krankheit­en oder lebt in Armut, viele sind sog­ar sehr wohlhabend und haben eigene Häuser mit Garten, tolle Autos und fliegen zu exo­tis­chen Zie­len in Urlaub. Man spielt Golf, man geht Ski­fahren oder Snow­boar­d­en, man fährt im Som­mer ans Meer zum Sur­fen.

Aber wenn man genauer hin­schaut, so richtig zufrieden sind nur ganz Wenige. Selt­samer­weise beson­ders die, die vom Schick­sal arg gebeutelt wur­den.

Eine pen­sion­ierte Lehrerin, die nach 40 Ehe­jahren von ihrem wesentlich jün­geren Gat­ten ver­lassen wurde, packt das Leben beim Schopf, geht viel auf Reisen und hat einen total net­ten neuen Fre­und gefun­den. Sie ist ver­let­zt und todunglück­lich weil ihr Gat­terich sie sitzen hat lassen, aber sie macht weit­er und läßt sich nicht unterkriegen.

Ein zweites Beispiel: eine sel­ber schon ältere Kranken- und Altenpflegerin, die ger­ade eine Brustkrebs-Oper­a­tion hin­ter sich hat. Sie ist ger­ade in ein­er Reha-Klinik, fühlt sich dort pudel­wohl und macht alle möglichen Ther­a­pi­en und Anwen­dun­gen. Sie möchte wieder in ihren Beruf zurück, wenn sie sich wieder erholt hat, und ist guten Mutes dass sie den Krebs besiegen kann.

Diese bei­den Ladies jam­mern nicht und sind mit ihrem Leben im Großen und Ganzen zufrieden. Bei­de haben das Pen­sion­salter längst erre­icht, denken aber nicht daran sich zur Ruhe zu set­zen, son­dern sind aktiv im Leben. Erstaunlich, nicht wahr?

Dage­gen kenne ich sehr viele Men­schen, die immer auf der Suche sind und das Glück nicht find­en.

Viele haben sich Hunde angeschafft und behan­deln die als Kind­chen-Ersatz. Viele fliegen mehrmals im Jahr zu exo­tis­chen Zie­len, Thai­land oder USA oder Aus­tralien, aber dort find­en sie ihr Glück nur solange der Urlaub dauert, wenn sie wieder daheim sind ist wieder alles Mist und man ist in höch­stem Grade unzufrieden.

Eine frühere Fre­undin ist jet­zt in weni­gen Jahren das dritte Mal umge­zo­gen, und jedes­mal wieder ist die Wohn­si­t­u­a­tion unerträglich, die Nach­barn unmöglich zu ertra­gen, der Hauswirt ein bösar­tiger schlechter Men­sch.

Eine erfol­gre­iche Geschäfts­frau über­wirft sich im Pri­vatleben ständig mit allen möglichen Men­schen. Sie hat nicht nur ihren eigentlich treu lieben­den Lebens­ge­fährten ver­grault, jet­zt ist auch noch ihre Tochter in eine andere Stadt gezo­gen um dort eine Lehre zu machen. Das wäre an sich noch nicht schlimm, aber sie hat ihr nicht ein­mal die Adresse gegeben, wo sie jet­zt wohnt, und besucht sie auch nicht mehr. Die Tochter ist auch eine Anhän­gerin der Gen­der-Bewe­gung und hat beschlossen, dass sie lieber ein Junge wäre. Das spricht doch Bände und ist eine Zurück­weisung der Mut­ter im höch­sten Grade!

Ein Lehrer kurz vor dem Pen­sion­salter ist sein Leben lang ein Weiber­held gewe­sen und läßt auch heute noch nix anbren­nen, dabei wech­selt er die Damen wie andere Leute die Sock­en. Und bei kein­er bleibt er, seine Beziehun­gen sind meis­tens nur von kurz­er Dauer. Ich seh das von aussen dass er nicht glück­lich wer­den wird, solange er nicht mit sich selb­st im Reinen ist, aber er kann das nicht erken­nen und erobert eine Dame nach der näch­sten, ohne dass es ihn glück­lich macht.

Ich kön­nte noch mehr Beispiele anführen, aber ich glaube das reicht.

Stattdessen möchte ich mal zusam­men­fassen, was die zufriede­nen Men­schen in meinem Umfeld gemein­sam haben. Sie sagen alle: ich habe eine schöne Woh­nung (egal wie groß, klein, lux­u­riös oder ein­fach) in der ich mich wohlfüh­le. Ich pflege meine Hob­bies und leiste mir auch das Mate­r­i­al dafür, etwa Mal­sachen oder Wolle zum Strick­en. Mir gehts gut, ich kann mir alles zu essen kaufen auf das ich Appetit habe, ich leiste mir immer wieder mal schöne Klam­ot­ten, ich fahre gele­gentlich in Urlaub nach Öster­re­ich oder Ital­ien oder ich bleibe gle­ich in Bay­ern, andere Leute sparen das ganze Jahr um hier Urlaub machen zu kön­nen. Mein Auto ist zwar schon alt aber fährt noch pri­ma, oder: ich brauch kein Auto, ich komme in der Stadt mit den Öffentlichen über­all hin wo ich hin­will, und zum In-Urlaub-Fahren hat mein Fre­und ein wun­der­bares neues Auto.

Let­zteres von mir, und sin­ngemäß auch von meinem Nef­fen, der mit knapp 40 Jahren noch ein­mal studiert und statt Auto lieber einen Hund hat, mit dem er und seine Fre­undin jeden Tag im Englis­chen Garten spazieren gehen. Der Hund ist übri­gens ganz Hund und kein Kind­chen-Ersatz.

Ich hoffe, ich kon­nte es ein wenig klären, warum manche Leute zufrieden sind mit ihrem Leben und manche nicht. Es hat ganz viel mit der inneren Ein­stel­lung zu tun, und nicht mit materiellen Werten und Din­gen. Glück ist nicht aussen zu find­en, es liegt in einem sel­ber. Diese Erken­nt­nis kommt einem nicht zuge­flo­gen, man muss sie sich erar­beit­en, und sich immer wieder vor Augen führen dass es die innere Ein­stel­lung ist, die das Leben lebenswert macht. Dann klappt das auch mit der Zufrieden­heit!

haengemattenhuhn

 

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