In den neunziger Jahren boomte das Internet, und Programmierer waren schwer gesucht und wurden irre teuer bezahlt. Ich sprang auf diesen rasenden Zug auf und machte richtig Karriere in der EDV. Ich wechselte häufig die Arbeitsstellen, wurde höher und höher befördert und verdiente so richtig viel Geld. Dafür mußte ich natürlich auch Leistung bringen, und ich habe in dieser Zeit extrem viel und hart gearbeitet. Das ging mehrere Jahre lang gut, ich war ja noch jung und voller Energie, aber mit der Zeit blieb da einfach das Privatleben komplett auf der Strecke. Was nützte mir das ganze Geld, wenn ich nicht einmal mehr die Zeit hatte, mal in Urlaub zu fahren? Was nützte mir die nächste Beförderung, wenn ich vor lauter Streß im Job nicht mehr dazu kam, meine Freunde und meine Familie zu sehen? Gemalt habe ich in diesen Jahren überhaupt nicht mehr, keine Skizze, kein Papierfizzelchen mit Farbklecksen, rein gar nichts, dafür hatte ich einfach keine Zeit.
Im Jahr 1998 reichte es mir dann auf einmal. Ich haute die Bremse rein und nahm eine Auszeit. Ich hatte ja viel Geld auf der Bank und konnte es mir leisten, eine Weile gar nicht zu arbeiten. Also gönnte ich mir den Luxus, erst einmal gar nichts mehr zu tun ausser durchzuschnaufen und mir zu überlegen, wie es mit meinem Leben weitergehen sollte. Ich wollte in der EDV bleiben, soviel war mir klar, mir machte meine Arbeit viel Freude, und ich war auch richtig gut in meinem Beruf. Mir fehlte halt nur eine Berufsausbildung, weil ich ja ohne Abschluß von der Uni weggegangen war, und die, so beschloß ich, holte ich jetzt nach. Ich machte auf dem zweiten Bildungsweg die Ausbildung zur Fachinformatikerin und beendete diese mit sehr guten Noten und einem IHK-Abschluß.
Während meiner Ausbildungszeit passierte etwas ganz wunderbares, der Zugang zu meiner jahrelang verschütteten künstlerischen Seite wurde durch ein herrliches Naturerlebnis wieder freigebrochen, aber an dieser Stelle ist es Zeit für ein neues Kapitel.