Ich bin nach der 5. Klasse Volksschule ins Willi-Graf-Gymnasium (München) gewechselt und bekam dort einen ganz tollen Kunsterzieher, den Herrn Herbert Schuster. Er schaffte es, daß Kunsterziehung zum Lieblingsfach aller Mädchen wurde, er förderte die Talentierten und ermutigte die Unbegabteren, er fand immer etwas Besonderes an unseren ersten Gehversuchen in Sachen Kunst, er war fair und liebenswürdig und einfach ein ganz feiner Kerl und toller Lehrer.
Die Mittel waren allerdings leider beschränkt, wesentlich mehr als Tusche und Bleistift und die ollen Pelikan-Deckfarbkästen gab es einfach nicht, und gemalt wurde auf billigem Schulblock-Papier. Leider sind die Deckfarben alles andere als brilliant, wenn man kräftige Farben erzielen will, muß man dicke Schichten übereinander malen, und das verträgt wiederum das billige Papier nicht, das wellt sich und die Farben können abblättern. Wir habens trotzdem probiert, aber Deckfarben-Bilder wirken halt leider immer ein bißchen stumpf und lichtlos.
Das ist sehr schade, denn manches Talent verkümmert einfach, wenn man nicht das richtige Material hat um seine inneren Bilder umzusetzen. Ich finde, man sollte Kindern im Kunstunterricht unbedingt gutes Werkzeug geben, leuchtende Farben und gutes Künstlerpapier, aber das ist halt leider eine Kostenfrage und wird nicht immer umsetzbar sein.
Ich habe in dieser Zeit ganz viel gezeichnet, Tusche und Bleistift waren mir lieber als die stumpfen Deckfarben. Leider immer auf billigem Papier, und das ist über die Jahre so vergilbt, daß die Zeichnungen nicht mehr schön aussehen.
Von den Motiven her war ich in dieser Zeit stark von den Surrealisten beeinflußt, meine Helden hießen Dali und Magritte, und ich zeichnete nach ihrem fantasievollen Vorbild. Das folgende Bild ist auf gutem Künstlerpapier gezeichnet, das sieht heute noch gut aus:
So um 1975 herum kam ich auf Schüleraustausch nach Verona, und meine Mami schenkte mir für die Reise feine Ölpastell-Kreiden und ein paar gute Künstlerpapier-Blocks. Das waren jetzt endlich mal leuchtende Farben, so wie ich sie mir immer gewünscht hatte! Das folgende Bild ist nach einem Ausflug mit meiner Gastfamilie an den Gardasee entstanden, und man sieht richtig das klare Licht und den frischen Wind:
In der selben Zeit ist auch diese hübsche Pinie am Meeresstrand entstanden, ich liebte die klaren, leuchtenden Farben der Ölkreiden und malte mit frischer Begeisterung:
Das war doch ganz etwas anderes als die ollen Deckfarben!
So gegen 1978, vor Beginn der Kollegstufe, bekam ich dann von meiner Mami ein ganz wunderbares Geburtstagsgeschenk: einen echten, feinen Künstler-Aquarellkasten von Schmincke in allerbester Malerqualität. Aber damit, und mit dem Kunst-Leistungskurs bei Herrn Schuster, fängt ein neues Kapitel in meiner Geschichte als Malerin an.