Mathematik der Fädigkeiten
Strumpfgarn 4fach, 6fädiges Sportgarn - solche und ähnliche
Bezeichnungen liest man immer wieder mal. Besonders häufig, wenn
man mal in älteren Strickanleitungen blättert, oder auch in
Anleitungen für die Strickmaschine. In denen wird eigentlich nie
ein bestimmtes Garn einer bestimmten Herstellerfirma mit einer Lauflänge
von X Metern auf Y Gramm angegeben. Sondern eben so eine allgemeinere
Bezeichnung, mit der implizierten Annahme, daß ein redliches vierfädiges
Strumpfgarn von einer x-beliebigen Marke mit den angegebenen Maschen-
und Reihenzahlen auch funktionieren würde. Ja hoppala... kann denn
das gehen, wo doch jedes Garn seine Eigenheiten hat und sich anders strickt
als andere, weshalb man ja auch unter allen Umständen eine sorgfältige
Maschenprobe fertigen muß, oder... (Sie
wissen schon)
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Ich habe hier ein paar typische Vertreter verschieden-"fädiger"
Garne aus der Restekiste geholt.
Von links nach rechts: Beilaufgarn 2fädig, Sockenwolle 4fädig,
Merino 6fädig, Sportgarn 8fädig.
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Mir ist es beim Sockenstricken so richtig endgültig klar geworden,
daß diese anscheinend ungenaue Angabe sehr wohl genau genug ist,
für die meisten Zwecke.
Für Socken mit 4fädigem Garn schlage ich 64 Maschen an und stricke
mit Nadeln Nr. 2,5.
Für Socken mit 6fädigem Garn schlage ich 48 Maschen an und stricke
mit Nadeln Nr. 3,5.
Für Socken mit 8fädigem Garn schlage ich 24 Maschen an und stricke
mit Nadeln Nr. 5.
Da fällt mir, mit meiner soliden mathematischen Halbbildung, doch
eine gewisse Gesetzmäßigkeit sofort ins Auge.
Wir lernen daraus 1
Wenn ich also 4fädiges Garn doppelt nehme, habe ich 8 Fäden.
Mit 5er Nadeln stricken - paßt.
2fädig doppelt genommen, macht 4 Fäden, mit 2,5er Nadeln gestrickt
- haut auch hin.
Na wunderbar!
Logischerweise funktioniert auch vierfädiges Garn kombiniert mit
zweifädigem, macht 6 Fäden, und Nadeln Nr. 3,5.
Übrigens strickt sich 10fädig, also z.B. 6fach und 4fach zusammengenommen,
mit 6er Nadeln meistens genau richtig. Die Rechnung läßt sich
vermutlich beliebig fortsetzen.
Wir lernen daraus 2
64 Maschen in 4fädig sind etwa genau so breit wie 48 Maschen
6fädig wie 24 Maschen 8fädig. Auch ohne Maschenprobe.
Mehr dazu an anderer Stelle <Weite und Maschenanzahl>
Zuviel Theorie? Praktische Anwendung: kombiniere, Watson!
Der tiefe Griff in die Restekiste ist der beste Anfang hierfür.
Sortieren Sie mal so ungefähr nach Garnstärke, und denken Sie
daran, "ungefähr so wie" ist ähnlich genug für
unsere Zwecke. Es wird ein Häuflein etwa 4fädiger ungefähr
Sockenwolle herauskommen, etliche mit kleinen Abweichungen circa 6fädige
mittelstarke Garne, und noch ein paar dickere der Sorte 8fädig, mehr
oder weniger. Finden sich noch einige dünne 2Fädler von der
Beilaufgarnsorte, um so besser. Alles was wesentlich anders aussieht (Effekt-
und Designergarne und so) lassen wir erstmal weg.
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Ja, und dann kanns eigentlich schon losgehen. 5er Nadeln nehmen,
für den Anfang, mit etwas 8fädigem loslegen, Muster beliebig.
Nächste Farbe aus etwas 4fädigem, doppelt genommen. So
man hat, auch 6- und 2fädige Garne kombiniert.
In der vergrösserten Darstellung sieht man ganz gut (und zwar
am Rand, wo die Fäden raushängen), welche Garne hier wie
zusammengestellt worden sind. Vier davon kennen Sie übrigens
schon aus dem oberen Foto.
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Tip:
Sich nach dieser Methode sein Material praktisch selberzudrehen macht
richtig Spaß, und es erweitert die Möglichkeiten, welche Garne
man zusammen verstricken kann, schier ins Unendliche. Ich rate aber davon
ab, schon vor dem Stricken zwei Garne, die man zusammen verarbeiten will,
zu einem Extraknäuel zusammenzuwickeln. Erstens weiß man vorher
nie, wieviele Meter davon man letztendlich braucht. Und zweitens passiert's
dann gern, daß sich Schlaufen bilden und man auf einmal von dem
einen Garn ein Ende zuviel da hängen hat, das man schließlich
abschneiden muß - und dann hat man schon wieder zwei Fadenendchen
mehr zu vernähen. Lieber einfach aus zwei Knäueln stricken,
das klappt besser.
Und da habe ich doch ein schönes Stichwort: Fadenendchen... oh Graus,
wer soll denn das alles vernähen? Ich nicht,
siehe hier.
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