Wer gern vielfarbig strickt, kennt das Elend. Jede Farbe hat zumindest
einen Anfangs- und einen Endfaden. Pro Teil. Was mit zwei Ärmeln,
einem Vorder- und einem Rückenteil schon mal 8 Fadenendchen macht,
und sich bei lumpigen 4 Farben in einem Pullover schon auf 32 Fadenendchen
summiert, die man am Ende laut brummelnd noch vernähen muß.
Noch gar nicht eingerechnet, daß ja diese putzigen 50 g-Wollknäuel
immer recht schnell zuende gehen, was einem prompt je zwei Fadenendchen
mehr beschert.
Es geht auch anders: Endchen gleich einstricken
Nicht immer, nicht überall und nicht mit jedem Material (Tips dazu
weiter unten). Aber im Prinzip funktioniert das nicht anders, als Sie
es ohnehin kennen, wenn Sie zweifarbige Jacquard/Norwegermuster stricken.
Eine Farbe ist die Hauptfarbe, die zweite (in diesem Fall das Fadenendchen)
läuft locker hinter der Arbeit mit. Und genau wie sie es machen,
wenn lange Spannfäden auf der Rückseite vermieden werden sollen,
holen Sie das Hauptgarn so jede zweite Masche mal unter dem zweiten
Garn durch. Schön abwechselnd, drunter, drüber, drunter, drüber.
Zehn, zwölf Maschen weit reicht völlig.
Das haben schon andere Leute ausführlicher beschrieben und mit Illustrationen
versehen, ich tu mir hier ein bißchen schwer, wenn ich mit beiden
Händen ein Strickzeug halte, fehlt mir leider die dritte Hand zum
fotografieren. Eine prima Beschreibung gibt's in Horst Schulz' Buch (siehe
Literatur).
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Wie sowas fertig aussieht, sehen sie hier im Bild. Und
nur die Ruhe, das ist die Rückseite, ich bin da nicht so pingelig,
solange es auf der Vorderseite ordentlicher zugeht. (tut
es, siehe hier)
Dieses Stück ist in Streifentechnik gearbeitet, das heißt
es gibt tatsächlich an jedem einzelnen Farbquadrat jeweils zwei
Fadenendchen beim Farbwechsel. Da würde man früher oder
später wahnsinnig, wenn man die alle einzeln vernähen müsste
(ich hab das mal locker überschlagen, allein das Rückenteil
hier besteht aus etwa 140 Farbquadraten....)
Also strickt man sie einfach gleich mit rein, und hat seine Ruhe. |
Wann das funktioniert:
Nur von der Vorderseite aus, und nur wenn man hauptsächlich rechte
Maschen strickt. Wenn man versucht, eine linke Masche unter dem Fadenende
durchzuholen, bildet man damit eine Schlinge auf der Vorderseite, und
das sieht man natürlich. Aber das Einsatzgebiet ist trotzdem ziemlich
groß. Bei Krausgestricktem wie im obigen Beispiel strickt man auf
der Vorderseite nur rechte Maschen, da klappt das auf jeden Fall. Und
glatt rechts mit vielen farbigen Mustern stricken schlaue Strickfüchsinnen
sowieso rund und immer rechtsrum, nicht nur für Socken und Handschuhe
(siehe <rundstricken>).
Wo es nicht funktioniert:
Bei allen glatten, rutschigen Garnen, also so Sachen wie Baumwolle, Seide,
Viskose, Microfaser etc. Die Fadenenden kommen gnadenlos wieder rausgeflutscht,
früher oder später. Ab etwa 50% Wolle-Anteil ist man auf der
sicheren Seite, also auch bei Wollmischungen mit anderen Fasern.
Bei Loch- oder Ajourmustern empfehle ich diese Technik auch nicht, man
sieht die andersfarbigen Endchen meistens doch durch.
Ein letzter Tip:
Um Löcher zu vermeiden, sollte man das eingestrickte Fadenendchen
nicht allzu lose mitlaufen lassen. Wenn einem das schwerfällt: am
Anfang der Reihe mit dem Hauptgarn verknoten. Ja, das darf man. Man darf
tatsächlich Knoten in Wolle machen, ehrlich wahr, auch wenn viele
kluge Handarbeitsbücher das unter Androhung fürchterlicher Folgen
strengstens verbieten.
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