Praxis Dr. Inselfisch

Psychologie, Philosophie und Programmierung

Früher oder später kriegt es dich: das Motivationsloch

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Es ist tück­isch. Es kommt ohne Vor­war­nung. Es erwis­cht auch die Besten unter uns. Es lauert boshaft hin­ter der näch­sten Runde des Sekun­den­zeigers, zack, auf ein­mal ist es da und über­fällt dich ohne Gnade — das Moti­va­tion­sloch.

motivationsloch

moti­va­tion­sloch

Das Einzige was man halb­wegs berech­nen kann ist, dass das gemeine Moti­va­tion­sloch meis­tens dann auftritt, wenn man ein Pro­jekt (egal welch­er Art) abgeschlossen hat und sich seine wohlver­di­ente Pause gön­nt, dann schlägt es ganz beson­ders gern zu. Ger­ade war man noch beschwingt und guten Mutes, und bere­it die näch­ste Auf­gabe anzuge­hen — und Zack! da schlägt es zu. Puff, die Moti­va­tion ist weg. Und zwar kom­plett. Ganz egal was man als näch­stes anfan­gen wollte, auf ein­mal gehts nicht mehr. Unlust über­schat­tet alle erre­ich­baren Tätigkeit­en, Null Bock macht sich bre­it, dazu kann eine gemeine, weil alles ver­dunkel­nde Langeweile auftreten. Mehr noch, man wird von einem Augen­blick auf den anderen zum Schwarzse­her, egal was man als näch­stes machen wollte, jet­zt ist es auf ein­mal keine gute Idee mehr, das will man NICHT machen, auf gar keinen Fall… man will auch nichts anderes machen. Man will rumhän­gen und lei­den und Trüb­sal blasen.

Das kann fatal enden: in diesem Zus­tand ist man beson­ders anfäl­lig für Zeit ver­bren­nende Zer­streu­un­gen wie Games, Glotze kon­sum­ieren, Sudoku oder Kreuz­worträt­sel bis zum Abwinken und der­gle­ichen nut­zlose und sin­n­freie Beschäf­ti­gun­gen mehr. Ist auch eine Lösung, dem nachzugeben und über den Tag ein Ei drüber zu hauen, aber zufrieden macht es nicht, und das Moti­va­tion­sloch wird einen noch die ganze Nacht ver­fol­gen und keine beson­ders angenehmen Träume her­vor­rufen, ich weiß das aus Erfahrung. Ausser­dem verdirbt man sich den Appetit aufs Aben­dessen 😉

depri

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Es beste­ht auch dur­chaus die Gefahr, dass sich das Moti­va­tion­sloch zu ein­er aus­gewach­se­nen depres­siv­en Phase auf­bläst, wenn man ihm Fut­ter gibt. Ich hab aber was gegen Depri, ich lei­de nicht gerne und tu mir auch nicht gern sel­ber leid, deswe­gen habe ich mir Strate­gien gegen das Moti­va­tion­sloch eingeübt, die es ver­ja­gen oder zumin­d­est soweit abmildern, dass ich den Tag noch mit Anstand zu Ende brin­gen kann.

In milderen Fällen hil­ft der Griff zum Strickzeug; Strick­en ist eine sim­ple mech­a­nis­che Tätigkeit, bei der ich den Kopf abschal­ten und mich darauf konzen­tri­eren kann, dass das Strickzeug Masche für Masche und Rei­he für Rei­he wächst und etwas Sicht­bares bei mein­er Beschäf­ti­gung her­auskommt. Das beruhigt mich, und oft fällt mir dabei ein, was ich als Näch­stes tun kön­nte, und der Tag ist gerettet.

Wenn ich in so ein­er Sit­u­a­tion keine Lust zum Strick­en habe, ist Alarm­stufe Orange ange­sagt. Dann suche ich mir etwas, bei dem ich Dinge sortieren und in Ord­nung brin­gen kann. Das kann sowas Sim­ples sein wie das Wohnz­im­mer oder die Küche aufräu­men, auch den Postein­gang auf Vor­der­mann zu brin­gen hil­ft immer gut, allernötig­sten­falls sortiere ich auch schon mal Perlen oder Büroklam­mern nach Farbe, Form und Grösse. Buch­hal­terkinder lieben es, Mate­r­i­al zu sortieren!

Wenn ich mal noch nicht ein­mal Lust zum Sortieren haben sollte, ist das Alarm­stufe Rot. Dann hole ich mir Hil­fe von aussen, dafür habe ich mein eigenes soziales Net­zw­erk. Fre­undin­nen und Fre­unde, Fam­i­lie, meine wun­der­bare Hausärztin — irgend jemand ist immer erre­ich­bar, per Tele­fon oder auch per E‑Mail. Die ken­nen mich alle, und wenn ich sage “Moti­va­tion­sloch” wis­sen die, wovon ich rede. Und erin­nern mich daran, dass ich etwas dage­gen tun kann — egal was, Haupt­sache eine pro­duk­tive Beschäf­ti­gung, und sei es nur, einen Kuchen zu back­en. Meis­tens hil­ft es dann, ein paar Minuten zu quatschen und das grosse böse Moti­va­tion­sloch dor­thin zu ver­ban­nen, wo es hinge­hört — auf die Mül­lkippe, und nicht in mein Leben. Dann tu ich was, eigentlich ziem­lich egal was, Haupt­sache pro­duk­tive Beschäf­ti­gung — und o Wun­der, es hil­ft. Es hat noch immer geholfen, da kann ich mich gott­sei­dank drauf ver­lassen.

Diese Strate­gie hil­ft mir, mit dem Moti­va­tion­sloch fer­tig zu wer­den, wann immer es auftritt. So ganz läßt es sich näm­lich nicht ver­mei­den, irgend­wann find­et es immer wieder mal ein Schlupfloch und will sich dadurch in meinem Leben bre­it machen. Aber ich lasse es nicht die Über­hand gewin­nen, dazu  ist mir meine Leben­szeit ein­fach zu schade. Ausser­dem bin ich viel lieber lustig als depres­siv, und das ist etwas, das das grosse böse Moti­va­tion­sloch ganz und gar nicht ver­tra­gen kann. Wenn man es näm­lich ordentlich durch den Kakao zieht und kräftig aus­lacht, ergreift es panisch die Flucht, und läßt sich so schnell nicht wieder blick­en 🙂

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