Weite ist kritischer als Länge
Das klingt zunächst nicht so richtig einsehbar. Ein zu langer Pulli
paßt schließlich auch nicht besser als ein zu enger. Richtig.
Aber beim Stricken nach traditioneller Methode ist es einfacher, die Länge
anzupassen - mißt man halt nach, wieviele Zentimeter man schon hat,
und strickt nach Bedarf noch ein paar Reihen mehr.
Die Breite eines Strickstücks hängt aber davon ab, wieviele
Maschen man angeschlagen hat, und wenn das vollkommen danebengeraten ist,
bleibt einem wenig anderes übrig, als das Stück aufzuribbeln
und neu anzuschlagen.
Deshalb lohnt es sich, sich klarzumachen welche Vorder- bzw.Rückenteilbreite
in cm man z.B. für einen gutsitzenden Pulli braucht, und so zumindest
Pi mal Daumen zu kalkulieren, wieviele Maschen man anschlagen sollte.
(<Tips hierzu unter Maschenweiten>) Wenn diese Größe
halbwegs stimmt, hat man schon die halbe Miete.
Durchschnittliche Verhältnisse
Jeder ist ein bißchen anders konstruiert, aber es gibt ein paar
Proportionen, die bei den meisten Erwachsenen so in etwa ähnlich
ausfallen. Ich spreche jetzt mit Absicht von Durchschnittswerten, so (für
Damen) zwischen Kleidergrösse 36 und 44, mal als Anhaltspunkt. Sonderfälle,
Kurz- und Komfortgrössen (auch ich, mit meinen Affenarmen) sollen
hier nicht diskriminiert werden, ihr kommt später dran.
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Oberweite (auch ihr Jungs)
Das entscheidende Maß für die passende Vorder- und Rückenbreite
ist ganz einfach die Oberweite. Plus entsprechend etliche Zentimeter
mehr für die Bequemlichkeit. Viele Zentimeter für ein lässiges
Outdoorstück, wenige Zentimeter für ein auf Figur getrimmtes
Top.
Für einen mittel-lässigen Pulli oder eine Jacke ist das
bei mir so etwa 1 Meter plus Bequemlichkeit, so insgesamt 1,10 m,
1,20 m kommt gut hin. Macht geteilt durch zwei eine Vorder- bzw Rückenteilbreite
von jeweils 55 bis 60 cm.
Man kann sich die Sache auch ganz einfach machen, an ein, zwei Lieblingspullis
das Maßband halten und so ungefähr den Wert nehmen. |
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Es folgt: die Ärmelbreite
Ein normal lässiger Pulloverärmel ist in den meisten Fällen
an seiner weitesten Stelle genau so breit wie ein Vorder- bzw Rückenteil.
Das trifft sowohl für gerade angesetzte als auch für Raglan-
oder anderswie schräg angesetzte Ärmel zu.
Damit weiß ich auch schon, wieviele Maschen ich für den
Ärmel kalkulieren muß, für 55 bis 60 cm an der breitesten
Stelle. Genau so viele wie für das Vorder- bzw. Rückenteil.
Das war ja einfach. |
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Es folgt sogleich: der Halsausschitt
Ob V oder Rund oder Rolli, für Erwachsene paßt im
Schnitt eine Halsausschnittbreite von 1/3 der Vorder- bzw. Rückenteilbreite.
Sind bei mir 60/3, also so etwa 20 cm. Hey, auch easy.
Der nächste bitte: Schulterbreite
Das, was von der Vorder- bzw. Rückenteilbreite übrigbleibt,
wenn ich die 20 cm für den Halsauschnitt abgezogen habe - macht
bei mir praktischerweise links und rechts je 20 cm.
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Und die Länge? Hinhalten, ausmessen
Da habe ich aber auch ein paar "paßt scho"-Faustregeln.
Für hüftlange Jacken ungefähr 1/2 Ärmelweite mal
2,5, für taillenkurze Stücke 1/2 mal Ärmelweite mal
2. Alle Zwischenmasse ensprechend angepaßt. |
Jetzt sind wir doch schon wirklich gut mit Massen und Verhältnissen
versorgt, die die Konstruktion unseres Strickstückes einleuchtender
machen.
Ärmellänge
Muß jeder selber messen, Arme sind äusserst unterschiedlich
lang. Meine sind sehr lang. Was ich aus Erfahrung weiß und immer
schon mit einkalkuliere. Dann kalkuliere ich es meistens nochmal extra
mit ein, was häufig damit endet, daß ich erheblich zu lange
Ärmel stricke (nobody's perfect).
Aber jetzt mal ohne Quatsch: Wenn man sich gar nicht sicher ist, kann
man Ärmel auch von oben nach unten stricken. Die kann man dann an
das bereits fertiggestellte Vorder- und Rückenteil dranhalten und
so recht genau herausfinden, ob sie nun schon lang genug sind. Oder schon
zu lang (Grins).
Und die Sondergrössen
Lassen sich von den Durchschnittlern ableiten. Zumindest wir weibliche
Kleidergrössenkennerinnen wissen haargenau, wo wir vom Norm-Maß
abweichen. Eigentlich ein 38er, wenn das in der Taille nicht so spannen
würde...(seufz)... und die Ärmel länger wären.
Man kann aber davon ausgehen, daß die Oberweite auch bei kürzeren/breiteren/dünneren/längeren
Grössen das Maß aller Dinge ist, was die Paßform für
Pullis, Jacken und dergleichen angeht. Und man sieht an Norm-Maß/
fertig gekauften Teilen ja genau, daß da eben die Ärmel 10
cm zu lang sind, oder das Teil über den Schultern paßt, aber
der Saum ruhig ein ganzes Stück weiter nach unten rutschen dürfte.
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