Wollknäuel kaufen, Nadeln packen und loslegen. Kann man gar
nichts falsch machen. Subtile, überraschende, innovative Farbkombinationen,
herrliche Effekt ohne grossen Musteraufwand.
Ja, aaaber... Qualität, und auch hervorragendes Design ist
Qualität, hat ihren Preis. Da ist man mit dem Material für
ein kleines Westchen gleich bei sowas wie 50,60 €, und für
eine gemütliche Jacke oder einen geräumigen Pulli bei
entsprechend dem doppelten Preis. Hüstel. Und dann muß
ich das Ding auch noch selbst stricken. Ahem.
Na ja, so ganz gelegentlich ist es ein Luxus, den man sich einfach
leisten muß, manchmal verliebt man sich einfach in so ein
Garn und kann nicht ohne das glücklich werden. Für mich
ein klarer Fall von:"Schatz, was ich mir zu Weihnachten (zum
Geburtstag, zum Hochzeitstag) wirklich wünsche ist ein Einkaufsgutschein
für den exklusiven Woll-Laden XYZ für ungefähr HMPF
€"
Aber im Normalfall klingelt da bei mir im Kopf ein Alarm, aus der
Abteilung: hast du sie noch alle?
Erschwerend kommt für mich als eigensinnige Strickerin hinzu,
daß so ein Designergarn mir die ganze kreative Arbeit schon
aus der Hand genommen hat. Das strickt man so wie es ist, und das
Ergebnis ist - tja, wunderschön, aber jetzt nicht so richtig
einzigartig. Weil, ein paar tausend andere frischverliebte Designergarnkäuferinnen
stricken mit dem selben Garn, mit dem selben Ergebnis. Da sträuben
sich mir einfach ein paar widerborstige Haare.
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Und was passiert dann? Aus meiner Restekiste schleichen sich ein
paar bis dato unbeachtete Knäuel hinterrücks an, gesellen
sich brüderlich zu dem vornehmen Designer-Besuch, springt ein
Kontingent vergessener Oddballs heraus und legt sich gemütlich
daneben, und am Ende schwenkt die ganze Versammlung ein Transparent,
auf dem in grossen Lettern steht "Anfangen! Stricken! Paßt
alles zusammen hier!"
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