SQL – die vergessene Kunst?

Die dolle Olle – Structured Query Language

Meine zweite große Liebe auf dem Computer, ich hab es schon erwähnt, waren relationale Datenbanken und SQL. Die geniale Structured Query Language wurde an den Universitäten sehr gepflegt, schließlich ist sie ja auch von Wissenschaftlern für Wissenschaftler erdacht worden. Der ursprüngliche Zweck von SQL war ja die digitale Auswertung von Massendaten. Soweit ich weiß waren die Verhaltensforscher die ersten, die mit Hilfe von strukturierten Datenbanken wissenschaftlich fundierte Forschungsergebnisse erzielten. Mehr über die Geschichte und die Grundlagen von SQL kann man hier bei Wiki nachlesen, das ist spannend und gilt alles auch heute noch.

Ach so, und was hat das mit WordPress zu tun? Gemach, gemach.  Ohne MySQL kein WordPress. Mehr dazu (viel mehr!) später.

SQL ist SQL geblieben

Ich jedenfalls habe SQL damals an der Uni sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen und habe früh erkannt, welcher Power und welche Vielseitigkeit im relationalen Datenbankmodell steckt. So kam es, daß ich als studierte Biologin in der EDV gelandet bin – und dort echt Karriere gemacht habe. SQL hat sich bis heute kaum verändert. Wer die Grundlagen einmal begriffen hat, dem ist es egal ob er es nun mit Oracle, Access oder SQL Server, MySQL oder sonst einem Dialekt zu tun hat. Einen Select, einen Join oder eine Where-Klausel schreibt man heute noch genauso wie vor 40 Jahren, da ist nicht viel passiert – wozu auch. Die alten SQL-Konzepte sind so gut, da ist nie etwas Besseres nachgekommen.

Datennormalisierung – wer kennt das heute noch?

Was allerdings heute in Vergessenheit geraten scheint, ist die grundlegende Strukturierung der Daten. In SQL-Datenbanken landet heutzutage häufig unkontrolliertes Datenmus, es ist eben zu einfach, irrsinnige Mengen an Daten automatisiert abzuschöpfen. Als Programmierer sitzt man dann zu oft vor einer ungenießbaren Datensuppe, aus der man eine strukturelle Logik erst mühsam herausfieseln muß, ehe man zu vernünftigen Abfrageergebnissen kommt. Dabei könnt’s so einfach sein – wenn sich heute noch jemand die Mühe machen würde, die grundlegenden Tabellen zu Normalisieren und eine vernünftige Struktur hineinzubringen.

Gottseidank gibts Datensuppe – und (noch) keine gläsernen Bürger

Ich bin eigentlich ganz froh, daß die heutzutage erhobenen Datenmengen so schlecht strukturiert sind. Wenn da mal jemand vernünftig aufräumen würde, wären wir ganz schnell beim gläsernen Bürger. Überlegen sie nur mal, was herauskäme, wenn all ihre Bank- und Behördendaten, ihre Handy- und Internetprofile, ihre Krankenkassendaten und was weiß ich noch alles sauber durchstrukturiert und per SQL ganz easy abfragbar wären. Dann hätten wir sie, Huxley’s Schöne Neue Welt – und ich bin heilfroh, daß es nicht so ist.

Unfreiwilliger Schutz vor der totalen Überwachung

Die irrsinnigen Mengen an Datenschrott, die heutzutage über jeden von uns in irgendwelchen Computern gespeichert sind, sollen bitte so unübersichtlich und unauswertbar bleiben, wie sie sind, das ist unser bester Schutz vor der totalen Digitalisierung, die mit den heutigen technischen Mitteln theoretisch schon möglich wäre. Praktisch umsetzbar ist sie (noch) nicht, weil bei der Unzahl an unterschiedlichen Systemen und labyrinthischen gewachsenen Strukturen keiner mehr durchblickt, und das soll bitteschön so bleiben. Daten-Müllhalden als Schutz vor der totalen Überwachung?

Besser als nix, wenn sie mich fragen. Lieber ärgere ich mich noch lange Jahre z.B. mit Behörden oder Versicherungen rum, weil die anscheinend keine Daten speichern (oder sie nicht wiederfinden) und man bei jedem kleinen Antrag alles noch mal von vorn ausfüllen muß. Ist für mich als Bürger etwas unbequem, aber ehrlich: wenn die alle auf Knopfdruck meine sämtlichen Daten da hätten, würde mir mulmig. Da sei St.Murphy vor, er bewahre uns bitte das behördliche Datenchaos. Amen! 😉